Ein Riesenspaß
Billy Cobham in Montreux 1978, die beiden CDs sind zus. 90 Minuten lang, der Sound ist gut, die Band ist klasse und legt mächtig los. Das ist jetzt nicht mehr so jazzig wie Billy mit George Duke und John Scofield, sondern rockt etwas härter und ist bisweilen recht funky. Von den beiden Gitarristen ist vermutlich Ray Mouton der etwas rockigere, McLaughlin-beeinflusste, während Charles Singleton eher funky ist. Wie gesagt, vermutlich, denn es gibt keine Ansage oder Booklet aus dem hervorgeht, wer welches Solo spielt. Beide spielten 1978 auf der Cobham-LP „Simplicity of expression“ mit, dann waren sie auch schon wieder verschwunden. Auch auf dieser LP spielte der Klarinettist Alvin Batiste, der mir hier schon sehr gut gefiel und beim Konzert in Montreux auch überzeugt. Bassist war Randy Jackson, ein hervorragender Bassist, von dem ich aber sonst keine Fusion-Jazz-Aufnahmen kenne, der aber mit Sister Sledge, Narada Michael Walden, Whitney Houston und vielen anderen Soul-Funk-Stars aufnahm und ein tierischer Slapper war (oder ist). In Montreux zeigt er sich auch deutlich von Stanley Clarke beeinflusst mit einem wilden fingerstyle-Solo am Ende von Stratus, das durch Effektgeräte aber etwas zu sehr nach tiefergelegter Gitarre klingt. Und an Piano und Synthesizer haben wir hier den früheren Santana-Keyboarder Tom Coster, von dem sonst mit Cobham keine Aufnahmen existieren. Ein herrausragender Musiker, der leider bald völlig untertauchte. Billy selbst spielt natürlich auch zwei seiner typischen Soli und begleitet seine Band souverän. Die Titel sind ganz hervorragend und das Publikum war hörbar begeistert. Nur bei der Zugabe kamen wohl noch zwei Perkussionisten von vermutlich einer anderen Band mit auf die Bühne und es wird etwas wild-chaotisch, vor allem wenn einer der beiden noch anfängt scat-mässig zu singen, aber so etwas passiert halt bei Festivals.
Dies war jetzt die dritte Live-CD von Billy Cobham mit Radio Broadcasts oder Festival-Aufnahmen, die ich dieses Jahr gekauft habe und alle drei haben sich sehr gelohnt. Alle drei sind völlig unterschiedlich, die 1975er und 76er – Konzerte noch stark von George Duke geprägt aber jeweils andere Setlists und mit andere Musiker machen sie zu drei wertvollen musikalischen Dokumente, die zu hören großen Spaß machen.