Peter Schleicher: Hart auf Hart / Durch die Wand (Peter Schleicher singt Rolling Stones) auf 2 CDs

Was für ein Jubiläum: 50 Jahre Rolling Stones! Ein gewaltiges künstlerisch-mediales Ereignis, zumal im heutigen Wegwerfzeitalter. Doch wie können, zum Beispiel, Verlage und / oder Plattenfirmen noch angemessen darauf reagieren? Sind nicht längst alle Bücher über die 'größte Rockband aller Zeiten' geschrieben, nicht längst alle Compilations gekoppelt worden? Ja, möchte man denken – und liegt prompt falsch. Denn immer wieder, wenn nur tief genug geschnüffelt wird, lassen sich Lücken entdecken, die geschlossen werden können. Bear Family hat eine solche entdeckt.

Die Bedeutung der Rolling Stones für die internationale Musikgeschichte ist immens. Als Geburtstag gilt der 12. Juli 1962. Da traten sie (noch als 'Rollin' Stones', benannt nach einem Muddy-Waters-Titel) erstmals an, im Londoner Marquee Club. Sie begannen als interpretierende R&B-Band, fanden dann schnell ihren eigenen Stil mit Selbstgeschriebenem. Stilistische Moden kamen und gingen, die Stones sind aufrechten Hauptes über Jahrzehnte im Geschäft geblieben. Bis heute. Mal fast totgesagt, mal beschimpft als antiquiert und angepasst. Und doch ungebrochen und mit einer noch immer Millionen zählenden Gefolgschaft. Weltweit.

Und aus allen Himmelsrichtungen kamen von jeher auch Künstler, die sich der Kompositionen vor allem von Gitarrist Keith Richard(s) und Sänger Mick Jagger in Form von Covermaterial annahmen. Mehrere Tausend Titel sind seit den frühen sechziger Jahren auf Singles, EPs und LPs, auf MCs und CDs verewigt worden. Ob Tomi Sovilj (Ako odes) aus Jugoslawien, Los Salvajes (La neurastenia) aus Uruguay, die finnischen Carola & The Boys (Jo riittää), I Profeti aus Italien (Rubacuori), Los Ovnis (Pequena ayuda de mama) aus Mexiko und zahllose andere: Egal, was draufstand bzw. wie es klang, drin waren immer die Rolling Stones.

Dass auch im deutschsprachigen Raum seit den Sechzigern Jagger / Richard(s)-Titel beliebte Coverobjekte sind, dem hat Bear Family schon im Jahr 2006 Rechnung getragen. Nie zuvor waren bis dahin die markantesten dieser Interpretationen auf einer CD zusammengefasst worden, dann erschien 'Ein Herz aus Stein' (BCD 16667) und schlug nicht nur in Sammlerkreisen vehement ein. Karel Gott, Udo Lindenberg, Trude Herr, die Theo Schumann Combo (ex-DDR), Juliane Werding u. v.a. machten die Compilation zu einem Volltreffer.

Vertreten war mit gleich zwei Songs auch ein Name, der gewiss nicht sofort für helle Aufregung sorgte, aber anschließend um so heftiger nachgefragt wurde: Peter Schleicher. In seiner österreichischen Heimat seit den Sechzigern ein hochgelobter, angesehener Sänger und Keyboarder mit mehreren LP-Veröffentlichungen, bedeutete der Wiener (Jahrgang 1945) selbst für einige Stones-Fans Neuland. Und 'der' sollte zwei komplette Alben nur mit Songperlen der UK-Band eingespielt haben?! Korrekt, nur: Woher nehmen? 'Hart auf hart' (1979) und 'Durch dieWand' (1983) waren zwar tatsächlich erschienen, aber vor rund 30 Jahren von einem größeren Publikum kaum wahrgenommen worden und mehr oder minder in Vergessenheit geraten.

Beide LPs wurden so zu echten Raritäten, für die Händler inzwischen z. T. dreistellige Eurobeträge einfordern. Dann eben als CD – ein klassischer Fall von 'denkste', und damit zugleich ein Fall für Bear Family! Denn niemals, man glaubt es kaum, hat es für beide Alben eine offizielle Compact-Veröffentlichung gegeben. Bis jetzt. ''Hart auf hart'/'Durch die Wand' – Peter Schleicher singt Rolling Stones' (BCD 17316) präsentiert die gesuchten Alben auf einer CD als Premiere!

Auf 21 Titeln, 18 davon aus den Sixties, demonstriert der Wiener seine eigenwilligen Mundarttexte zu weltberühmten Stones-Melodien. Die Beisl Hur (Honky TonkWomen) ist dabei, Da Köch (Street FightingMan), Der Tod vor der Tür (Gimme Shelter), Des kennt unser End sein (The Last Time), Roll mi net (Play With Fire) sowie weitere Hits und Klassiker aus dem Bandrepertoire. Namhafte Band- und Studiomusiker Österreichs assistieren Peter Schleicher, und bei Verständnisproblemen sorgen die beigefügten Texte für Abhilfe.

Eine der wenigen noch existierenden Lücken im Zusammenhang mit den Rolling Stones ist endlich geschlossen; genau passend als Verbeugung zum großen Jubiläum und mit Sicherheit zur Freude vieler Sammler, die gleich zwei Raritäten auf nur einem Tonträger erhalten.

Rezensionen

,,Stones mal anders. Wolfgang Ambros (Wie Im Schlaf) und Wolfgang Niedecken (Leopardefell) haben es appetitlich mit Dylan-Kompositionen vorgemacht, um nur zwei Beispiele zu nennen – Mundartversionen der Songs großer Könner." (Good Times, Juni / Juli 2012)

,,Vergessene Perlen des sogenannten ,,Austro-Pop"." (stereoplay, August 2012)