Eines der besten Bluesalben der gesamten Bluesgeschichte!?
Eigenbeitrag (4/2014):
CD-Aufkleber: "Absolutely haunting power" (Living Blues)
SOMEBODY LOAN ME A DIME (1974) war das erste von zwei Alben, die der am 23. September 1935 in Greenwood, MS, geborene und am 25. November 1997 in Rockford, IL, an einem Gehirntumor verstorbene Fenton Robinson für Bruce Iglauers "Alligator Records" aufgenommen hat. Das andere Album war I HEAR SOME BLUES DOWNSTAIRS (1977).
Im Alter von 18 Jahren zog Fenton Robinson zunächst nach Memphis, wo er 1957 seine erste Single "Tennessee Woman“ aufnahm, dann 1962 weiter nach Chicago, wo er 1967 beim kleinen Label Palos die Single "Somebody Loan Me A Dime" veröffentlichte.
Mit dem Re-Recording dieses Songs, der nach B.B. King klingt, beim Original wurde Fenton von B.B.s Band begleitet, beginnt das Album gleichen Namens, das einige Experten als eines der "besten Bluesalben der gesamten Bluesgeschichte" erachten. Mit einer poppigen Version dieses, von Fenton Robinson komponierten Songs, war Boz Scaggs 1969 erfolgreich, während Fentons Version wegen eines heftigen Schneesturms, der die nationalen Vertriebswege des kleinen Labels Palos in Mitleidenschaft gezogen hatte, der Erfolg versagt blieb.
"The Gateway" ist ebenfalls von B.B. King beeinflusst und erinnert ein bißchen an "The Thrill Is Gone". Das langsame "You Don't Know What Love Is" mit Bläserbegleitung klingt ebenfalls nach B.B. King, desgleichen das von Rudy Toombs komponierte "Country Girl", das B.B. auch selbst aufgenommen hat.
Der Slowblues "Directly From My Heart", ein Song von Richard Penniman alias Little Richard aus dem Jahr 1955, ist ein Hybrid der Stile von B.B. und T-Bone Walker, Fentons großem Idol. Mehr T-Bone Walker sind der Klassiker mit Klavierbegleitung, "Going To Chicago" sowie der bläserunterstützte Jazzblues "You Say You're Leaving" und die "more uptempo"-Nummer "I've Changed".
"Checking On My Woman" ist Chicago-Blues der eleganteren Art. Den langsamen Blues "Gotta Wake Up" singt Fenton Robinson mit dunkler Stimme, unterstützt von in tiefer Tonlage spielenden Bläsern.
"Texas Flood", eine Komposition seines Freundes Larry Davis, der den Song bereits 1958 für das texanische Label "Duke" aufgenommen hatte, wurde von zahlreichen anderen Künstlern gecovert, unter anderem 1983 von Stevie Ray Vaughan. Der Text ist eine Metapher für Beziehungsprobleme, "Well I'm leaving you baby, Lord I'm goin' back home to stay/Well where there's no floods or tornadoes, baby the sun shines every day".
Auf dem Album wurde Fenton Robinson u.a. von Mighty Joe Young, einem Veteranen der Chicago Bluesszene und einem der besten Gitarristen der Chicagoer West Side begleitet, der auch mit Magic Sam Platten gemacht hatte.
Fenton Robinson war ein außergewöhnlicher Blues- und Jazzmusiker, ein ungewöhnlich guter Gitarrist, Sänger und Komponist. SOMEBODY LOAN ME A DIME ist nach Expertenmeinung "möglicherweise eines der zehn besten Alben der gesamten Bluesgeschichte". Fenton Robinson, den eine Musikzeitschrift einmal "den Gitarrist der Gitarristen" genannt hat, blieb jedoch zeitlebens der verdiente Erfolg versagt.
Bewertung:
Virgin Encyclopedia Of Blues * * * (good)
New Rolling Stone Record Guide * * * * * (indispensable = unverzichtbar)
Chrisgau's Record Guide B+ (good record)