Stefan Gwildis: Wünscht du wärst hier
Wünscht du wärst hier
CD
CD (Compact Disc)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
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- Label: 105 Music, 2008
- Erscheinungstermin: 15.2.2013
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Stefan Gwildis
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Seit einem halben Jahrhundert treibt der Soul die westliche Popmusik an. Damals, 1958, begeisterte Ray Charles die Welt mit "What I'd Say". Sam Cooke veröffentlichte sein legendäres "Diamond"-Album, und James Brown durchlitt zum ersten Mal seine unsterbliche Beschwörungsformel "Try Me". Im gleichen Jahr, dem Geburtsjahr des Soul, kam an einem goldenen Oktobertag in Hamburg ein Junge auf die Welt, der dem Soul Jahrzehnte später endlich auch eine authentische deutsche Stimme verleihen sollte: Stefan Gwildis.
Stefan Gwildis ist sicherlich nicht der erste deutsche Soul-Sänger, doch er ist der erste, dem es gelungen ist, die Klassiker von Otis Redding, Bill Withers, den Temptations oder Ray Charles im buchstäblichen Sinn kongenial in deutsche Sprache zu übertragen. Seine Versionen sind nicht bloß Übersetzungen, sondern Interpretationen auf Augenhöhe, authentischer Soul für ein deutschsprachiges Publikum. Und das schönste an dieser für die teutonische Unterhaltungsmusik epochalen Leistung ist, dass sie auch noch mit Erfolg gekrönt ist. Seit dem inzwischen mit Gold ausgezeichneten Album "Neues Spiel" (2003) ist klar, dass Stefan Gwildis offenbar etwas in den Menschen anspricht, etwas, das ihre Ohren öffnet, ihre Herzen und ihre Seele. Es ist ganz einfach Soul, Mann! Und dieser Soul des sanften Nordlichts mit den braunen Augen und der schwarzen Stimme wird verstanden - auf CD, im Radio oder im Fernsehen. Und natürlich auf seinen schweißtreibenden Konzerten, mit denen er und seine Band das Publikum zwischen Flensburg und Wien begeistern.
Doch das Phänomen Stefan Gwildis ist mehr als der gute Mensch aus Hamburg, der den Deutschen nach einem halben Jahrhundert Soul-Geschichte gezeigt hat, dass man die großen Momente der schwarzen Musik auch ohne Kriechschleim in der Sprache von Goethe und Schiller präsentieren kann. Stefan Gwildis ist mehr als ein Interpretator. Er ist ein höchst eigenständiger Künstler, der vor allem über eine eigene musikalische Sprache verfügt. Wie eigenständig er ist, zeigt das neue Album "Wünscht du wärst hier".
Weiterhin fest im Soul verwurzelt, überschreitet Stefan Gwildis virtuos die Grenzen seiner bisherigen Aufnahmen, indem er sie selbstbewusst weiterentwickelt. Er überträgt Titel ins Deutsche, die im engeren Sinn nichts mit Soul zu tun haben. Und er überrascht mit Eigenkompositionen, die kraftvoll und absolut gleichberechtigt neben seinen Interpretation bestehen können. Die Palette reicht diesmal von Joni Mitchells "Big Yellow Taxi" und Marc Cohns "Walking In Memphis" bis hin zu dem Jazzrock-Klassiker "Spinning Wheel" von Blood, Sweat & Tears und Lucio Dallas "Caruso". Hinzu kommen Songs wie "Wundervolles Wunder" oder das Titelstück "Wünscht du wärst hier", die Stefan Gwildis gemeinsam mit seinem alten Weggefährten Michy Reincke geschrieben hat.
