Mark Lanegan: Bubblegum
Bubblegum
LP
LP (Long Play)
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- Label: Beggars Banquet
- Bestellnummer: 4011943
- Erscheinungstermin: 4.3.2016
Weitere Ausgaben von Bubblegum
Kraft der zwei Herzen
Mark Lanegan ist zerrissen. Zerrissen zwischen lautem Rock und stillem Songwriting, zwischen Drogen und Entzug, Live-Engagements bei Queens of the Stone Age und Soloalben. Mithilfe seines Psychiaters und etwas Selbstironie hat der Ex-Screaming-Tree endlich zu sich selbst gefunden – und sein bisher bestes Album aufgenommen.
Mark Lanegan ist ein Mann voller Widersprüche. Er mag es nicht, im Rampenlicht zu stehen, war aber Frontmann und Aushängeschild der Grunge-Band Screaming Trees. Er hält nicht viel von seiner Stimme, obwohl er singt wie kein anderer in der aktuellen Musikszene. Und er hat einmal behauptet, es sei langweilig, über das eigene Leben zu singen, obwohl viele seiner Songs an eine Therapie erinnern. Aber genau betrachtet, macht jede der Facetten Lanegans Sinn im großen Persönlichkeitsgefüge dieses verschrobenen Künstlers.Denn schon zu Beginn seiner musikalischen Karriere musste er umdenken. „Eigentlich sollte ich der Schlagzeuger der Screaming Trees sein“, erinnert er sich im Gespräch. „Aber ich war viel zu schlecht.“ Der eigentliche Sänger konnte viel besser Schlagzeug spielen als ich, also haben wir kurzerhand die Rollen getauscht.“ Kaum zu glauben. Kaum zu glauben auch, dass dem Mann mit der Ausnahmestimme auch das Singen alles andere als leicht fiel. „Ich musste jeden Song der Band Ton für Ton lernen“, stöhnt er. „Am Anfang habe ich mir alles vorsingen lassen. Und wenn ich alte Aufnahmen höre, finde ich meine Stimme ganz grauenhaft. Zum Glück bin ich heute etwas besser geworden.“ Und das ist keine Koketterie. Lanegan sieht sich selbst nämlich als jemand, der sich alles hart erarbeiten muss, als Getriebener: „Ich bin getrieben von der Suche nach dem perfekten Verhältnis zwischen laut und leise“, erklärt er. Tatsächlich kreist seine musikalische Welt seit Beginn seiner Karriere vor 21 Jahren um diese beiden Pole. Für den lauten Part steht sein Mitwirken in Rock-Bands: Nach der Auflösung der Screaming Trees 2000 hat er mit den Queens Of The Stone Age fast drei Jahre lang die Bühnen der Welt gerockt. Parallel dazu lebt er seine leisere, nachdenklichere Seite bei seinem neuen, sechsten Soloalbum „Bubblegum“ aus. „Es war wichtig, für ,Bubblegum‘ eine kleine Auszeit zu nehmen, da ich sonst schlicht nicht die Zeit gehabt hätte, mich voll und ganz auf mein eigenes Album zu konzentrieren. Ich habe eine wundervolle Ausnahmerolle bei den Queens und bin immer genauso viel oder so wenig involviert, wie ich es mir gerade wünsche. Das ist ein Segen, denn ich liebe die Band und bin auch sehr stolz, dabei zu sein, aber ich habe auch noch andere Dinge zu tun. Ich werde noch in diesem Jahr 40, und ich bin der Meinung, dass man im Leben alles machen sollte, was man sich vornimmt.“ Aber alles zu seiner Zeit. Als ihn die Queens Of The Stone Age 1997 das erste Mal fragten, ob er dabei sein wolle, lehnte er vorerst ab. Damals standen die Weichen in Lanegans Leben auf „leise“. Sein Ziel war, das perfekte stille Album zu kreieren. Eins wie „Field Songs“. „Dieses Album hätte ich gar nicht besser machen können“, erinnert er sich. „Also war danach klar, dass ich in Zukunft etwas anderes machen müsste.