Magische Zeitreise: Motowns legendäre Live-Mitschnitte auf 4 CDs
Dass MOTOWN unter allen Plattenfirmen eine Sonderstellung einnimmt ist unbestritten.
Gegründet 1959 in Detroit, Michigan (USA) von Berry Gordy Jr., mit tatkräftiger Unterstützung durch William (Smokey) Robinson, war MOTOWN RECORDS das erste wirklich wichtige Label, das sowohl in schwarzem Besitz war, als auch von schwarzen Managern geleitet wurde (die Mitbewerber STAX und ATLANTIC waren dagegen in weißem Besitz) und in der ersten Zeit ausschließlich schwarze Künstler unter Vertrag nahm; später kamen auch weiße Bands, wie 'Rare Earth' dazu.
Wie ein Lauffeuer sprach sich - nachdem es erste landesweite Erfolge gegeben hatte (z.B. The Miracles 'Shop Around' oder The Marvelettes 'Please Mr. Postman' - später übrigens von den Beatles gecovert - und Mary Wells 'My Guy') herum, dass MOTOWN aus talentierten Amateuren Stars machen konnte. Schon bald rannten daher angehende Weltstars, wie Martha Reeves +++ Stevie Wonder +++ The Temptations +++ The Supremes +++ Marvin Gaye +++ Mary Wells +++ Jr. Walker & The All Stars +++ The Spinners +++ Gladys Knight & The Pips +++ The Isley Brothers +++ The Contours +++ The Four Tops u.v.a. der kleinen aufstrebenden Firma am Detroiter West Grand Boulevard 2648 "die Bude" ein.
Nachdem Berry Gordy jr. als freier Musikschreiber erste Erfolge verbuchen konnte (u.a. mit mehreren Hitsongs für den charismatischen schwarzen Detroiter Sänger Jackie Wilson), aber mit einem eigenen kleinen Plattenladen (in dem er ausschließlich Jazz-Platten verkaufte) pleite gegangen war, musste er als Fließbandarbeiter bei Ford seine, durch den Laden-Konkurs entstandenen, Schulden abarbeiten.
Als er zufällig die Begegnung mit dem musikalischen Genie Smokey Robinson gemacht hatte und die beiden sofort eine enge Freundschaft eingingen, ermutigte Robinson seinen Freund nicht mehr im Auftrag anderer (weißer Plattenfirmen) Songs zu schreiben, sondern ein eigenes Label zu gründen.
Sowohl Gordy, als auch Robinson hatten die schmerzliche Erfahrung bereits hinter sich, dass schwarze Songschreiber und Interpreten regelmäßig von der weißen Plattenindustrie um die Früchte ihrer Arbeit gebracht wurden (Ideen wurden geklaut, Tantiemen unterschlagen, sowie Cover-Versionen von Songs schwarzer Künstler für weiße Interpreten verwässert und dann millionenfach verkauft). Darauf hatten beide keine Lust mehr.
Nachdem Gordy, mit Hilfe seines neu engagierten *A&R-Managers Mickey Stevenson (*A&R = Artist & Repertoire), in Detroits Jazz-Clubs die damals wohl besten Musiker Detroits engagiert hatte, die fortan als Motowns Studioband 'The Funk Brothers' bei Motown für die musikalische Begleitung der Sänger/innen sorgten und schon bald als unumstritten "beste Studioband der USA" galten, begann der rasante Aufstieg von Motown zum schließlich erfolgreichsten unabhängigen Label der USA.
Smokey Robinson hat später in Interviews die Firmenphilosophie von Motown wie folgt erläutert:
• 'Zu uns kamen Amateure, um vorzusingen, um bekannt zu werden und um einen Weg aus dem Ghettoleben zu finden. Viele waren hochtalentiert, aber völlig ungeübt in Sachen Bühnenauftritte, Studio-Arbeit und Umgang mit Journalisten. Deshalb wurde Motown zu einer Art 'Schule für Talente'. Wir investierten in die (meist sehr jungen) angehenden Künstler/innen, richteten Tanzkurse ein, die ein bekannter Ex-Tänzer und Choreograph leitete, engagierten eine erfahrene Lehrerin für "Benimmfragen" und wir schickten unsere jungen Künstler/innen auf Tourneen, damit sie Sicherheit und Routine auf der Bühne bekamen.
• Das Vehikel für die Bühnenroutine waren unsere, zunächst landesweiten und später weltweiten, Motortown Revues. Wer diese "Schule" erfolgreich absolviert hatte, der konnte sich anschließend auf jeder Bühne der Welt behaupten, der war selbstbewusst und sicher im Auftreten, auch gegenüber Mitgliedern europäischer Königshäuser (Supremes, Marvin Gaye u.a. traten z.B. mehrmals in London vor Angehörigen der britischen Königsfamilie auf).