Den fulminanten Auftakt des Albums macht "Wenn es weg ist…", die energiegeladene Übertragung von "Big Yellow Taxi". Dynamische Akustikgitarren treiben die Pop-Perle aus dem Jahr 1970 mit Verve nach vorne, und der deutsche Text, ganz nah am Original, lässt nicht zuletzt deswegen aufhorchen, weil das, worum es in dem Song geht, heute aktueller ist denn je: "Sie planier'n das Paradies und machen 'nen Parkplatz draus!" Schon bei diesem Track wird deutlich, dass sich die Qualitäten dieses Longplayers nicht mit einem hervorragenden Sänger und guten relevanten Texten erschöpft: Es geht um Musik! Und die wird von erstklassigen Musikern gespielt. In jedem Song zeigt die 14-köpfige Band um den Pianisten Matze Kloppe, dass Musik großen Spaß macht, wenn man weiß wie es geht, und wenn man etwas zu sagen hat.
Stefan Gwildis selbst ist ebenfalls ein hervorragender Musiker. Er singt nicht nur, er durchlebt jeden Song mit unglaublichem musikalischem Gespür. Mit Wohlklang und Krächzen, klassischem Reibeisen und samtweichem Einfühlungsvermögen, mit Leidenschaft, Energie und einem beeindruckendem handwerklichen Können, das er sich über die Jahrzehnte erarbeitet und erkämpft, ersungen und erspielt hat. Die Essenz seines Könnens als Sänger, Musiker, Komponist, Performer und Entertainer lässt er immer wieder in seine Arbeit einfließen. So auch hier. In jedem einzelnen seiner Songs nimmt seine Kunst Gestalt an, denn in jedem einzelnen Song bekommt man ihn ganz, den Stefan Gwildis.
Dass er auch richtig rocken kann, zeigt der Hamburger mit der Eigenkomposition "Du gehst mir nicht mehr aus dem Sinn", ein Vollgas-Titel mit erdigen Rock'n'Roll-Reminiszenzen, die kraftvoll eine Art Atmosphäre der "Star Club"-Ära atmen. Doch auch dem Blues erweisen Gwildis und Co. ihre Referenz: Im Titelstück "Wünscht du wärst hier" artikuliert Stefan Gwildisseine Melancholie zu einer dunkel perlenden Klavierakkordfolge im 6 / 8-Takt, und Mirko Michalzik steuert ein makelloses Bluesgitarrensolo bei.
Die Gabe der Neuschöpfung großer Soulsongs findet auf diesem Album ihren Höhepunkt in der Isaac Hayes-Komposition "Soul Man". Bei Stefan Gwildis wird dieses Monument zum Glaubensbekenntnis: "Ich bin Soulfan". Er schreit, ächzt, stöhnt die Namen der Heiligen der Schwarzen Musik: Stevie Wonder, James Brown, Marvin Gaye, Bill Withers, Gladys Knight, Martha Reeves - eine Beschwörung, das Credo eines Fans, zu dessen größten musikalischen Erlebnissen gehört, dass er 2004 mit den legendären Funk Brothers, der Studio-Band des Motownlabels, auftreten durfte.
Doch die musikalische Welt des Stefan Gwildis ist weiter geworden. Mit seiner Version des Marc-Cohn-Songs "Walking In Memphis" bewegt er sich behutsam auf die Sphäre des Singer-Songwriter-Rock zu und beweist einmal mehr sein untrügliches Gespür für große Momente der Popmusik. Auch diesmal stößt er kein Denkmal vom Sockel; er erweist dem Song seine Referenz, er holt das Stück durch seine Übertragung endgültig in das Bewusstsein jedes deutschsprachigen Hörers. Das gleiche gilt auch für die Ballade "Keines Menschen Auge", die großartige Interpretation von "Caruso" aus der Feder des italienischen Liedermachers Lucio Dalla. Auch der ist bekanntlich eingefleischter Soulfan. Bei "Regennacht in Hamburg", Tony Joe Whites "Rainy Night In Georgia" (am bekanntesten ist wohl die Version von Ray Charles), wird das Stefan Gwildis-Prinzip schon im Titel klar. Hier geht es nicht um philologische Genauigkeit, es geht um die Übersetzung eines großen Gefühls auf die hiesigen Verhältnisse.
