Gerd Dudek: With You
With You
CD
CD (Compact Disc)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
- Label: JazzJazz, 2021
- Bestellnummer: 11142193
- Erscheinungstermin: 3.2.2023
*** Digipack
Zu den in alle Ewigkeit besten Hollywood-Regisseuren gehört Howard Hawks, der als ein „Professional“ gerühmt wird, weil er besonders effizient zu erzählen wusste, energiegeladen, temporeich, immer unterhaltsam. Solch ein „gestandener“ Profi war auch der Saxofonist Gerd Dudek (1938 - 2022). Auch bei ihm sind die Geradlinigkeit und Effizienz seines Spiels bewundernswert, auch er sucht nach der jeweils besten Form und findet sie in der größtmöglichen Einfachheit seiner komplexen, musikalischen Mittel.
Noch eine Assoziation drängt sich auf: Wie in den Filmen Hawks‘ ist auch In Dudeks Spiel stets viel Raum für erzählte Sinnlichkeit, sogar für eine ausgeprägte Zärtlichkeit –nie aber für Traurigkeit und Sentimentalität. Bei alldem entstammt Dudeks Spiel einer altmodisch gewordenen Welt des (musikalischen) Handelns, bei der sich Gleichgesinnte in Freundschaft und Solidarität auf Augenhöhe begegnen.
Gerd Dudeks Stimme war das Saxofon. Vornehmlich auf dem Tenor-, nicht weniger klangintensiv und ausdrucksstark auf dem Sopransaxofon (und gelegentlich auch auf der Flöte) fand er seine Sprache, die in allen stilistischen Spielarten authentisch und verbindlich war. Keinen besseren Titel hätte es 2016 für das Album des Quartetts Gerd Dudek 4 geben können: „Out Of This World“. Zusammen mit Martin Sasse, Martin Gjakonovski und Hendrik Smock feierte Gerd Dudek darauf die melodische Schönheit John Coltranes, um dann doch vor allem zu spielen wie: Gerd Dudek.
Dass es zu diesem meisterlichen Album nun eine Art Fortsetzung gibt, ist eine wunderbare Nachricht und ein ganz außerordentlicher Glücksfall. Die Stücke für das Album „With You“ wurden erst kurz vor Dudeks Tod am 3. November 2022 aufgenommen (nun mit Joost van Schaik am Schlagzeug) und zeugen in all ihrer Pracht von Dudeks ungetrübter Spielfreude und seiner uneingeschränkten musikalischen Kompetenz. Dass es jetzt posthum veröffentlicht wird, ist ein ebenso trauriger wie tröstlicher Umstand: Noch einmal erlebt man Gerd Dudek bei seinem tief in sich ruhenden Spiel, so authentisch wie verbindlich, so aufrichtig wie empathisch.
Sechs Titel beinhaltet das Album, und wieder spielt John Coltrane eine wichtige Rolle. Nicht nur, dass es eine meisterhafte Präsentation von Coltranes Balladen-Klassiker „Naima“ gibt: „With You“ ist ein individuelles und zugleich kollektives Album im Geiste Coltranes, Zeugnis von musikalischer Kraft und Wärme. Nicht von ungefähr beginnt es mit einer der wenigen Eigenkompositionen Dudeks. Der vitale Opener „Green Table Speech” holt mit hymnischer Geste weit aus und wechselt dann elegant zum temperamentvollen Thema, das allen Quartett-Mitgliedern als Sprungbrett für ausgiebige solistische Beiträge dient. Wobei sich die fabelhafte Technik und Musikalität des wunderbar eingespielten Quartetts besonders auch „dazwischen“, in den kollektiven Interaktionen offenbaren.
Mit „Lover Man“ schließt sich die erste Ballade des Albums an. Der berühmte Standard, einst geschrieben für Billie Holiday, spiegelt im gewissen Sinne den Opener in poetisch-lyrischer Auslegung, geschmückt mit ausführlichen solistischen Passagen. Dudek zeigt sich auf seine ruhige Art und Weise wagemutig und doch abenteuerlustig, Martin Sasses überbordendem Spiel möchte man unendlich lang weiterlauschen, bevor es von einem feinen, singenden Bass-Solo Martin Gjakonovskis abgelöst wird, feinfühlig von Sasse unterfüttert. Mit „Blues for G. D.“ folgt die erste von zwei brillanten Martin-Sasse-Kompositionen, melodisch so delikat erdacht, dass man sie spontan in ein „Sasse-Songbook“ einfügen möchte. Kompositorisch nicht weniger beeindruckend Ali Haurands „De Vita“, durch und durch „europäisch“, wenn auch im Thema mit einem Hauch von „Fly Me To The Moon“. Dudek spielte das Stück mit Haurand und Jiri Stivin im European Jazz Trio, nun formt er es in einem inspirierenden, erdigen Solo, durch das sich Sasse mal „monkesk“, mal bluesig swingend inspirieren lässt, um den Stab einmal mehr an Gjakonovski weiterzureichen.