“ Die Queens boten den passenden Gegenpol, doch wirklich freie Entfaltung, das hatte Lanegan gelernt, war nur solo möglich. „Bei den Queens schreibe ich nicht jeden Song und singe auch nicht immer. Ich bin nur ein Bandmitglied. Für mein Streben nach Perfektion bleiben mir nur meine eigenen Alben.“
Horrortrips als alltägliche Erfahrungen
Das hat sich bis heute nicht geändert. Sein Vorsatz für „Bubblegum“ war klar formuliert: „Ich wollte ein ganz persönliches Album machen, das auch rocken kann.“ An diesem Punkt trafen sich die beiden musikalischen Gleise, auf denen seine Karriere bisher lief. Die Symbiose aus laut und leise auf einem einzigen Tonträger sollte sein Ziel sein. Um das zu erreichen, musste Lanegan tief in die Trickkiste greifen. Zuerst musste er sich selbst täuschen, um aus dem alten Schema auszubrechen, in dem er laut und leise eben immer getrennt hatte. Deshalb steht auf „Bubblegum“ nicht nur sein Name, sondern „Mark Lanegan Band“ – ein Zusatz, der den abgekapselten Songwriter zum Rocker macht.„Meistens bin ich ganz gut darin, mir selbst Streiche zu spielen“, sagt Lanegan. „Wenn ich damals Songs geschrieben habe, die viel von meiner Persönlichkeit transportierten, habe ich mir immer eingeredet, es sei bloß eine Geschichte, die ich über jemand anderen erzähle. An dieser Sichtweise habe ich auch in Interviews trotzig festgehalten. Niemand sollte auf die Idee kommen können, dass ich mein Innerstes auf dem Silbertablett präsentieren würde. Schließlich war es langweilig, über sein eigenes Leben zu schreiben, zumindest glaubte ich das.“ Dieses Scheuklappen- Prinzip funktionierte besonders gut in Kombination mit Alkohol und Heroin. Fast 20 Jahre lang konnte Lanegan seine eigenen Dämonen stillhalten, seine Ängste ausblenden. Aber dieses Tal glaubt er heute endgültig durchschritten zu haben: „Mittlerweile habe ich gelernt, meine eigenen Gedanken zu reflektieren. Heute habe ich kein Problem damit, zuzugeben, dass ich mein eigenes Leben auf ‚Bubblegum‘ verarbeitet habe.“ Etwa die schrecklichen, immer wiederkehrenden Träume, in denen Lanegan furchtbare Verbrechen beging. Irgendwann bekam Lanegan Angst. „Völlig aufgelöst bin ich zu meinem Therapeuten gegangen und habe ihm davon erzählt.“ Sein Therapeut meinte nur, dass solche Träume wichtig und richtig seien. Sie sind es, die uns davon abhalten, im realen Leben zum Verbrecher zu werden. „Diese Erkenntnis hat mich sehr beruhigt,“ sagt Lanegan heute. Verarbeitet hat er sie in im Song „One Hundred Days“, der davon handelt, dass Albträume keine Horrortrips, sondern ganz normale, alltägliche Erfahrungen sind. Und wenn man gelernt hat, damit umzugehen, kann man sogar eine durchaus positive Ruhe aus ihnen ziehen. Vielleicht liegt es an dieser neuen Ruhe, dieser Selbstsicherheit, dass „Bubblegum“ sein bisher bestes Album geworden ist. Er dirigiert jeden einzelnen Song, bis ein brillantes Spiel aus laut und leise, aus Rock und Gefühl, aus Schmerz, Hoffnung, aus Frust und Lebensfreude entsteht.
