Sehr persönliche Musik voller Härte, Bitterkeit und Anspannung
Jimmy Dawkins wurde am 24.10.1936 in dem kleinen, im Herzen des Mississippi Delta gelegenen Örtchen Tchula, ca. 25. Meilen südlich von Greenwood, wo Robert Johnson begraben liegt, geboren. Über Pascagoula am Golf von Mexiko, wohin seine Familie Anfang der 40er Jahre zog, kam er 1955 von Mississippi nach Chicago. Dort spielte er zunächst trotz großer Begabung jahrelang wenig beachtet in Kneipen. Als Sideman begleitete er andere Bluesmusiker bei Schallplattenaufnahmen, so Luther Allison auf dessen Album LOVE ME MAMA von 1969, zu seinem ersten Album unter eigenem Namen, FAST FINGERS, das bei Bob Koesters Delmark Records erschien, kam er allerdings erst 1969 auf Vermittlung seines Freundes Magic Sam. Bis zu seinem Tod am 10.4.2013 in Chicago hat er insgesamt 19 Alben herausgebracht. Gérard Herzhaft beschreibt in seiner "Enzyklopädie des Blues" Jimmy Dawkins Stil als eine im West Side-Sound von Magic Sam verankerte, aber dennoch sehr persönliche Musik voller Härte, Bitterkeit und Anspannung, die zu zutiefst bewegt.
1969 erhielt Jimmy Dawkins, der insbesondere in Frankreich sehr beliebt war, für FAST FINGERS den "Grand Prix du Disque from the Hot Club of France" für das "Beste Blues-Album des Jahres". Das Musikmagazin "Down Beat" bewertete das Album damals mit vier Sternen. 1999 erschien FAST FINGERS als CD und wurde für den W.C. Handy Award "Best Reissue Blues Album of the Year" nominiert.
Der Laidback-Opener, "It Serves Me Right To Suffer", ist typisch West Side und für viele Experten neben dem Instrumental "Trible Trebles" ein Höhepunkt des Albums.
Auf "I Wonder Why" macht Jimmy Dawkins seinem, aus dem Album resultierenden Spitznamen "Fast Finger", alle Ehre. Allerdings mochte Jimmy Dawkins diesen Namen überhaupt nicht, da er ein introvertierter Musiker war, der bei seinen Auftritten auf Showeinlagen auf der Gitarre verzichtete. Im Text von "I Wonder Why" bekommt die Frau, wie so oft im Blues, ihr Fett ab: "I wonder why you're so mean to me/ ... /I'll be kind to you woman, what more can I do/I wonder why you treat me the way you do/Oh, I give you all my money and loving, what more can I do/O, I give you my picture baby, put it in a frame/When I'm dead and gone, you can see me just the same ...."
Das langsame "I'm Good For Nothing" ist wieder ein Song mit viel West Side-Feeling im Stil von Magic Sam und Otis Rush.
"Trible Trebles" gilt als eines der besten Instrumentals, die Jimmy Dawkins jemals eingespielt hat und erinnert stark an "Shan-Ho-Zay" von Freddie King. Jimmy spielt eine tolle Gitarre über einem bläsergetriebenen Rhythmus.
Der langsame Blues "I Finally Learned A Lesson" ist auch fast ein Instrumental. Nach einem langen Gitarren-Intro von über drei Minuten, untermalt von Lafayette Leaks Orgel, endet der knapp vier Minuten dauernde Song mit den Textzeilen "I finally learned a lesson/Should a long time ago/The next woman that I marry/She gonna work and bring me the dough/Have you ever been mistreated?/You know just what I'm talking about/I worked five long years for one woman/She had the nerve to put me out" aus Eddie Boyds Blues-Standard "Five Long Years", der besonders durch B.B. King und Eric Clapton bekannt geworden ist.
"You Got To Keep On Trying" ist ein "Standard Chicago Slowblues" mit einer schönen Tenorsaxofon-Begleitung von Eddie Shaw. Jimmy beklagt in dem Song das harte, lieblose Leben: "This life is a hard road to travel/Oh, but I know I got to keep on trying/My friends are all talking about me/But I know I just can't pay them no mind/They say: love don't love nobody/Now I believe this story is true/ ... / All the good I give them one/You know, why the wrong keep coming through".
"Night Rock" ist ein schnelles Instrumental im Stil von Freddie King.
In "Little Angel Child", einem mittelschnellen Shuffle mit einer Boogie Woogie-Bassfigur singt Jimmy Dawkins: "I've been walking all night long/Looking for my little angel child/I couldn't find her nowhere/Sat right down and cry/Oh baby, oh what you gonna do/ ... /Would you please come home/Oh, I love you woman, can't stand this sitting alone".
"I Don't Know What Love Is" mit einem starken Gitarren-Intro hat eine großer Ähnlichkeit mit Albert Kings "Don't Throw Your Love On Me Too Strong".
Das flotte "Breaking Down" ist ein schönes Instrumentalstück mit Mighty Joe Young als zweitem Gitarristen.
Das Album erschien 1998 als CD mit einem neuen Cover und zwei Bonus Tracks, dem Slowblues "Sad And Blues", und dem Uptempo Blues "Back Home Blues", die aus den Original Sessions von 1969 stammen. Der Gesang von "Back Home Blues" wurde für das Reissue neu aufgenommen.
Bewertung:
Virgin Encyclopedia Of The Blues * * * (good)
New Rolling Stone Record Guide * * * (good)
The Penguin Guide To Blues Recordings * * * (worthwhile = wertvoll)