Xavier Naidoo: Telegramm für X auf 1 CD und 1 DVD

Es wurde viel geschrieben über den Sänger Xavier Naidoo. Mal Positives, mal Negatives, mal Unverständliches, mal Euphorisches. Die Berichterstattung, egal in welchem Mediensegment, hatte allerdings eins gemeinsam, man kam an ihm nicht vorbei.

Die Veröffentlichung des Albums „Nicht von dieser Welt“ machte ihn zu einem hoch gelobten Künstler. Dieses beinhaltete jedoch auch die zynischen Stimmen ob ein nachfolgendes Produkt diesen Erfolg überragen kann. Es konnte, denn das im März 2002 erschienene Doppelalbum „Zwischenspiel/Alles für den Herrn“ ging sofort von 0 auf 1 in die deutschen Media Control Charts und hielt sich dort über Monate hinweg in den Top 5. Weiterhin schaffte er es mit drei seiner Singles direkt in die Top 5 der Charts einzusteigen. Dazu kamen die ausverkaufte Clubtour im Frühjahr und die Hallentour im Herbst 2002.

Ob ein solcher Erfolg einen Menschen nachhaltig verändert, wird sicher eine nahe liegende Frage sein. Um eine Antwort darauf zu finden braucht man nur nach Mannheim zu fahren. Hier ist der große deutsche Soulstar der „Xaver“. Natürlich, menschlich, unprätentiös. „In Mannheim bin ich Zuhause und dafür engagiere ich mich auch gerne. Ich finde es wichtig dahinter zu stehen, wo man her kommt.“

Seine Art ist es auch, aus der immer wieder eine Zusammenarbeit mit den verschiedensten Künstlern entsteht. Beispielsweise die Single „Ich kenne nichts…(das so schön ist wie Du)“, die gemeinsam mit dem Mastermind des Wu Tang Clans RZA und Xavier´s langjährigem Freund Michael Herberger umgesetzt wurde (VÖ 19.05.03). Auch mit diesem Song schaffte er es, die Spitze der Charts zu erobern.

Nach den ganzen Jahren innerhalb der Musikindustrie hat er viel dazu gelernt. So legt er heute ganz besonderen Wert darauf, dass alle seine Veröffentlichungen einen qualitativ extrem hohen Wert haben. „Die Fans zahlen dafür und dann ist es doch nur recht und billig, dass sie absolut erstklassige Sachen für Ihr Geld bekommen“. Nichts wird gemacht, bevor Xavier nicht sein o.k. dazu gegeben hat. Dieser Drang nach Unabhängigkeit war es auch, weshalb er die Angebote der Majorfirmen damals ausschlug. Die Möglichkeit das umzusetzen, was er sich vorstellte wäre in eingefahrenen Marketing-, Promotion- oder Vertriebs-Reglements untergegangen. Er fand Partner, die genau dies verstanden und ihm damit den nötigen Freiraum geben konnten, der ihm wichtig war.

Auch die Veröffentlichung seiner letzten Solo-Aktivität ist unter diesem Aspekt entstanden. Die am 02.06.03 erschienene Doppel-DVD „Alles Gute vor uns“ warf die Frage auf, ob der Platz auf einer DVD reichen würde, um seinen Fans das zu geben was er wollte. Da dies bei seinen Vorstellungen und Ideen niemals für eine einzelne DVD gereicht hätte, entschied er, eben eine Doppel-DVD zu machen. Die weitere Überlegung war, dass doch nicht jeder einen DVD Player Zuhause hat und somit entstand die Doppel-Live CD, die am gleichen Tag veröffentlicht wurde.

Nun kommt er mit seinem dritten Solo-Album, was erneut sehr eindrucksvoll seine Textsicherheit widerspiegelt und den kritischen Blick auf die Gesellschaft in ein musikalisches Gewand steckt. In „Telegramm für X“, welches am 25.11.05 erscheint, sind die Themen vielseitig und menschlich. Kritisch geht es bei Songs wie „Bist Du am Leben interessiert“, „Abgrund“ oder „Seelenheil“ zu, bei denen man merkt, dass man nicht einfach alles zur Seite schieben kann. Die Gefühle und Emotionen werden hingegen bei „Bitte frag mich nicht“, „Und“ sowie „Zeilen aus Gold“ äußerst einfühlsam sensibilisiert. Schon die erste Single „Dieser Weg“ (VÖ 04.11.05) animiert dazu, umzudenken und sich der Tatsache bewusst zu werden, dass Risikobereitschaft viel verändern kann.

Für die musikalische Umsetzung der Songs holte er diesmal neben Michael Herberger auch Philippe van Eecke, ein weiteres Mannheimer Produzenten-Talent, mit an Bord.

Während er aus seinem Album „Zwischenspiel/Alles für den Herrn“ kurzerhand ein Doppelalbum machte, da auf einer einzelnen CD nicht genügend Platz für alle seine Songs gewesen wäre, so hat auch seine Kreativität bei „Telegramm für X“ nicht halt gemacht. Diesmal hat er sich jedoch etwas einfallen lassen, was so einige ungläubig staunen läßt. Sicher ist, dass man die Person Xavier Naidoo danach mit anderen Augen sehen wird. Da es eine Überraschung für ALLE sein soll, sei auch hier nicht zu viel verraten. Was man erwähnen kann ist, dass dem Album eine DVD mit 170 Minuten Spieldauer beiliegt, auf der u.a. acht fertige Videos zu einzelnen Songs zu sehen sind.

Xavier Naidoo mag als eigensinnig gelten, da er stets seinen eigenen Weg geht. Doch das offene Ausleben seiner Wertvorstellungen, seine Ansichten über Religion und manchmal auch der Charme eines kleinen Jungen, sind das, was ihn am besten beschreibt. Ein „Durchgeknallter“ für die einen, ein „Musiker mit Charisma“ für die anderen, jedoch beide Gruppen attestieren ihm - „ein Mann mit einer fantastischen Stimme“.

Rezensionen

T.​ Fuchs in Stereo 2/06: "Hier stimmt sogar das Album- Design für 14 ungemein angagierte Lieder, die sich sou- verän zwischen Jazz-Impressionen, dezenten HipHop-Beats, Samples und Scratches bewegen.​"