Kein Protzen mit den bekannten Namen
Mit schlafwandlerischer Sicherheit versammelt Mark Lanegan unterschiedliche Gastmusiker: PJ Harvey, Dean Ween (Ween), Greg Dulli (Afghan Whigs), Chris Goss (Masters of Reality), Duff McKagan (Guns N’Roses) und auch Nick Oliveri (Kyuss, Queens of the Stone Age) und Josh Homme (Kyuss, Queens of the Stone Age) veredeln das Meisterwerk mit dem klebrigen Titel. „Ein Vorteil daran, dass ich schon so lange im Geschäft bin, sind die vielen Freunde, die ich unterwegs getroffen habe. So konnte ich mir den Luxus erlauben, einige der besten Rock-Musiker einfach anzusprechen und einzuladen. Dabei ging es mir gar nicht darum, mit bekannten Namen zu protzen. Vielmehr habe ich versucht, das Talent jedes einzelnen für den dazu passenden Song zu nutzen. Ohne diese Leute wären viele Stücke nur halb so gut.“Das Ergebnis ist vielschichtig und dabei gleichzeitig enorm homogen. Endlich ist Mark Lanegan die Kombination gelungen aus laut und leise, Distanz und Nähe, Traditionellem und Progressivem, Verstörung und Hoffnung. Dass dieses Meisterwerk ausgerechnet „Bubblegum“ heißt, ist dabei fast ein Affront und verschreckte die Fans schon im Vorfeld. In Internet-Foren und Chatrooms drückten sie ihre Angst aus, dass der Titel Programm sein könnte, dass der Mitte der 90er- Jahre noch als möglicher Nachfolger von Kurt Cobain gehandelte Rock-Musiker plötzlich klebrige Pop-Musik machen könnte. Aber natürlich hat der Sänger aus Washington nicht einmal im Traum daran gedacht, ein fröhliches kaugummifarbenes Album aufzunehmen: „Hast du das Cover gesehen?“, fragt er und lacht. „So etwas finde ich unheimlich komisch.“ Ein Mann voller Widersprüche eben, aber einen guten Gag lässt er sich auch nicht nehmen.
Fazit:
Independent Rock: Vielseitigkeit hat einen Namen.Zwei Herzen schlagen in Mark Lanegans Brust. Das eine rockt in großer Pose, das andere verharrt still im Kämmerlein. Das eine ist für die Rock-Bands Screaming Trees und Queens of the Stone Age verantwortlich, das andere für fünf zurückhaltende Singer/Songwriter-Soloalben. Mit dem sechsten Album „Bubblegum“ ist es Lanegan mit prominenten Gästen erstmals gelungen, die beiden gegensätzlichen Seiten seines Talents zu vermählen. Das Ergebnis ist beklemmend, ängstlich, überbordend und hoffnungsvoll zugleich. Und nebenbei rockt es wie Sau.
Produktinfo:
Ex-Queens-Of-The Stone Age-Sänger mit Gästen: Josh Homme, PJ Harvey u.a.
Der Ex-Screaming Trees Sänger hat in den letzten Jahren vor allem als Mitglied der Queens Of The Stone Age auf sich aufmerksam gemacht, gelegentlich hörte man ihn auch auf Alben von Freunden wie Melissa Auf der Maur und natürlich war er bei den Desert Sessions dabei. 2003 erschien endlich seine eigene EP "Here Comes That Weird Chill", aufgenommen in einem Studio in der Mitte des Joshua Tree Nationalparks in Kalifornien. Mitten in der Steppe produzierte Lanegan ein staubtrockenes, gelegentlich düsteres Werk, das schon andeutete, wohin die musikalische Reise geht. "Bubblegum" ist sein bisher aufwendigstes Werk. Gelegentlich spürt man deutlich, dass die Zeit bei den Queens sein Songwriting prägte; die rockigeren Songs ähneln einem inspirierenden Höllentrip. Von den ruhigen Tracks, deren dichte Arrangements sich hervorragend mit der einzigartigen Stimme paaren, können sich auch die Herren Cave und Waits durchaus eine Scheibe abschneiden.
