Billy's erster Alleingang
"Billy on guitar is frightening. He's an amazing guitarist. Sings like a bird." Solch Lobpreisung in höchsten Tönen stieß sein damaliger Bandkollege Dave Edmunds in einem US-Radio-Interview 1978 aus. Und er hat nicht übertrieben. So manch exzellentes Gitarrensolo auf Edmunds' Platten aus den späten 70ern ist tatsächlich Bremners Werk. Und wenn die vier Männer, die sie Rockpile nannten, auf der Bühne abrockten, konnte man immer wieder feststellen, dass zumindest live Bremner der beeindruckendere der beiden Gitarristen war. Und wenn im Harmoniegesang eine sich in die Höhe schwingende Stimme erforderlich war, dann war Billy der Mann der Stunde.
Das ist nun leider Gottes schon so lange her, dass es fast schon nicht mehr wahr ist. Aber Billy Bremner hat die Rockpile-Tradition in gewisser Weise bis heute fortgeführt. "Bash!" war 1984 seine erste Solo-LP. Und sie ist leider etwas durchwachsen geraten. Da sind zwar durchaus Anklänge an den Goodtime-Rock'n'Roll á la Rockpile vertreten ("Fire In My Pocket", "Tired And Emotional"), und einige der Tracks von Bremner und seinem damaligen Co-Writer Will Birch (Remember the Kursaal Flyers?) bringen absolutes Radiohit-Potenzial auf die Waage ("Losing My Touch", "Love Is Stranger Than Fiction", "When These Shoes Were New"). Insgesamt gesehen strahlt das Werk jedoch einfach eine gewisse Unausgegorenheit aus. Das hat zum Einen stilistische Gründe, liegt desweiteren aber auch an einem Phänomen, das den meisten Platten dieser Ära zum Verhängnis wurde: Dieser ätzende, charakterlose und eiskalte 80er-Jahre-Sound. Und der passt nun einmal so gar nicht zur Musik eines Billy Bremner. Da spielt es leider auch nur eine untergeordnete Rolle, dass die beiden Rock'n'Roll-Cracks Terry Williams und Bobby Irwin an der Schießbude saßen. Will Birch hat mit dieser Produktion offenbar (vergeblich) auf die Charts geschielt, seinem Schützling dadurch aber bedauerlicherweise einen Bärendienst erwiesen. Dieser sollte es dann später (viel später!) jedoch bedeutend besser machen. 1998 spielte Bremner in Schweden die CD "A Good Week's Work" ein, und 2006 folgte mit "No Ifs, Buts, Maybes" eine weitere Steigerung.
Fazit: Billy Bremners Solo-Debut ist keine schlechte Platte, weist allerdings Kinderkrankheiten auf und leidet unter inadäquatem 80s-Sound. Wer auf den kleinen pummeligen Sympathieträger steht, wird sich über die CD-Reissue freuen, ist jedoch mit den beiden o.a. Nachfolgern besser bedient. Kaufempfehlung erfolgt daher unter Vorbehalt.