Und dann: „Naima“. Es gibt den oft zitierten Tagebuch-Eintrag von Franz Kafka, „Im Kino gewesen. Geweint.“ Man muss den ersten Satz einfach nur in „Naima gehört“ abwandeln, um alles dazu zu sagen. Was Gerd Dudek auf dem Sopransaxofon zu erzählen hat, ist geradezu episch und doch stets liebe- und hingebungsvoll der Schönheit der Melodie verpflichtet, frei und entspannt, intim, anrührend aufrichtig. Wie nur lässt sich danach weitermachen? Am besten mit einem rhythmisch knackigen, kraftvollen Abräumer: Martin Sasses „With You“ weckt im Thema Assoziationen an Coltranes „Resolution“, dessen hymnische Emphase in solistisch wie kollektiv begeisternde Interaktionen einfließt. Angetrieben von Joost van Schaiks präzisem Schlagzeugspiel, werfen sich alle Beteiligten die Bälle zu, Dudek verweilt kurz bei „Softly As In A Morning Sunrise“, doch „softly“ wird es wahrlich nicht, vielmehr bündelt sich noch einmal die klanglich entfachte Energie.
Und so endet das Album „With You“, bei dem Gerd Dudek, Martin Sasse, Martin Gjakonovski und Joost van Schaik noch einmal „miteinander“ sind und vor allem doch auch „mit ihm“, mit Gerd Dudek. Der Standard „Lover Man“ hatte ursprünglich einen Untertitel: „Oh, Where Can You Be?“ Die Frage mag rhetorisch gemeint sein und bedarf vielleicht gar keiner Antwort, und doch: Gerd Dudek ist hier – in der Musik dieses Albums.
Besetzung
Gerd Dudek – Tenorsaxophon
Martin Sasse – Piano
Martin Gjakonovski – Bass
Joost van Schaik – Schlagzeug
Noch eine Assoziation drängt sich auf: Wie in den Filmen Hawks‘ ist auch In Dudeks Spiel stets viel Raum für erzählte Sinnlichkeit, sogar für eine ausgeprägte Zärtlichkeit –nie aber für Traurigkeit und Sentimentalität. Bei alldem entstammt Dudeks Spiel einer altmodisch gewordenen Welt des (musikalischen) Handelns, bei der sich Gleichgesinnte in Freundschaft und Solidarität auf Augenhöhe begegnen.
Gerd Dudeks Stimme war das Saxofon. Vornehmlich auf dem Tenor-, nicht weniger klangintensiv und ausdrucksstark auf dem Sopransaxofon (und gelegentlich auch auf der Flöte) fand er seine Sprache, die in allen stilistischen Spielarten authentisch und verbindlich war. Keinen besseren Titel hätte es 2016 für das Album des Quartetts Gerd Dudek 4 geben können: „Out Of This World“. Zusammen mit Martin Sasse, Martin Gjakonovski und Hendrik Smock feierte Gerd Dudek darauf die melodische Schönheit John Coltranes, um dann doch vor allem zu spielen wie: Gerd Dudek.
Dass es zu diesem meisterlichen Album nun eine Art Fortsetzung gibt, ist eine wunderbare Nachricht und ein ganz außerordentlicher Glücksfall. Die Stücke für das Album „With You“ wurden erst kurz vor Dudeks Tod am 3. November 2022 aufgenommen (nun mit Joost van Schaik am Schlagzeug) und zeugen in all ihrer Pracht von Dudeks ungetrübter Spielfreude und seiner uneingeschränkten musikalischen Kompetenz. Dass es jetzt posthum veröffentlicht wird, ist ein ebenso trauriger wie tröstlicher Umstand: Noch einmal erlebt man Gerd Dudek bei seinem tief in sich ruhenden Spiel, so authentisch wie verbindlich, so aufrichtig wie empathisch.
