Einzigartiger, fantastischer "Funky Dance Juke Joint Blues"
B.B. King kennen viele, Albert und Freddie King einige, Willie King kennt kaum jemand. Im Film "Feel Like Going Home", in dem sich Regisseur Martin Scorsese mit dem jungen Bluesgitarrist Corey Harris auf die Suche nach den Wurzeln des Blues auf eine Reise durch Mississippi und über den Atlantik nach Afrika an die Ufer des Niger in Mali begibt, ist Willie in einem kurzen Beitrag zu sehen.
Willie wurde am 18.3.1943 in Prairie Point im westlichen Mississippi, in der Nähe der Grenze zu Alabama geboren. 1967 verließ Willie den Süden, um in Chicago als Musiker sein Glück zu versuchen. Nach einem Jahr in der West und South Side kehrte er zurück und ließ sich in dem wenige Kilometer von seinem Geburtsort gelegenem Old Memphis, Alabama, nieder, wo er auch am 8.3.2009 an einer Herzattacke starb.
Von Albert "Brook" Duck, einem alten Mississippi Bluesmusiker, dem das Album FREEDOM CREEK gewidmet ist, so die Linernotes, lernte Willie,"You really had to talk about the woman. But you're talkin' about the boss man all the time, how he treatin' you". Anfang der 80er Jahre begann Willie zu spielen, was er den "struggling blues" nannte. Willie kritisierte von da an in seinen Liedern offen den Boss Man, den Rassismus, die Misshandlung der Afroamerikaner, etc. und schloss sich der Bürgerrechtsbewegung an.
Im Jahr 2000 nahm Willie King sein zweites Album, FREEDOM CREEK, - das erste war das selbstproduzierte WALKIN' THE WALK, TALKIN' THE TALK von 1999 - für Jim O'Neils Label "Rooster Blues" auf. Dieser hatte ihn 13 Jahre zuvor auf einem Konzert in Eutaw, AR, gehört und wurde von dem "juke-joint musical style and political lyrics" glattweg umgehauen. Das Album wurde mit einem 2-Spur-Aufnahmegerät im Juke Joint Bettie's Place, das seine Cousine Bettie Gilkey in seinem Geburtsort betrieb, zwischen dem 18. und 20. Februar 2000, aufgenommen.
Der von Howlin' Wolf, Muddy Waters und John Lee Hooker beeinflusste, zum Tanzen anregende "juke-joint musical style" ist gekennzeichnet von der rauen, heißeren Stimme Willie Kings und dem cleanen Sound seiner Stratocaster sowie dem Drive von Willie James Williams stark ramponiertem Schlagzeug ("a battered kit of drums with no bottom heads on snare and toms, the bass drum layered with duct tape and nailed on the floor"). Ein weiteres Merkmal der Songs ist der im Blues selten verwendete Call-And-Response-Stil mit dem dritten Willie, Willie Lee Halbert aus Macon, MS, als zweitem Vokalisten.
Die Songtexte sind sämtlich - im Blues selten - politisch: "They killed Dr. King’s body, but they couldn't kill his mind", "Let's come together like brothers and sisters, let's start lovin' each other", "20 long years on a plantation, all I got was a slap on my back", "Everything I do, ... they walk to the man, and telling him every thing, every little thing", "Oh my boss man told me they want me around no more, when I got home my baby told me the same thing".
"Second Coming", "Picker's County Payback", das an "Spoonful" von Howlin' Wolf erinnernde "Let's Come Together", der von einem Freund Willies geschriebene akustische "Picker's County Blues", das an B.B. Kings "Five Long Years" angelehnte "Twenty Long Years" und "Stand Up And Speak The Truth" wurden am Freitag bzw. am Samstag Nachmittag ohne Publikum, "Uncle Tom", "Sell Out", "Clean Up The Ghetto" und "My Boss Man And My Baby" bei vollem Betrieb live in der Nacht zum Sonntag aufgenommen.
"Why The Good Lord Send Us The Blues (spoken)" ist kein Song, sondern Willie erzählt vom harten Leben der armen, afroamerikanischen Bevölkerung auf den Plantagen.
Fazit: Einzigartiger, fantastischer "Funky Dance Juke Joint Blues"