Wild-Ass Showman
Möglicherweise kennt der eine oder andere Lefty Dizz von der Muddy Waters & The Rolling Stones-DVD/CD AT THE CHECKERBOARD LOUNGE - LIVE CHICAGO 1981 aus dem Jahr 2012, wo er stark alkoholisiert einen Kurzauftritt hatte.
Lefty Dizz, sein richtiger Name lautet Walter Williams, wurde am 29. April 1937 in Osceola, AR, geboren und starb am 7. September 1993 in Chicago, IL, an Kehlkopfkrebs. Den Spitznamen "Lefty" gab ihm Hound Dog Taylor. Lefty Dizz, auch "Clown Prince Of The Blues" genannt, war einer der größten "wild-ass showmen" in der Chicagoer Bluesszene und besonders beim schwarzen Publikum sehr beliebt. Er war Mitglied in Junior Wells Band und spielte in den 60er und 70er Jahren mit zahlreichen Bluesgrößen, z.B. mit J.B. Lenoir und dem bereits genannten Hound Dog Taylor zusammen.
Lefty, der Linkshänder war und beim Spielen eine Rechtshändergitarre einfach umdrehte, war kein perfekter Gitarrist und Sänger, aber ein leidenschaftlicher Liebhaber des Blues.
Das Album SHAKE FOR ME wurde am 8. Juni 1976 in Chicago für das französische Label Black & Blue aufgenommen, aber erst 2002 veröffentlicht. Lefty singt neun Songs, die bis auf zwei Eigenkompositionen ausschließlich Blues-Klassiker sind, auf vier Songs begleitet Lefty den Pianisten Big Moose Walker auf der Gitarre.
Der "R.M. Blues" war 1946 in Kalifornien ein großer Hit für Roy Milton & The Solid Senders. Lefty verwandelt den verhaltenen Blues in einen rauen Chicago Blues, desgleichen "Blue Shadow" mit dem Lowell Fulsons 1950 erfolgreich war. Nahe am Original interpretiert er "Take Out Some Insurance" von Jimmy Reed und den "previously unissued" Track "Shake For Me", eine Komposition von Willie Dixon, mit der Howlin’ Wolf erfolgreich war. Der Bayou-Klassiker "The Things I Used To Do" von Guitar Slim klingt nach Muddy Waters, der den Song auch aufgenommen hat.
"Cummins Prison Farm" mit dem Text "I was born in Missouri/Across the line from Arkansas/I didn't make too much money/I got in trouble with the law/Lord they send me to prison/Down on Cummins Prison Farm" erreichte 1970 mit seinem Autor Calvin James Leavy (* 20.4.1940 Scott, Pulaski County, Arkansas, † 6.6.2010 Pine Bluff, AR) Platz 40 der US Billboard R'n'B-Chart und wurde gleich zwei Mal von Magic Slim für die Alben THAT AIN'T RIGHT und RAISIN’ BAR aufgenommen. Lefty spielt hier Slide- und Willie James Lyon Sologitarre.
"I Found Out", bei dem laut Linernotes Leftys abgewetzte Stratoscaster im Solo schwebt und der "previously unreleased" Song "Funny Acting Woman" sind die beiden Eigenkompositionen des Albums.
Bei den letzten vier Songs ist Big Moose Walker, der schon mit Elmore James und Earl Hooker zusammengearbeitet hat, der Hauptakteur. "Moose Boogie" und "Lake Shore Drive Boogie" sind Instrumentals, "One Eyed Woman" und "All Right, O.K. You Win" werden von Big Moose gesungen.
Auch die Rhythm Section mit Robert "Big Mojo" Elem (bg) und Odie Payne (dr) ist erste Sahne. Letztere haben mit Freddie King, Jimmie Dawkins und Luther Allison bzw. Elmore James, Otis Rush und Magic Sam zusammen gespielt.
Fazit: Das Album ist keine musikalische Delikatesse, aber ein gut schmeckender "Chicago Blues Stew" eines der größten Entertainer des Blues, der bei seinen Auftritten über Tisch und Bänke ging.