Sehr hörenswert
Ja, eine Rezension dieses neuen Albums steht an. Detlev Schmidtchen ist wohl den meisten von uns als Keyboarder (und Gitarrist) der deutschen Prog-Band Eloy zu ihren erfolgreichsten Zeiten bestens bekannt. Auch das Projekt EGO ON THE ROCKS mit Detlev sowie Ausnahmedrummer und Lyrics-Mastermind Jürgen Rosenthal (Scorpions, Eloy) ist sicher den Meisten
bekannt. Wie ebenso bekannt sein dürfte und sollte, hat er sich auch einen Namen als Solo-Musiker gemacht.
Wer Detlevs Alben kennt, wird hier in aller Deutlichkeit gesprochen Neues erleben: Und das hat seinen Grund, einen hammerharten Grund: Das Album verarbeitet musikalisch den plötzlichen, unerwarteten und viel zu frühen Tod seines Bruders.
Ein solches Ereignis in einer Familie ist immer einschneidend, eine Art Super-Gau für die Seele. Niemand weiss dies besser als ich, alldieweil die Mutter meiner Kids und meine Partnerin viel zu früh vor einem Vierteljahrhundert verstarb. Das Ereignis katapultiert einen in ein Vakuum, in den freien Fall. So etwas musikalisch umzusetzen, das ist ein großes Projekt.
Detlev, eigentlich ein Garant für die leichtere Kost im Ambient-Instrumentalbereich, liefert hier wirklich Herausragendes. Die Stücke 1 und 2 gleich zu Beginn, OPEN SESAM und PRAY FOR PREACHERS sind der Hammer, intensiv, vielschichtig, dokumentieren den Einschlag des Unfassbaren. Dann geht es hinein in den freien Fall. Zero Gravity, in der Tat, so lautet auch der Titel des Albums. Dies wiederum berührt mich dermaßen und reaktiviert alte Erinnerungen, dass ich nur meinen Hut ziehen kann. Das ist vom Allerfeinsten. Das ist meisterhaft gemacht.
Alle Detlev Schmidtchen-Freunde finden hier auf alle Fälle ein prachtvolles Album mit einer bislang von ihm so nicht gekannten Vielschichtigkeit, Reife und Tiefe - bei der eines positiv auffällt: Trotz aller Heftigkeit geht der Sinn für die Schönheit des Lebens nicht verloren und ... man kommt hindurch. Das Licht ist stärker. Wen wundert hier, dass Reminiszenzen an Eloys Topalbum DAWN unüberhörbar sind - hier und da...
Alle Fans von Eloy finden hier teilweise dramatische, teilweise betörend schöne Keyboard-Kompositionen, die zum Träumen und Wegschweben verführen wollen. Auch sein typischer Gitarrensound fehlt hier nicht. Alles gewürzt mit Einflüssen der Berliner Schule der elektronischen Musik.
Das Album ist reif wie ein guter Rotwein...
Und dieses Urteil hat etwas Beruhigendes: Man kommt heil auch durch solche Ereignisse hindurch und gereift heraus....
Absoluter Kauftipp...