Ella Henderson: Chapter One (13 Tracks)
Ella Henderson wollte schon immer Musik machen. Sie wollte schon immer eigene Songs schreiben und sie singen.
Bereits als Kind wusste sie genau, was sie wollte und nahm es entschlossen in die Hand, ihr Ziel zu verwirklichen. Sie hat sich eigenständig im Alter von nur elf Jahren eine Musikschule gesucht, die sie besuchen wollte – und bekam ein Stipendium.
Ihr Auftritt in der Talentshow »The X Factor« brachte der Britin mit der einzigartigen, soulgetränkten Stimme zwar nicht den ersten Platz ein, dafür aber einen Plattenvertrag und eine große Zuhörerschaft. Die Single »The Ghost« wurde zum durchschlagenden Nummer-Eins-Hit.
Es lohnt sich also, seine Ziele zu verfolgen. »Chapter One« ist ein überaus gelungenes Beispiel.
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
(soweit verfügbar beim Lieferanten)
- Label: Syco, 2014
- Bestellnummer: 5638116
- Erscheinungstermin: 13.10.2014
Mindestens so bemerkenswert wie ihre Stimme ist allerdings auch die Selbstsicherheit des Teenagers – das Ergebnis ihres persönlichen Antriebs, ihr ehrgeiziges Ziel zu erreichen, das sie verfolgt, seit sie elf Jahre alt ist: ihre eigenen Songs zu schreiben und sie zu singen. Oder um genauer zu sein: ihre Gefühle durch Musik zum Ausdruck zu bringen und zu spüren, wie die Musik beim Publikum wirkt.
Ellas Entschlossenheit, erfolgreich zu sein, hat allerdings nichts mit Glamour und Ruhm zu tun. Die Teenagerin, die nur unter der Voraussetzung an der Talentshow »The X Factor« teilnahm, weil es ihr gestattet war, mit einem selbstgeschriebenen Song teilzunehmen, würde wesentlich lieber mit ihrem Hund spazieren oder mit ihren Freuden ins Kino gehen als eine Celebrity-Party besuchen. Wenn du Ella nach ihren Top 2 »Zwick mich bitte mal«-Momenten fragst, seit sie Anfang vergangenen Jahres beim Label Syco Music unterschrieb, sind ihre Antworten sind mehr als bezeichnend: Moment Nummer eins: als sie genau an ihrem 18. Geburtstag in Ryan Tedders Studio war, um »Ghost« aufzunehmen. Moment Nummer zwei: als sie ihr erstes eigenes Sofa kaufte. (Es ist übrigens aus Leder und in L-Form, falls jemand fragt.)
Oh, und ihr dritter, unvergesslicher Moment der vergangenen achtzehn Monate gewährt einen ziemlich guten Einblick in Ellas Kopf. Es sind die nächtlichen Dreharbeiten zum Video zu »Ghost«, die in New Orleans stattfanden. »Das war der Augenblick, in dem mir alles, was seit ›X Factor‹ passiert war, erst so richtig bewusst wurde,« erinnert sie sich. »Es waren hunderte von Crew-Mitgliedern dort, das Shooting dauerte die ganze Nacht. Ich sah zum Regisseur und mir wurde klar, dass er keinen Film drehte und ich nicht nur als Helfer am Set war. All diese Menschen waren nur wegen mir hier. Derartige Momente können überwältigend sein, obwohl: mit achtzehn ein Ledersofa kaufen, ist schon kaum zu überbieten. Wenn die ganz alltäglichen Dinge des Lebens sich verändern, wird es echt schräg.«
Die »ganz normalen Dinge« begannen sich bereits zu ändern, als Ella 2012 die »X Factor«-Live-Audition-Phase absolvierte. Plötzlich konnte sich nicht einmal zum Einkaufen gehen, ohne erkannt zu werden. Was sich der Öffentlichkeit allerdings nicht offenbarte, war, dass die Schülerin nicht an der Show teilnahm, um zu gewinnen. Sie rechnete nicht einmal damit, ins Fernsehen zu kommen. Es war ihr auch vollkommen schnuppe, ob sie die Finalrunden erreichte. Sie nahm in der Hoffnung teil, jemand würde sie sehen, der ihr dabei helfen könnte, ihre Musik zu machen, oder ihr einen Vertrag geben würde, oder bei irgendwem irgendwo ein gutes Wort einlegen.