Gäste auf dem Album sind Josh Homme, Nick Olivieri, PJ Harvey, Izzy Stradlin, Duff McKagan, Greg Dulli, Dean Ween und Chris Goss, der gemeinsam mit Lanegan das Album produzierte.
Der Ex-Screaming Trees Sänger hat in den letzten Jahren vor allem als Mitglied der Queens Of The Stone Age auf sich aufmerksam gemacht, gelegentlich hörte man ihn auch auf Alben von Freunden wie Melissa Auf der Maur und natürlich war er bei den Desert Sessions dabei. 2003 erschien endlich seine eigene EP »Here Comes That Weird Chill«, aufgenommen in einem Studio in der Mitte des Joshua Tree Nationalparks in Kalifornien. Mitten in der Steppe produzierte Lanegan ein staubtrockenes, gelegentlich düsteres Werk, das schon andeutete, wohin die musikalische Reise geht. »Bubblegum« ist sein bisher aufwendigstes Werk. Gelegentlich spürt man deutlich, dass die Zeit bei den Queens sein Songwriting prägte; die rockigeren Songs ähneln einem inspirierenden Höllentrip. Von den ruhigen Tracks, deren dichte Arrangements sich hervorragend mit der einzigartigen Stimme paaren, können sich auch die Herren Cave und Waits durchaus eine Scheibe abschneiden.
Gäste auf dem Album sind Josh Homme, Nick Olivieri, PJ Harvey, Izzy Stradlin, Duff McKagan, Greg Dulli, Dean Ween und Chris Goss, der gemeinsam mit Lanegan das Album produzierte.
Mark Lanegan ist zerrissen. Zerrissen zwischen lautem Rock und stillem Songwriting, zwischen Drogen und Entzug, Live-Engagements bei Queens of the Stone Age und Soloalben. Mithilfe seines Psychiaters und etwas Selbstironie hat der Ex-Screaming-Tree endlich zu sich selbst gefunden – und sein bisher bestes Album aufgenommen.
Mark Lanegan ist ein Mann voller Widersprüche. Er mag es nicht, im Rampenlicht zu stehen, war aber Frontmann und Aushängeschild der Grunge-Band Screaming Trees. Er hält nicht viel von seiner Stimme, obwohl er singt wie kein anderer in der aktuellen Musikszene. Und er hat einmal behauptet, es sei langweilig, über das eigene Leben zu singen, obwohl viele seiner Songs an eine Therapie erinnern. Aber genau betrachtet, macht jede der Facetten Lanegans Sinn im großen Persönlichkeitsgefüge dieses verschrobenen Künstlers.Denn schon zu Beginn seiner musikalischen Karriere musste er umdenken. „Eigentlich sollte ich der Schlagzeuger der Screaming Trees sein“, erinnert er sich im Gespräch. „Aber ich war viel zu schlecht.“ Der eigentliche Sänger konnte viel besser Schlagzeug spielen als ich, also haben wir kurzerhand die Rollen getauscht.“ Kaum zu glauben. Kaum zu glauben auch, dass dem Mann mit der Ausnahmestimme auch das Singen alles andere als leicht fiel. „Ich musste jeden Song der Band Ton für Ton lernen“, stöhnt er. „Am Anfang habe ich mir alles vorsingen lassen. Und wenn ich alte Aufnahmen höre, finde ich meine Stimme ganz grauenhaft. Zum Glück bin ich heute etwas besser geworden.