Zu den Höhepunkten des Albums gehört ohne Zweifel "Wo bist du grad". Mit diesem Song ist Stefan Gwildis und Michy Reincke eine Hymne über die komplizierten Verhältnisse der Liebe gelungen. "Wo bist du grad? / Wenn dein Blick so durch die Wände geht / Wüsst ich schon gern / Wo bist du grad? / Wenn deine Welt sich nicht mit meiner dreht". Es geht um Einsamkeit trotz Zweierbeziehung, Ferne trotz Nähe - den Beziehungsalltag erwachsener Menschen, die uralte Sehnsucht nach der großen Liebe, die nicht sterben soll. Musikalisch grundiert Stefan Gwildis das Stück mit sanften Streichern über behutsam aufgetupften E-Piano-Flächen. Bei aller Melancholie kommt jedoch Hoffnung auf: die Melodie des Ohrwurm-Refrains, der unbeschwerte Beat, der Klang von Stefan Gwildis' Stimme - das ist Gänsehaut pur.
"Spinning Wheel", der große Hit von Blood, Sweat & Tears aus dem Jahr 1969, hatte längst eine würdige deutsche Fassung verdient. Jetzt ist sie da: "Lass den Dingen ihren Lauf", heißt es bei Stefan Gwildis. Einmal mehr zeigt die Band ihre enorme Klasse. Komplizierteste Breaks, dichte Bläser-Cluster, fauchende Hammond-Sounds und wieder mal ein kongenialer Text von Michy Reincke. Sogar das Zitat von "O du lieber Augustin" im Fade-out kommt punktgenau. Ein echter Leckerbissen!
Wie persönlich die Songs auf "Wünscht du wärst hier" sein können, zeigt die Eigenkomposition "Muhammad Ali". Für Stefan Gwildis ist die Boxlegende bis heute ein Idol, und die Geschichte hinter dem Song hat einen realen Hintergrund. Wie in dem Song saß der kleine Stefan als Kind in eine Decke gehüllt nachts mit seinem Vater vor dem Fernseher, um sich die Kämpfe des "Größten" anzuschauen. "Wir sahen dich tanzen wie ein Schmetterling", heißt es an einer Stelle. Alles selbst erlebt. Mit leichtfüßigen Bewegungen und immer bereit zum nächsten Punch geht diese Nummer schlagkräftig in die Vollen. Ein echter Floorburner, in dem Boxring und Dancefloor zu einem unvergesslichen Ort der Fantasie verschmelzen.
Kurz vor Schluss gibt's noch mal eine große Portion gute Laune. "Wenn es dich glücklich macht", wieder ein Gwildis / Reincke-Song, handelt von Toleranz, von leben und leben lassen. Und das Leben selbst, wie es entsteht, wo überall es seine wirkende Kraft entfaltet, steht im Mittelpunkt des letzten Tracks: "Wundervolles Wunder". Nur von Matze Kloppe am Klavier begleitet, beginnt Stefan Gwildiswieder mit einer sehr persönlichen Szene. Er beschreibt die Geburt seines Sohnes, doch es bleibt nicht dabei. Stefan Gwildis weitet den Blick auf größere Zusammenhänge, auf die Natur selbst. Es ist fast ein pantheistischer Blick: "Wenn wir im Frühling durch den Stadtpark gehen / Und wir bleiben mal kurz zwischen all den Knospen stehen / Kann man fast hören / Von jedem Baum und jedem Strauch / Alles schiebt und drückt und ruft: / Ich will auch." Ein leises, ein schönes, ein buchstäblich wundervolles Finale.
Mit "Wünscht du wärst hier" ist Stefan Gwildis ein großes Stück deutschsprachiger Popmusik gelungen. Groß ist es, weil er handwerklich und inhaltlich auf höchstem Niveau spielt, dabei aber nichts von seinem sympathischen Understatement verloren hat. Stefan Gwildis ist ein Künstler, den der Erfolg in die Lage versetzt hat, immer besser zu werden. Verbogen hat er ihn nicht. Die Gelassenheit der großen Soul-Legenden, der trockene Humor des Nordens, die Offenheit für Neues - Stefan Gwildis ist sich treu geblieben. Im schnelllebigen Popgeschäft ein wundervolles Wunder. Bei Stefan Gwildis ein Versprechen, das gehalten wird.