• Natürlich wollten wir unsere Künstler/innen halten, aber wenn sie dann schließlich doch irgendwann zu anderen Plattenfirmen wechselten, hatten sie dort die allerbesten Karten und die beste Grundlage für eine weiterhin erfolgreiche Welkarriere (Beispiele: Gladys Knight & The Pips +++ The Isley Brothers +++ The Spinners).
• Bei diesen Motortown Revues spielte es daher auch keine Rolle, ob die Künstler/innen bereits erfolgreich waren, oder noch ganz am Anfang ihrer Karriere. Es war eine Mischung aus allem. Die Künstler/innen waren eingebunden in die Gemeinschaft mit ihren Motown-KollegInnen und lernten so voneinander. Diese Tourneen waren ein großer Erfolg, meist schon kurz nach der Ankündigung ausverkauft und sie machten auch bisher unbekannte Interpreten einem größeren Publikum bekannt.
• Motowns Maxime war außerdem Geduld und gegenseitige Solidarität, nie haben wir irgend einen Künstler fallen gelassen, wenn er noch nicht oder vorübergehend keinen Erfolg hatte. Er wurde dann von den erfolgreichen Kollegen mit finanziert und blieb Teil der Motown-Familie. Bei seinen Auftritten, zusammen mit den anderen Künstler/innen des Labels, behielt er sein Selbstbewusstsein, hatte ein kontinuierliches Einkommen und irgendwann kam dann auch sein großer Erfolg (zurück).
• Es gab in den 1960er Jahren keine andere Plattenfirma, die ihre (schwarzen) Künstler/innen so förderte und auch in mageren Jahren zu ihnen hielt, wie Motown. Bei weißen Plattenfirmen rangierten schwarze Interpreten damals noch im Segment der sog. 'Race Music' oder auch 'Black Ressort' (bei Columbia/CBS z.B. auf dem Sublabel Epic). Wenn diese schwarzen Sänger/innen dort eine Flaute hatten, waren sie ihren Plattenvertrag schnell wieder los.’
Soweit, also Smokey Robinson, den ich für einen der großartigsten schwarzen Songwriter und Interpreten aller Zeiten halte (er war übrigens auch Vizepräsident von Motown-Records).
Wenn Sie heute Interviews mit (ehemaligen) Motown-Künstler/innen lesen, so sagen diese einhellig, dass Motown ihnen sehr geholfen und sie erst zu den Stars gemacht hat, die sie dann irgendwann wurden.
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Zum 4-CD Set 'The Motortown Revue Collection' (Universal/Hip O-Select/Motown B0003623-02)
Es handelt sich hier um ein echtes Fan-Objekt. Die Musik konnte dabei mit Hilfe modernster Studio-Technik in der Klangqualität weitgehend dem heutigen Standard angepasst werden, dafür bürgt auch der gute Name der Klangschmiede Hip O-Select.
Wieder, bzw. auf CD erstmals, veröffentlicht wurden die 4 Original-Konzerte der Motortown-Revue aus den 1960er Jahren, die zuvor jahrelang als Vinyl-Version nicht mehr erhältlich waren:
• Motortown Revue Live Vol. 1 (At The Apollo Theatre, New York)
• Motortown Revue Live Vol. 2
• Motortown Revue Live At The Olympia, Paris
• Motortown Revue Live (Fox Theatre, Detroit)
Es ist für Fans eine Offenbarung ihre Lieblingskünstler/innen live und teilweise ganz zu Beginn ihrer Karriere auf der Bühne zu hören, z.B. The Supremes (lange vor ihrem Durchbruch) oder Stevie Wonder, Marvin Gaye, Mary Wells, The Miracles, Kim Weston, The Temptations, Martha & The Vandellas, The Marvelettes, Gladys Knight & The Pips, Bobby Taylor usw.
Die luxuriöse Aufmachung ist ein echter Hingucker.
• 36 cm X 26 cm große und aufklappbare Hülle
• mit einem großformatigen und fantastisch bebilderten Booklet
• Poster-Nachdruck eines Original-Plakats der Motortown Revue
• 4 CDs in den Vinyl-Replik-Hüllen mit Original-Grafik
Klangqualität:
Wer keine Studio-Qualität erwartet, sondern glücklich darüber ist, wie gut der einst eher mäßige Klang der schwarzen Scheiben für diese CDs restauriert wurde, kann mit dem Set sehr viel Spaß haben.
Kaufempfehlung:
Für echte Motown-Fans unverzichtbar. Für Neuentdecker sicher eine regelrecht magische Zeitreise zurück in die 1960er Jahre, als Motown der heißeste Sound des jungen Amerikas war und erstmals schwarze Künstler/innen die Popmusik-Welt in großem Stil eroberten.
It's Motown And It Is Magic!
P.S.
Und wer die Studio-Aufnahmen seiner Motown-Lieblingskünstler in überragender (nie zuvor so gut gehörter) Stereo-Klangqualität genießen möchte, sollte sich unbedingt dieses fantastische 4-CD Set zulegen, solange es noch erhältlich ist:
'The Motown Box' (remastered komplett in Stereo von Klang-Guru Tom Moulton)