“ Und das ist keine Koketterie. Lanegan sieht sich selbst nämlich als jemand, der sich alles hart erarbeiten muss, als Getriebener: „Ich bin getrieben von der Suche nach dem perfekten Verhältnis zwischen laut und leise“, erklärt er. Tatsächlich kreist seine musikalische Welt seit Beginn seiner Karriere vor 21 Jahren um diese beiden Pole. Für den lauten Part steht sein Mitwirken in Rock-Bands: Nach der Auflösung der Screaming Trees 2000 hat er mit den Queens Of The Stone Age fast drei Jahre lang die Bühnen der Welt gerockt. Parallel dazu lebt er seine leisere, nachdenklichere Seite bei seinem neuen, sechsten Soloalbum „Bubblegum“ aus. „Es war wichtig, für ,Bubblegum‘ eine kleine Auszeit zu nehmen, da ich sonst schlicht nicht die Zeit gehabt hätte, mich voll und ganz auf mein eigenes Album zu konzentrieren. Ich habe eine wundervolle Ausnahmerolle bei den Queens und bin immer genauso viel oder so wenig involviert, wie ich es mir gerade wünsche. Das ist ein Segen, denn ich liebe die Band und bin auch sehr stolz, dabei zu sein, aber ich habe auch noch andere Dinge zu tun. Ich werde noch in diesem Jahr 40, und ich bin der Meinung, dass man im Leben alles machen sollte, was man sich vornimmt.“ Aber alles zu seiner Zeit. Als ihn die Queens Of The Stone Age 1997 das erste Mal fragten, ob er dabei sein wolle, lehnte er vorerst ab. Damals standen die Weichen in Lanegans Leben auf „leise“. Sein Ziel war, das perfekte stille Album zu kreieren. Eins wie „Field Songs“. „Dieses Album hätte ich gar nicht besser machen können“, erinnert er sich. „Also war danach klar, dass ich in Zukunft etwas anderes machen müsste.“ Die Queens boten den passenden Gegenpol, doch wirklich freie Entfaltung, das hatte Lanegan gelernt, war nur solo möglich. „Bei den Queens schreibe ich nicht jeden Song und singe auch nicht immer. Ich bin nur ein Bandmitglied. Für mein Streben nach Perfektion bleiben mir nur meine eigenen Alben.“
Horrortrips als alltägliche Erfahrungen
Das hat sich bis heute nicht geändert. Sein Vorsatz für „Bubblegum“ war klar formuliert: „Ich wollte ein ganz persönliches Album machen, das auch rocken kann.“ An diesem Punkt trafen sich die beiden musikalischen Gleise, auf denen seine Karriere bisher lief. Die Symbiose aus laut und leise auf einem einzigen Tonträger sollte sein Ziel sein. Um das zu erreichen, musste Lanegan tief in die Trickkiste greifen. Zuerst musste er sich selbst täuschen, um aus dem alten Schema auszubrechen, in dem er laut und leise eben immer getrennt hatte. Deshalb steht auf „Bubblegum“ nicht nur sein Name, sondern „Mark Lanegan Band“ – ein Zusatz, der den abgekapselten Songwriter zum Rocker macht.„Meistens bin ich ganz gut darin, mir selbst Streiche zu spielen“, sagt Lanegan. „Wenn ich damals Songs geschrieben habe, die viel von meiner Persönlichkeit transportierten, habe ich mir immer eingeredet, es sei bloß eine Geschichte, die ich über jemand anderen erzähle. An dieser Sichtweise habe ich auch in Interviews trotzig festgehalten. Niemand sollte auf die Idee kommen können, dass ich mein Innerstes auf dem Silbertablett präsentieren würde. Schließlich war es langweilig, über sein eigenes Leben zu schreiben, zumindest glaubte ich das.“ Dieses Scheuklappen- Prinzip funktionierte besonders gut in Kombination mit Alkohol und Heroin. Fast 20 Jahre lang konnte Lanegan seine eigenen Dämonen stillhalten, seine Ängste ausblenden. Aber dieses Tal glaubt er heute endgültig durchschritten zu haben: „Mittlerweile habe ich gelernt, meine eigenen Gedanken zu reflektieren. Heute habe ich kein Problem damit, zuzugeben, dass ich mein eigenes Leben auf ‚Bubblegum‘ verarbeitet habe.