Bereits vor ihrer Teilnahme hatte sie ihr geregeltes Familienleben dem Songwriting geopfert. Seit sie drei Jahre alt war, hatte sie gesungen – sie brüllte z.B. die Texte ihres Lieblingsfilms »Annie« durchs ganze Haus, sehr zum Leidwesen ihrer beiden älteren Brüder. Ihre ersten musikalischen Erinnerungen sind ihr geliebter Großvater, der ihr Billie Hollidays »God Bless The Child« vorspielte und ihr Frank Sinatra-Songs vorsang. Sie brachte sich selbst das Klavierspielen bei, weil ein Instrument im Haus stand, auf dem niemand spielte. Mit elf beschloss sie, das elterliche Haus zu verlassen, um eine Musikschule zu besuchen. »Es gab bei uns keine weiterführenden Schulen, die sich auf Musik oder Kunst spezialisierten,« erklärt sie. »Also schaute ich im Internet, fand drei, druckte mir die Details aus und legte sie meiner Mutter und meinem Vater vor. Eine war in London, eine außerhalb von London und die andere in Amerika. Meiner Mum klappte die Kinnlade herunter, meinem Dad ging es genau so. Mum wollte nicht, dass ihr ›Baby Girl‹ das Haus verlässt. Meinem Vater entgleisten die Gesichtszüge, als er die Studiengebühren sah.«
Letzten Endes erhielt Ella ein Stipendium an einer Schule, die sie als »so wie Hogwarts, nur für Musik« umschreibt. Einige Zeit lang liebte sie das Schulleben, doch mit 15 hatte sie einen Haufen Songs geschrieben und sie wollte die Schule verlassen, um aufzutreten. Der Kompromiss mit ihren Eltern war, bei »The X Factor« teilzunehmen. Der Rest ist Geschichte: Ella wurde Sechste. Ihr relativ frühes Ausscheiden schockte das Publikum, passte ihr selbst aber ganz gut ins Konzept und bescherte ihr prominente Fans wie Adele und Cher, die der jungen Sängerin via Twitter ihren Support zusicherten und sie als »absolut unglaublich« bezeichneten.
In den 24 Stunden nach dem »X Factor«-Finale erhielt Ella unterschriftsreife Angebote von vier verschiedenen Labels. Sie entschied sich für Syco, denn das Label sicherte ihr zu, sie könne sich so viel Zeit lassen, wie sie wollte, um ihren Sound zu finden und auszuarbeiten. Die Songwriting-Sessions für ihr Debütalbum »Chapter One« begannen im vergangenen Frühling. Ella schrieb zunächst eine Wunschliste von Künstlern, mit denen sie gerne arbeiten wollte – darunter Babyface, Salaam Remi und Al Shux. Syco schickte sie in die Vereinigten Staaten, wo sie jedem von ihnen eine Woche lang an Stücken schrieb.
