es gibt bessere Alben von Sinatra.
zu Ring-Ding Ding!
Sinatras erstes Album für sein gerade gegründetes Label Reprise gilt vielen seiner Fans als Klassiker. Bei oberflächlicher Betrachtung verständlich, ist das Liedgut doch durchweg eingängig, sind Johnny Mandels Arrangements verspielt. Und doch, obwohl beileibe kein wirklich schlechtes Album, lässt RADD den Hörer nach jedem Hördurchgang unbefriedigt zurück, wo andere Swing LP's Sinatras immer wieder mitreißen.
RADD leidet dabei zunächst am dünnen und eindimensionalen Klangbild.
Sound ist nicht alles, aber auch nicht egal. Erst recht nicht bei einem Künstler wie Sinatra, bei dem eine Vielzahl an Instrumenten ertönt und dessen in der Regel nuancierte Vorträge sich erst bei entsprechend gutem Sound vollumfänglich vermitteln. Genau an denen, also Sinatras Vorträgen, krankt die Platte neben dem Klang zusätzlich.
Ungewohnt unpräzise, wenig souverän, ohne rechten Drive agiert der Sänger. Das liegt vermutlich an den zwar für sich genommen sehr launigen, aber dem Sänger wenig Raum bietenden Arrangements. Gemeinhin glänzte der Sänger dann, wenn Liedgut und Arrangement ihm die Gelegenheit boten einen Song quasi wie ein Schauspieler auszuagieren - was Mandel, anders als Riddle, May, oder Jenkins - nicht begriffen zu haben scheint. Mandels Charts lassen keinen Spielraum Text und Melodie Sinatras Stärken entsprechend in weiten Bögen auszusingen, zu zelebrieren, entsprechend klingt Sinatra gepresst, eingeengt. Gelöst, souverän und entspannt wirkt Sinatra - der Intention der LP die eigentlich Aufbruchsstimmung vermitteln soll zuwider laufend - keine Sekunde.
Bei den großen Alben des Jahrhundertsängers Sinatra ist es so, dass die Begeisterung umso größer wird, desto genauer man hinhört. Bei RADD ist es bedauerlicherweise andersherum, dieses Album funktioniert am besten als nur beiläufig registrierte Hintergrundmusik. Einem aufmerksamen Anhören dagegen hält es kaum Stand. Es ist daher wohl eines der am meisten überschätzten Alben Sinatras.
Zu Tommy:
Im extrem umfangreichen Katalog des Chairman of the Board fällt sein Tribut an Tommy Dorsey - Sinatras ehemaligem Arbeitgeber, prägend für Sinatras Technik und Mosaikstein bei seinem Aufstieg zum Solostar - in die Kategorie Mittelmaß, respektive Routine auf (immerhin) hohem Niveau.
"I remember Tommy ..." kann man wenig vorwerfen. Alle Aufnahmen sind kompetent arrangiert, die Musiker sind natürlich (was bei Sinatra tatsächlich ausnahmslos der Fall ist) erstklassig, der Sänger selbst macht einen guten Job.
Aber; an seine Leistungen aus den glorreichen 50'er Jahren kommt Sinatra zu Beginn der 60'er bereits nicht mehr heran. Den Balladen fehlt es (im Vergleich mit seinen Großtaten) an Nuancenreichtum, den Swingern ein wenig an Feuer.
"Tommy" ist zweifelsohne durchgängig gut hörbar, hochgradig professionell produziert, aber selten wirklich zwingend. Für Fans unbedingt empfehlenswert, für Casual Listener verzichtbar. Das Bessere ist sozusagen der Feind des Guten.