Sechs Titel beinhaltet das Album, und wieder spielt John Coltrane eine wichtige Rolle. Nicht nur, dass es eine meisterhafte Präsentation von Coltranes Balladen-Klassiker „Naima“ gibt: „With You“ ist ein individuelles und zugleich kollektives Album im Geiste Coltranes, Zeugnis von musikalischer Kraft und Wärme. Nicht von ungefähr beginnt es mit einer der wenigen Eigenkompositionen Dudeks. Der vitale Opener „Green Table Speech” holt mit hymnischer Geste weit aus und wechselt dann elegant zum temperamentvollen Thema, das allen Quartett-Mitgliedern als Sprungbrett für ausgiebige solistische Beiträge dient. Wobei sich die fabelhafte Technik und Musikalität des wunderbar eingespielten Quartetts besonders auch „dazwischen“, in den kollektiven Interaktionen offenbaren.
Mit „Lover Man“ schließt sich die erste Ballade des Albums an. Der berühmte Standard, einst geschrieben für Billie Holiday, spiegelt im gewissen Sinne den Opener in poetisch-lyrischer Auslegung, geschmückt mit ausführlichen solistischen Passagen. Dudek zeigt sich auf seine ruhige Art und Weise wagemutig und doch abenteuerlustig, Martin Sasses überbordendem Spiel möchte man unendlich lang weiterlauschen, bevor es von einem feinen, singenden Bass-Solo Martin Gjakonovskis abgelöst wird, feinfühlig von Sasse unterfüttert. Mit „Blues for G. D.“ folgt die erste von zwei brillanten Martin-Sasse-Kompositionen, melodisch so delikat erdacht, dass man sie spontan in ein „Sasse-Songbook“ einfügen möchte. Kompositorisch nicht weniger beeindruckend Ali Haurands „De Vita“, durch und durch „europäisch“, wenn auch im Thema mit einem Hauch von „Fly Me To The Moon“. Dudek spielte das Stück mit Haurand und Jiri Stivin im European Jazz Trio, nun formt er es in einem inspirierenden, erdigen Solo, durch das sich Sasse mal „monkesk“, mal bluesig swingend inspirieren lässt, um den Stab einmal mehr an Gjakonovski weiterzureichen.
Und dann: „Naima“. Es gibt den oft zitierten Tagebuch-Eintrag von Franz Kafka, „Im Kino gewesen. Geweint.“ Man muss den ersten Satz einfach nur in „Naima gehört“ abwandeln, um alles dazu zu sagen. Was Gerd Dudek auf dem Sopransaxofon zu erzählen hat, ist geradezu episch und doch stets liebe- und hingebungsvoll der Schönheit der Melodie verpflichtet, frei und entspannt, intim, anrührend aufrichtig. Wie nur lässt sich danach weitermachen? Am besten mit einem rhythmisch knackigen, kraftvollen Abräumer: Martin Sasses „With You“ weckt im Thema Assoziationen an Coltranes „Resolution“, dessen hymnische Emphase in solistisch wie kollektiv begeisternde Interaktionen einfließt. Angetrieben von Joost van Schaiks präzisem Schlagzeugspiel, werfen sich alle Beteiligten die Bälle zu, Dudek verweilt kurz bei „Softly As In A Morning Sunrise“, doch „softly“ wird es wahrlich nicht, vielmehr bündelt sich noch einmal die klanglich entfachte Energie.
Und so endet das Album „With You“, bei dem Gerd Dudek, Martin Sasse, Martin Gjakonovski und Joost van Schaik noch einmal „miteinander“ sind und vor allem doch auch „mit ihm“, mit Gerd Dudek. Der Standard „Lover Man“ hatte ursprünglich einen Untertitel: „Oh, Where Can You Be?“ Die Frage mag rhetorisch gemeint sein und bedarf vielleicht gar keiner Antwort, und doch: Gerd Dudek ist hier – in der Musik dieses Albums.
Besetzung
Gerd Dudek – Tenorsaxophon
Martin Sasse – Piano
Martin Gjakonovski – Bass
Joost van Schaik – Schlagzeug
Rezensionen
»Man kann sich an dem uneitlen Spiel des Tenor- und Sopransaxophonisten kaum satthören.« (Jazzthing)- Tracklisting
- Mitwirkende
Disk 1 von 1 (CD)
- 1 Green Table Speech
- 2 Lover Man
- 3 Blues For G.D.
- 4 De Vita
- 5 Naima
- 6 With You
Gerd Dudek (1938-2022)
With You
EUR 17,99*