Backline Volume 270 auf 2 CDs

Mit Endlos-CD-Reihen wie »Rockfile« und »Popfile« hatte Line Music seit Ende der 1980er-Jahre amerikanischen Uralt-Aufnahmen eine Plattform gegeben: Fast vergessene Musik aus den 40er-, 50er- und ganz frühen 60er-Jahren war wieder erhältlich; Musik, die so manchem nachgewachsenen Act erst die Richtung wies.
Einmal von der Bedeutung dieser Produkte infiziert(und schließlich selbst damit groß geworden), mochte Line-Chef Uwe Tessnow »sein Kind« nie loslassen. Und so verwunderte es nicht, dass das Hamburger Label 2005 zum Neustart ansetzte: BACKLINE führt seitdem den Weg fort, inzwischen sind 270 Doppel-CDs zum moderaten Preis erschienen.
Die Unternehmung – anfangs erneut auf US-Produktionen und Chart-Hits beschränkt – hat sich inzwischen repertoiremäßig geöffnet, bietet ein breiteres Spektrum an. Und präsentiert außerdem unregelmäßig inhaltliche »Specials«: u. a. mit britischen Interpreten, deutschen Cover-Versionen der ehemaligen Übersee-Klassiker, Editionen mit Weihnachts-Songs.

Die vorliegende aktuelle Ausgabe steht unter einem ganz besonderen thematischen Aspekt, der Sammlers Alarm auslöst und dem zugleich pop-historische Bedeutung zukommt.
Untertitel: Firsts & Earlies – eine Kollektion, die fast ausschließlich die jeweils erste Veröffentlichung späterer Top-Stars versammelt; und wenn – als Folge der oft immens schwierigen Beschaffung dieser Raritäten aus dunkelsten Ecken der Popgeschichte – mal ein »Erstling« aus grauer Vorzeit partout nicht mehr aufzutreiben war, wurde zumindest ein damals zeitnah veröffentlichter Folgetitel in den prähistorischen Reigen aufgenommen.

Es geht bei Firsts & Earlies nicht um die Reproduklion von obskuren »No-name- Exoten«. Wer in die vorliegende Kollektion mit 50 Titeln von Stars in spe integriert wurde, hat – z. T. erst Jahr(zehnt)e später – Hits produziert, für Schlagzeilen gesorgt, Weltkarrieren verbucht; einige Interpreten trugen schon damals ihre heutigen Namen, andere begannen unter Pseudonymen oder waren (noch anonyme) Mitglieder in Frischlings-Bands, die kaum jemand kannte und oft schnell vergessen wurden. Und für deren originale Früh-Stücke heute nicht selten Mondpreise – gern mal vierstellig – aufgerufen und gezahlt werden, wenn sie denn überhaupt mal auftauchen.

Frei zur Entdeckung stehen, zum Beispiel, True Taylor, Alis Lesley und Johnny Macaroni; es präsentieren sich Little Doug And The Gangsters, Billy Lee und The Paramours, Neil & Jack, Scotty Engel, das Johnny CaIe Quintette. Und...und...und. Um zu erfahren, wer genau sich hinter all diesen Namen verbirgt, wer wann auf welchen Labels seine ersten künstlerischen Duftmarken hinterlassen und damit in der verblüffenden Rückschau auch mal für Kurioses gesorgt hat – dabei hilft ein Blick ins Booklet.

Rezensionen

»Und schon allein die frühe Fassung von Tommy Roes ›Sheila‹, Bruce Johnstons wüstes halb-psychedelisches Lied ›Do The Surfer Stomp‹ und Bobby Fullers Cover-Version von ›Nervous Breakdown‹ sind den Kaufpreis wert!« (Good Times, Oktober / November 2014)