Stefan Gwildis ist sicherlich nicht der erste deutsche Soul-Sänger, doch er ist der erste, dem es gelungen ist, die Klassiker von Otis Redding, Bill Withers, den Temptations oder Ray Charles im buchstäblichen Sinn kongenial in deutsche Sprache zu übertragen. Seine Versionen sind nicht bloß Übersetzungen, sondern Interpretationen auf Augenhöhe, authentischer Soul für ein deutschsprachiges Publikum. Und das schönste an dieser für die teutonische Unterhaltungsmusik epochalen Leistung ist, dass sie auch noch mit Erfolg gekrönt ist. Seit dem inzwischen mit Gold ausgezeichneten Album "Neues Spiel" (2003) ist klar, dass Stefan Gwildis offenbar etwas in den Menschen anspricht, etwas, das ihre Ohren öffnet, ihre Herzen und ihre Seele. Es ist ganz einfach Soul, Mann! Und dieser Soul des sanften Nordlichts mit den braunen Augen und der schwarzen Stimme wird verstanden - auf CD, im Radio oder im Fernsehen. Und natürlich auf seinen schweißtreibenden Konzerten, mit denen er und seine Band das Publikum zwischen Flensburg und Wien begeistern.
Doch das Phänomen Stefan Gwildis ist mehr als der gute Mensch aus Hamburg, der den Deutschen nach einem halben Jahrhundert Soul-Geschichte gezeigt hat, dass man die großen Momente der schwarzen Musik auch ohne Kriechschleim in der Sprache von Goethe und Schiller präsentieren kann. Stefan Gwildis ist mehr als ein Interpretator. Er ist ein höchst eigenständiger Künstler, der vor allem über eine eigene musikalische Sprache verfügt. Wie eigenständig er ist, zeigt das neue Album "Wünscht du wärst hier".
Weiterhin fest im Soul verwurzelt, überschreitet Stefan Gwildis virtuos die Grenzen seiner bisherigen Aufnahmen, indem er sie selbstbewusst weiterentwickelt. Er überträgt Titel ins Deutsche, die im engeren Sinn nichts mit Soul zu tun haben. Und er überrascht mit Eigenkompositionen, die kraftvoll und absolut gleichberechtigt neben seinen Interpretation bestehen können. Die Palette reicht diesmal von Joni Mitchells "Big Yellow Taxi" und Marc Cohns "Walking In Memphis" bis hin zu dem Jazzrock-Klassiker "Spinning Wheel" von Blood, Sweat & Tears und Lucio Dallas "Caruso". Hinzu kommen Songs wie "Wundervolles Wunder" oder das Titelstück "Wünscht du wärst hier", die Stefan Gwildis gemeinsam mit seinem alten Weggefährten Michy Reincke geschrieben hat.
Den fulminanten Auftakt des Albums macht "Wenn es weg ist…", die energiegeladene Übertragung von "Big Yellow Taxi". Dynamische Akustikgitarren treiben die Pop-Perle aus dem Jahr 1970 mit Verve nach vorne, und der deutsche Text, ganz nah am Original, lässt nicht zuletzt deswegen aufhorchen, weil das, worum es in dem Song geht, heute aktueller ist denn je: "Sie planier'n das Paradies und machen 'nen Parkplatz draus!" Schon bei diesem Track wird deutlich, dass sich die Qualitäten dieses Longplayers nicht mit einem hervorragenden Sänger und guten relevanten Texten erschöpft: Es geht um Musik! Und die wird von erstklassigen Musikern gespielt. In jedem Song zeigt die 14-köpfige Band um den Pianisten Matze Kloppe, dass Musik großen Spaß macht, wenn man weiß wie es geht, und wenn man etwas zu sagen hat.
