kurzweilige, poppige Scheibe mit brillianten Momenten
"Idols of Exile" mit Bob Dylan zu vergleichen ist schon übertrieben
aber die Scheibe überhaupt als Folk zu bezeichnen ist ansich schon
sehr fragwürdig...
Die Platte bietet einen Stilmix in den viele Genres einfließen und
die Genres Folk und Country sind sicher nicht die letzten, allerdings
ist "Idols of Exile" im Großen und Ganzen viel eher am kurzweiligen,
flockigen Indie-Pop, als an Folk, oder irgendwas.
Der erste Track "Fire" ist eher konventionell gestrickter Indie-Pop,
nichts, was einen vom Hocker haut und der eher zum überspringen einlädt.
Erste Funken sprangen bei mir beim zweiten Titel "Hangover Days" über. Der Track hat einen wahnsinnig coolen Groove, treibend und straight von Produzent Howie Beck persönlich an Bass, Schlagzeug und Percussion und mit herrlich schläfrigem Duett-Gesang von Collett und Emily Haines. Track 3, "Brownie Hawkeye" kommt mit schönem Piano, Synthie-Gezirpe und jazzigen Bläsereinsätzen... ganz nett, jedoch noch nicht der Reißer...
Aaaaber...
jetzt kommt's....
Track 4! ... ein Track, der's drauf hat mich vom Hocker zu haun.
Ein Gänsehaut-Track, genau das, worauf ich hier gewartet habe. Ein
Song, der dieses Album in der Sammlung hält, der dafür sorgt, dass es ab und zu rausgeholt und aufgelegt wird. Ein Song, der überdauern wird: "We all lose one another".
Da ist er, der Folk(rock), das Banjo, die traurige Violine und Piano...
geradlinig und melodisch mit einem treibenden Rhythmus, wie es etwa
Tom Petty perfekt beherrscht. Collett singt über Leben und Tod, über
die Tatsache, dass alles vergänglich, nichts für immer ist.
Mit diesem Song hat er auf immer und ewig einen Platz in meinem ganz
persönlichen Lebens-Soundtrack.
Mit "Parry Sounds" geht es überzeugend weiter - ein Stückchen Kanada. Melancholischer Gesang, schöne Akustikgitarre, sanftes Schlagzeug, feine Slide-Guitar als Begleitung und ein wunderbar melancholischer Bläsereinsatz am Schluss, sowie die Harmonyvocals von Amy Millan tun ihr Übriges, damit der Track voll überzeugt. Der Nachfolger "I'll bring the sun" ist kurzweiliger Gute-Laune-Rock, zügig, melodisch und absolut hörbar. "Tinsel and Sawdust" bietet hypnotischen Indie-Folk, der nur mit akustischer Gitarre beginnt, der Gesang fast geflüstert, fragil mit dezentem Reverb und Delay, sich dann bis zum Einsatz von Schlagzeug und verzerrter E-Gitarre steigert.
Das poppig-flotte "Ferral Republic", leicht countrymäßig und wieder mit Bläsern lässt sich gut hören und lädt zum mitwippen ein.
Erwähnenswert ist der nächste Titel - "Pavement Puddle Stars",
das fast ein bisschen nach 70er klingt mit verspielter Gute-Laune-Melodie, schönen Slide-Guitar-Akzenten und rhythmischen Handclaps.
Nächster Track ist das ironische "Almost Summer", Gesang plus Harmonyvocals und Gitarre, Bass und Synthie-Gezirpe erst gegen Schluss, allerdings nichts Besonderes.
Die ironische Rock'N'Roll-Loser-Ballade "Pink Night" mit trockener,
schleppender Rhythmus-Sektion, wieder inklusive Handclaps und mit schönen Pedal Steel-Akzenten ist ein letztes kleines Highlight... wieder ein bisschen Kanada und Countryrock-Einfluss.
Den Abschluss macht "These are the Days", auch folkig mit schöner
Akustikgitarre, Handclap-Percussion-Groove, wunderbarem Bläsereinsatz und stimmigem Backgroundchor von Amy Millan.
Fazit:
"Idols of Exile" ist eine kurzweilige Indie-Platte, unaufdringlich und
poppig. Wer Entdeckungen im Bereich Folk machen will, dem würde ich hier eher abraten. Zu bunt gemischt sind hier die Stile.
Wer allerdings auf flockig-straighten Indie-Pop mit viel akustischen
Gitarren und schönen Melodien steht, der kann hier blind zugreifen.
Als solcher ist die Platte auf jeden Fall 4 Sterne wert, schon gar
aufgrund des grandiosen "We all lose one another" und Highlights wie
"Hangover Days", "Parry Sounds", oder "Pink Night"!