»Es war ein Glücksfall, derart hochkarätige Leute zu haben, um mir bei der Entwicklung meines Sounds zu helfen,« sagt Ella. »Ich will nicht in die Retro-Schublade gesteckt werden, das wäre mit meiner Stimme natürlich das Naheliegendste. Meine Songs sind sehr persönlich, wie ein offenes Tagebuch, der Sound musste also roh und ehrlich sein. Er muss ein Liveband-Feeling haben, als wenn man selbst da wäre, mit der Person in einem Raum. Und es sollte hymnisch, soulful und leicht mitsingbar sein, denn das ist die Musik, die ich liebe. Was ich allerdings erst noch herausarbeiten musste, war mein eigener Kniff dabei.«
Zusammen mit Salaam schrieb sie den Gänsehaut-Slowie »Hard Work«, ein Beziehungssong, der an klassische Sam Cooke-Lieder erinnert, aber mit topmodernem Flavour. Mit Babyface schrieb sie den Song »The First Time« im Rahmen einer Session, der ihr wie eine Therapie-Sitzung vorkam. »Babyface heißt in Wirklichkeit Kenny,« lacht sie. »Ihn zu treffen, war unglaublich, denn er hat so viele Songs geschrieben, mit denen ich aufgewachsen bin. Er fragte mich, über was ich schreiben will und ich sagte: ›das Gefühl, wenn jemand in deinem Leben war und dich verlassen hat und die Person, mit der er danach zusammen ist, identisch mit dir ist, aber nur eine schlechte Version von dir. Er fand die Idee toll und ermutigte mich, meinem Gedanken freien Lauf zu lassen.‹«
In Zusammenarbeit mit Al Shux entstand das lustige, funky, großartig bluesige »Mirror Man«. Um wen es in dem Song geht, will sie allerdings nicht verraten. »Er handelt von der egozentrischsten Person, der ich mal begegnet bin,« erklärt Ella. »Jeder hat eine solche Person schon mal erlebt. Sie lieben sich selbst, bevor sie überhaupt jemand anderen lieben können. Es könnte eine Frau sein. Wie auch immer, sie sind Wichser. Es ist vermutlich der Song, den ich am liebsten live singe. Mir geht’s überhaupt nicht um Attitude, aber es ist so ehrlich und ungezogen, dass jeder diesen Song liebt... und so unglaublich neugierig sind, herauszufinden, wer der ›Mirror Man‹ ist.« Zurück in London schrieb Ella mit TMS (Emeli Sande, Little Mix) das epische »Empire«.
An Weihnachten 2013 sollte »Chapter One« komplett im Kasten sein. Dann entdeckte Ryan Tedder Ellas Coverversion des Drake-Songs »Hold On, We’re Going Home«, den sie bei Vevo hochgeladen hatte. Er bestand darauf, mit ihr zu arbeiten. Den beiden blieben dafür gerade einmal zwei Stunden in einem Londoner Studio. Sie benötigten gerade einmal weniger als eine Stunde, um den Refrain von »Ghost« zu schreiben.
»Ryan spielte mir ein paar Sounds vor, die er um meine Stimme herum platzieren wollte, dann stellte er mir eine Frage,« erinnert sich Ella. »Er fragte: ›Wenn du deinen Mund aufmachst und der Welt eine einzige Sache mitteilen könntest, was wäre das?‹. Das ist eine verdammt gewichte Frage! Mir fiel das Konzept eines Geistes ein, als Metapher für etwas oder jemanden, der dich so frustriert, dass du nicht essen oder schlafen kannst, weil du ständig daran denken musst, dass du willst, dass er, sie oder es weg geht. Und so wählte ich diesen Song unter den ganzen, großartigen Liedern als meine erste Single. Das war mir klar, sobald ich den Refrain mit Ryan geschrieben hatte.«
Der einzige Song auf »Chapter One«, an dem Ella nicht als Songwriter beteiligt war, ist das von Drums angetriebene, elektronische »Glow«, das von Steve Mac und Camille Purcell stammt. »›Glow‹ war fast schon fertig, als ich es entdeckte,« sagt Ella. »Ich erhielt Dutzende von Demos, aber das hier war das einzige, das ich genauso mochte wie meine eigenen Songs. Ich liebe es, weil niemand einen derartigen Sound von mir erwarten würde. Ich wollte mit dem Album nicht auf Nummer Sicher gehen und ›Glow‹ wird mit Sicherheit ziemlich viele Menschen überraschen.«
Rezensionen
»Mit der Entschlossenheit eines erfolgshungrigen Teenagers singt die Engländerin hier Pophymnen so hingebungsvoll, als hinge ihr Leben davon ab.« (Stereo, Dezember 2014)
- Tracklisting
- Mitwirkende
Disk 1 von 1 (CD)
- 1 Ghost
- 2 Empire
- 3 Glow
- 4 Yours
- 5 Mirror man
- 6 Hard work
- 7 Pieces
- 8 The first time
- 9 All again
- 10 Give your heart away
- 11 Rockets
- 12 Lay down
- 13 Missed