“ Etwa die schrecklichen, immer wiederkehrenden Träume, in denen Lanegan furchtbare Verbrechen beging. Irgendwann bekam Lanegan Angst. „Völlig aufgelöst bin ich zu meinem Therapeuten gegangen und habe ihm davon erzählt.“ Sein Therapeut meinte nur, dass solche Träume wichtig und richtig seien. Sie sind es, die uns davon abhalten, im realen Leben zum Verbrecher zu werden. „Diese Erkenntnis hat mich sehr beruhigt,“ sagt Lanegan heute. Verarbeitet hat er sie in im Song „One Hundred Days“, der davon handelt, dass Albträume keine Horrortrips, sondern ganz normale, alltägliche Erfahrungen sind. Und wenn man gelernt hat, damit umzugehen, kann man sogar eine durchaus positive Ruhe aus ihnen ziehen. Vielleicht liegt es an dieser neuen Ruhe, dieser Selbstsicherheit, dass „Bubblegum“ sein bisher bestes Album geworden ist. Er dirigiert jeden einzelnen Song, bis ein brillantes Spiel aus laut und leise, aus Rock und Gefühl, aus Schmerz, Hoffnung, aus Frust und Lebensfreude entsteht.
Kein Protzen mit den bekannten Namen
Mit schlafwandlerischer Sicherheit versammelt Mark Lanegan unterschiedliche Gastmusiker: PJ Harvey, Dean Ween (Ween), Greg Dulli (Afghan Whigs), Chris Goss (Masters of Reality), Duff McKagan (Guns N’Roses) und auch Nick Oliveri (Kyuss, Queens of the Stone Age) und Josh Homme (Kyuss, Queens of the Stone Age) veredeln das Meisterwerk mit dem klebrigen Titel. „Ein Vorteil daran, dass ich schon so lange im Geschäft bin, sind die vielen Freunde, die ich unterwegs getroffen habe. So konnte ich mir den Luxus erlauben, einige der besten Rock-Musiker einfach anzusprechen und einzuladen. Dabei ging es mir gar nicht darum, mit bekannten Namen zu protzen. Vielmehr habe ich versucht, das Talent jedes einzelnen für den dazu passenden Song zu nutzen. Ohne diese Leute wären viele Stücke nur halb so gut.“Das Ergebnis ist vielschichtig und dabei gleichzeitig enorm homogen. Endlich ist Mark Lanegan die Kombination gelungen aus laut und leise, Distanz und Nähe, Traditionellem und Progressivem, Verstörung und Hoffnung. Dass dieses Meisterwerk ausgerechnet „Bubblegum“ heißt, ist dabei fast ein Affront und verschreckte die Fans schon im Vorfeld. In Internet-Foren und Chatrooms drückten sie ihre Angst aus, dass der Titel Programm sein könnte, dass der Mitte der 90er- Jahre noch als möglicher Nachfolger von Kurt Cobain gehandelte Rock-Musiker plötzlich klebrige Pop-Musik machen könnte. Aber natürlich hat der Sänger aus Washington nicht einmal im Traum daran gedacht, ein fröhliches kaugummifarbenes Album aufzunehmen: „Hast du das Cover gesehen?“, fragt er und lacht. „So etwas finde ich unheimlich komisch.“ Ein Mann voller Widersprüche eben, aber einen guten Gag lässt er sich auch nicht nehmen.
Fazit:
Independent Rock: Vielseitigkeit hat einen Namen.Zwei Herzen schlagen in Mark Lanegans Brust. Das eine rockt in großer Pose, das andere verharrt still im Kämmerlein. Das eine ist für die Rock-Bands Screaming Trees und Queens of the Stone Age verantwortlich, das andere für fünf zurückhaltende Singer/Songwriter-Soloalben. Mit dem sechsten Album „Bubblegum“ ist es Lanegan mit prominenten Gästen erstmals gelungen, die beiden gegensätzlichen Seiten seines Talents zu vermählen. Das Ergebnis ist beklemmend, ängstlich, überbordend und hoffnungsvoll zugleich. Und nebenbei rockt es wie Sau.