Stefan Gwildis selbst ist ebenfalls ein hervorragender Musiker. Er singt nicht nur, er durchlebt jeden Song mit unglaublichem musikalischem Gespür. Mit Wohlklang und Krächzen, klassischem Reibeisen und samtweichem Einfühlungsvermögen, mit Leidenschaft, Energie und einem beeindruckendem handwerklichen Können, das er sich über die Jahrzehnte erarbeitet und erkämpft, ersungen und erspielt hat. Die Essenz seines Könnens als Sänger, Musiker, Komponist, Performer und Entertainer lässt er immer wieder in seine Arbeit einfließen. So auch hier. In jedem einzelnen seiner Songs nimmt seine Kunst Gestalt an, denn in jedem einzelnen Song bekommt man ihn ganz, den Stefan Gwildis.
Dass er auch richtig rocken kann, zeigt der Hamburger mit der Eigenkomposition "Du gehst mir nicht mehr aus dem Sinn", ein Vollgas-Titel mit erdigen Rock'n'Roll-Reminiszenzen, die kraftvoll eine Art Atmosphäre der "Star Club"-Ära atmen. Doch auch dem Blues erweisen Gwildis und Co. ihre Referenz: Im Titelstück "Wünscht du wärst hier" artikuliert Stefan Gwildisseine Melancholie zu einer dunkel perlenden Klavierakkordfolge im 6 / 8-Takt, und Mirko Michalzik steuert ein makelloses Bluesgitarrensolo bei.
Die Gabe der Neuschöpfung großer Soulsongs findet auf diesem Album ihren Höhepunkt in der Isaac Hayes-Komposition "Soul Man". Bei Stefan Gwildis wird dieses Monument zum Glaubensbekenntnis: "Ich bin Soulfan". Er schreit, ächzt, stöhnt die Namen der Heiligen der Schwarzen Musik: Stevie Wonder, James Brown, Marvin Gaye, Bill Withers, Gladys Knight, Martha Reeves - eine Beschwörung, das Credo eines Fans, zu dessen größten musikalischen Erlebnissen gehört, dass er 2004 mit den legendären Funk Brothers, der Studio-Band des Motownlabels, auftreten durfte.
Doch die musikalische Welt des Stefan Gwildis ist weiter geworden. Mit seiner Version des Marc-Cohn-Songs "Walking In Memphis" bewegt er sich behutsam auf die Sphäre des Singer-Songwriter-Rock zu und beweist einmal mehr sein untrügliches Gespür für große Momente der Popmusik. Auch diesmal stößt er kein Denkmal vom Sockel; er erweist dem Song seine Referenz, er holt das Stück durch seine Übertragung endgültig in das Bewusstsein jedes deutschsprachigen Hörers. Das gleiche gilt auch für die Ballade "Keines Menschen Auge", die großartige Interpretation von "Caruso" aus der Feder des italienischen Liedermachers Lucio Dalla. Auch der ist bekanntlich eingefleischter Soulfan. Bei "Regennacht in Hamburg", Tony Joe Whites "Rainy Night In Georgia" (am bekanntesten ist wohl die Version von Ray Charles), wird das Stefan Gwildis-Prinzip schon im Titel klar. Hier geht es nicht um philologische Genauigkeit, es geht um die Übersetzung eines großen Gefühls auf die hiesigen Verhältnisse.
Zu den Höhepunkten des Albums gehört ohne Zweifel "Wo bist du grad". Mit diesem Song ist Stefan Gwildis und Michy Reincke eine Hymne über die komplizierten Verhältnisse der Liebe gelungen. "Wo bist du grad? / Wenn dein Blick so durch die Wände geht / Wüsst ich schon gern / Wo bist du grad? / Wenn deine Welt sich nicht mit meiner dreht". Es geht um Einsamkeit trotz Zweierbeziehung, Ferne trotz Nähe - den Beziehungsalltag erwachsener Menschen, die uralte Sehnsucht nach der großen Liebe, die nicht sterben soll. Musikalisch grundiert Stefan Gwildis das Stück mit sanften Streichern über behutsam aufgetupften E-Piano-Flächen. Bei aller Melancholie kommt jedoch Hoffnung auf: die Melodie des Ohrwurm-Refrains, der unbeschwerte Beat, der Klang von Stefan Gwildis' Stimme - das ist Gänsehaut pur.
