Galcher Lustwerk: 100% Galcher (remastered) auf 2 LPs

»100% Galcher« war auf jeden Fall ein Durchbruch, als es 2013 als eine Stunde Originalmusik eines relativ unbekannten Produzenten erschien, die von der beliebten Mix-Serie Blowing Up The Workshop eingeleitet wurde.

Galcher Lustwerks charakteristischer Sound, ein rauchiger, bewusstseinsverändernder Bariton, der mit Beats schattenboxte, die von Funk, Rap, Rhythmus und Blues beeinflusst waren, fühlte sich wie eine Epiphanie an, unmöglich hypnotisch und vollständig. Resident Advisor schreibt: »100% Galcher« legte eine lässige, lysergische und entschieden schwarze Version von Deep House auf» Pitchfork erinnert sich an die unmittelbare Wirkung der Musik: »Es ist die Art von Juwel, die man gerne weitergibt.«

Das Album wurde von Resident Advisor und Juno zum Mix des Jahres gekürt und erreichte eine Top-Ten-Platzierung in der Albenliste des FACT Magazins sowie Philip Sherburnes persönliche Liste für Spin« Seitdem wurden ausgewählte Songs von »100% Galcher« in kleinen Auflagen gepresst, während das Album vor allem auf SoundCloud und YouTube als unauffällige Kultlegende gelebt hat. Es ist der Einstieg in den mittlerweile gut etablierten Katalog von Lustwerk, bekannt für seine Zuverlässigkeit als Late-Night-Hörer und seine prophetische Vision für die nahe Zukunft der Underground-Dance-Musik. RA würde ihn später als Mix des Jahrzehnts bezeichnen und seinen Einfluss und seine Fantasie zitieren: »Originell in jeder Hinsicht, unbekannt, ungehört und unglaublich gut.« Ende 2022, zehn Jahre nach den ersten Aufnahmen, kehrt Lustwerk zu Ghostly International zurück und veröffentlicht »100% Galcher« als remasterte Doppel-LP in limitierter Auflage. Lustwerk ist ein Produkt des Mittleren Westens. Als er in Cleveland aufwuchs, überspielte er die Kassetten seiner Eltern und verbrachte Stunden am Computer seiner Familie, um Loops aufzunehmen und Artworks für die Hüllen gebrannter CDs zu entwerfen. In der High School wandte er sich Ableton Live zu und verschlang jede elektronische Musikzeitschrift, die er in der örtlichen Borders-Buchhandlung finden konnte. Während seines Studiums an der RISD spielte er in Noise-Bands, stieß über Myspace auf die DIY-Szene von Providence und begann, nachts in Bars in der Innenstadt aufzulegen. Dort lernte er Young Male und DJ Richard kennen, die später White Material Records gründeten und Galcher Lustwerk ihre dritte Veröffentlichung anboten, ein Pseudonym, das per CAPTCHA-Test ermittelt wurde - ein perfektes Artefakt des Internet-Zeitalters. 2012 war Lustwerk nach New York City gezogen und hatte sich in einem Grafikdesign-Job niedergelassen, wobei er sich schnell von der Bürokultur entfremdete. »An manchen Tagen fühlte ich mich wie ein Alibi, an anderen Tagen unsichtbar.« Nachts schufen er und seine Freunde sich ihren eigenen Raum und veranstalteten Partys in kleinen Kellern, Bürogebäuden und ausgefallenen Karaoke-Bars in Manhattan, beeinflusst von Veranstaltungen wie Mr. Sunday in Gowanus und The Bunker bei Public Assembly. Der Lebensstil begann, sich auf Lustwerks musikalische Vision auszuwirken. Er erinnert sich an die Nacht, in der es in Providence klick machte, als er mit Morgan Louis und Alvin Aronson feierte und Melodien hörte. Er kehrte nach New York zurück und baute sein Schlafzimmer-Setup zusammen: eine Dave Smith Tempest Drum Machine, einen Waldorf Blofeld Synthesizer und einen TEAC-Kassettenrecorder. Die ersten Schnipsel landeten direkt auf SoundCloud, wo Lustwerk das Publikum testete. Kommentare und Nachrichten boten sofortiges Feedback. Eine DM gab den Ausschlag: eine Einladung von Matthew Kent zu seiner aufkeimenden Mix-Serie Blowing Up The Workshop.

»100% Galcher« reiste schnell und weit. Ein Phänomen, das er nur kurz genießen konnte, bevor er feststellte, dass fast alle Master der Tracks durch einen Wasserschaden an seinem Computer vernichtet wurden. »Die einzigen Kopien waren nun auf dem 192kbs mp3-Mix, den ich Matt geschickt habe.« Bis jetzt, denn Lustwerk hat die verlorenen Tracks wiedergefunden und sie Josh Bonati zum Remastering übergeben. »Der Original-Mix wurde nie gemastert, also hoffe ich, dass ältere Fans hier etwas Neues finden können.« Wenn man das verbesserte Set zum ersten Mal mit einer Trackliste hört, wird deutlich, dass dies von Anfang an ein richtiges Album war. Clevere Synthie-Einlagen (alle mit dem Titel »Stem«) machen den Weg frei für rasante House-Hymnen wie »Fifty« und »Parlay«, den ursprünglichen Durchbruch des Sets. Themen, die sich durch den gesamten Katalog von Lustwerk ziehen, tauchen zum ersten Mal in diesem ikonischen Lauf auf, die Verbindung zwischen dem meditativen Zustand des Fahrens im Mittleren Westen und den einsamen Niedergängen des Nachtlebens. Lust- werk, der Erzähler, ist eine schwer fassbare Figur, ein Geheimagent des Clubs, verkörpert durch die Hooks: »One minute I'm on / next minute I'm gone«, erinnert er uns im Kultstück »Put On« Diese narkotischen, einzeiligen Refrains bleiben im Gedächtnis haften; ein Blick auf den ursprünglichen YouTube-Upload von »Kaint« zeigt, dass die Fans diese Phrasen nicht mehr loslassen können. Obwohl allein aufgenommen, war »100% Galcher« ein kollektiver Moment.

Ein Jahrzehnt später sieht Lustwerk das Erbe als geteilt an: »Musik zu machen kann eine entfremdende Erfahrung sein, besonders für DJs, die viel unterwegs sind, das ist alles sehr isolierend. Es ist einfach, die Einsamkeit in der Musik selbst auszudrücken, aber wenn es darum geht, Dinge zu erledigen, Musik zu veröffentlichen, sollte man sich auf jeden Fall mit anderen Leuten auf die Reise begeben, mit Freunden oder vielleicht nur mit einer Gruppe von Leuten online, Dinge mit deinen Freunden aufbauen, die sie dann aufbauen können, um dir zu helfen.«