Produktinfo:
Ex-Queens-Of-The Stone Age-Sänger mit Gästen: Josh Homme, PJ Harvey u.a.
Der Ex-Screaming Trees Sänger hat in den letzten Jahren vor allem als Mitglied der Queens Of The Stone Age auf sich aufmerksam gemacht, gelegentlich hörte man ihn auch auf Alben von Freunden wie Melissa Auf der Maur und natürlich war er bei den Desert Sessions dabei. 2003 erschien endlich seine eigene EP "Here Comes That Weird Chill", aufgenommen in einem Studio in der Mitte des Joshua Tree Nationalparks in Kalifornien. Mitten in der Steppe produzierte Lanegan ein staubtrockenes, gelegentlich düsteres Werk, das schon andeutete, wohin die musikalische Reise geht. "Bubblegum" ist sein bisher aufwendigstes Werk. Gelegentlich spürt man deutlich, dass die Zeit bei den Queens sein Songwriting prägte; die rockigeren Songs ähneln einem inspirierenden Höllentrip. Von den ruhigen Tracks, deren dichte Arrangements sich hervorragend mit der einzigartigen Stimme paaren, können sich auch die Herren Cave und Waits durchaus eine Scheibe abschneiden.
Gäste auf dem Album sind Josh Homme, Nick Olivieri, PJ Harvey, Izzy Stradlin, Duff McKagan, Greg Dulli, Dean Ween und Chris Goss, der gemeinsam mit Lanegan das Album produzierte.
Der Ex-Screaming Trees Sänger hat in den letzten Jahren vor allem als Mitglied der Queens Of The Stone Age auf sich aufmerksam gemacht, gelegentlich hörte man ihn auch auf Alben von Freunden wie Melissa Auf der Maur und natürlich war er bei den Desert Sessions dabei. 2003 erschien endlich seine eigene EP »Here Comes That Weird Chill«, aufgenommen in einem Studio in der Mitte des Joshua Tree Nationalparks in Kalifornien. Mitten in der Steppe produzierte Lanegan ein staubtrockenes, gelegentlich düsteres Werk, das schon andeutete, wohin die musikalische Reise geht. »Bubblegum« ist sein bisher aufwendigstes Werk. Gelegentlich spürt man deutlich, dass die Zeit bei den Queens sein Songwriting prägte; die rockigeren Songs ähneln einem inspirierenden Höllentrip. Von den ruhigen Tracks, deren dichte Arrangements sich hervorragend mit der einzigartigen Stimme paaren, können sich auch die Herren Cave und Waits durchaus eine Scheibe abschneiden.
Gäste auf dem Album sind Josh Homme, Nick Olivieri, PJ Harvey, Izzy Stradlin, Duff McKagan, Greg Dulli, Dean Ween und Chris Goss, der gemeinsam mit Lanegan das Album produzierte.
- Tracklisting
- Mitwirkende
Die Hörproben gehören zum Artikel Mark Lanegan: Bubblegum (CD). Das Tracklisting kann bei diesem Artikel ggf. abweichen.
LP
- 1 When Your Number Isn't Up
- 2 Hit The City
- 3 Wedding Dress
- 4 Methamphetamine Blues
- 5 One Hundred Day
- 6 Bombed
- 7 Strange Religion
- 8 Sideways In Reverse
- 9 Come To Me
- 10 Like Little Willie John
- 11 Can't Come Down
- 12 Morning Glory Wine
- 13 Head
- 14 Driving Death Valley Blues
- 15 Out Of Nowhere
Mark Lanegan
Bubblegum
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