"Spinning Wheel", der große Hit von Blood, Sweat & Tears aus dem Jahr 1969, hatte längst eine würdige deutsche Fassung verdient. Jetzt ist sie da: "Lass den Dingen ihren Lauf", heißt es bei Stefan Gwildis. Einmal mehr zeigt die Band ihre enorme Klasse. Komplizierteste Breaks, dichte Bläser-Cluster, fauchende Hammond-Sounds und wieder mal ein kongenialer Text von Michy Reincke. Sogar das Zitat von "O du lieber Augustin" im Fade-out kommt punktgenau. Ein echter Leckerbissen!
Wie persönlich die Songs auf "Wünscht du wärst hier" sein können, zeigt die Eigenkomposition "Muhammad Ali". Für Stefan Gwildis ist die Boxlegende bis heute ein Idol, und die Geschichte hinter dem Song hat einen realen Hintergrund. Wie in dem Song saß der kleine Stefan als Kind in eine Decke gehüllt nachts mit seinem Vater vor dem Fernseher, um sich die Kämpfe des "Größten" anzuschauen. "Wir sahen dich tanzen wie ein Schmetterling", heißt es an einer Stelle. Alles selbst erlebt. Mit leichtfüßigen Bewegungen und immer bereit zum nächsten Punch geht diese Nummer schlagkräftig in die Vollen. Ein echter Floorburner, in dem Boxring und Dancefloor zu einem unvergesslichen Ort der Fantasie verschmelzen.
Kurz vor Schluss gibt's noch mal eine große Portion gute Laune. "Wenn es dich glücklich macht", wieder ein Gwildis / Reincke-Song, handelt von Toleranz, von leben und leben lassen. Und das Leben selbst, wie es entsteht, wo überall es seine wirkende Kraft entfaltet, steht im Mittelpunkt des letzten Tracks: "Wundervolles Wunder". Nur von Matze Kloppe am Klavier begleitet, beginnt Stefan Gwildiswieder mit einer sehr persönlichen Szene. Er beschreibt die Geburt seines Sohnes, doch es bleibt nicht dabei. Stefan Gwildis weitet den Blick auf größere Zusammenhänge, auf die Natur selbst. Es ist fast ein pantheistischer Blick: "Wenn wir im Frühling durch den Stadtpark gehen / Und wir bleiben mal kurz zwischen all den Knospen stehen / Kann man fast hören / Von jedem Baum und jedem Strauch / Alles schiebt und drückt und ruft: / Ich will auch." Ein leises, ein schönes, ein buchstäblich wundervolles Finale.
Mit "Wünscht du wärst hier" ist Stefan Gwildis ein großes Stück deutschsprachiger Popmusik gelungen. Groß ist es, weil er handwerklich und inhaltlich auf höchstem Niveau spielt, dabei aber nichts von seinem sympathischen Understatement verloren hat. Stefan Gwildis ist ein Künstler, den der Erfolg in die Lage versetzt hat, immer besser zu werden. Verbogen hat er ihn nicht. Die Gelassenheit der großen Soul-Legenden, der trockene Humor des Nordens, die Offenheit für Neues - Stefan Gwildis ist sich treu geblieben. Im schnelllebigen Popgeschäft ein wundervolles Wunder. Bei Stefan Gwildis ein Versprechen, das gehalten wird.
- Tracklisting
- Mitwirkende
Disk 1 von 1 (CD)
- 1 Wenn es weg ist (Big Yellow Taxi)
- 2 Ich bin Soulfan (Soul Man)
- 3 Wünscht du wärst hier
- 4 Gestern war gestern
- 5 Du gehst mir nicht mehr aus dem Sinn
- 6 Keines Menschen Auge (Caruso)
- 7 Regennacht in Hamburg (Rainy Night In Georgia)
- 8 Wo bist du grad
- 9 Lass den Dingen ihren Lauf (Spinning Wheel)
- 10 Muhammad Ali
- 11 Wenn es dich glücklich macht
- 12 Wundervolles Wunder