Herausragend gutes Album, hervorragend remastered
Esther (Mae) Phillips (1935 - 1984) war eine ausdrucksstarke schwarze Sängerin, deren Stimme an die von Dinah Washington erinnerte.
Obwohl sie hervorragende Titel aufnahm und in den Musikstilen Blues, Jazz, Soul, Pop und Country brillierte war sie längere Zeit nur noch ein Geheimtipp und das trotz erster Erfolge bereits als Kinderstar (ihre Single Double Crossing Blues war schon 1949 ein Millionen Erfolg).
Mehrfach warf sie ihre Drogenabhängigkeit aus der Bahn und trotzdem schaffte es Esther Phillips immer wieder Fuß zu fassen:
1962 gelang ihr mit Release Me und And I Love Him (Original The Beatles) ein überregionales Comeback. Mit dem Erfolg kam jedoch auch die Drogensucht zurück.
In den 1970er Jahren nahm sie für das exzellente Blues- und Jazz-Label KUDU Records eine Reihe hervorragender Alben auf, From A Whisper To A Scream (1972) +++ Alone Again Naturally (1973) +++ Black Eyed Blues (1974) +++ Performance (1974) +++ What A Difference A Day Makes (1975) +++ For All We Know (1975) +++ Capricorn Princess (1976), die inzwischen vollständig auf hervorragend klingenden Japan-Import-CDs erhältlich sind.
Die Los Angeles Times schrieb damals: „Miss Phillips ist inzwischen bis in die Nähe der musikalischen Ausdruckskraft einer Billie Holiday gereift und trotzdem gehört die Sängerin zu den übersehenen, unbeachteten Künstlerinnen (…) Esther brüllt weder noch windet sie sich vor dem Mikrophon. Ihre Persönlichkeit ist eine Mischung aus verhaltener Glut und einem sardonischen Humor“
Obwohl Esther Phillips mehrfach für den Grammy nominiert wurde, so 1970 für Set Me Free, 1972 für From A Whisper To A Scream, 1973 für Alone Again Naturally und 1975 für What A Difference A Day Makes, jeweils als Best Female Rhythm & Blues Vocal Performance, bekam sie die Auszeichnung nicht.
Es bedurfte der Hilfe einer Kollegin, um Esther Phillips auf einen Schlag die Aufmerksamkeit eines breiten Publikums zu sichern: Als Aretha Franklin Mitte der 1970er Jahre mit einem Grammy ausgezeichnet werden sollte, nahm sie den Preis entgegen aber „nicht für mich, sondern für Esther Phillips“ wie sie in der Dankesrede sagte
Einige Zeit später hatten die Juroren den Wink der berühmten Soulsängerin Aretha Franklin verstanden und verliehen Esther Phillips ebenfalls einen Grammy (für ihre Disco-Version von What A Difference A Day Makes).
Zur CD „From A Whisper To A Scream“
Das Album ist ein Juwel unter den Veröffentlichungen der 1970er Jahre und beeindruckt durch seine enorme Intensität im Ausdruck und durch sein brillantes Zusammenspiel zwischen Musikern und Sängerin; es gehört zu meinen Favoriten.
Bereits 1987 erschien eine CD-Version bei CBS, die jedoch klanglich nicht mit der hervorragenden 180 g Vinyl Version (USA-Pressung) mithalten konnte. Doch inzwischen ist das Album in einer viel besser klingenden CD-Version wieder veröffentlicht worden (Japan-Import). Das gleiche gilt für Esthers Millionen-Seller „What A Difference A Day Makes“ (eine großartige Cover-Version des Dinah Washington Klassikers). Auch dieses Album ist ein zweites Mal auf CD erschienen (CTI/KUDU) und klingt jetzt ebenfalls deutlich besser, als auf der alten CD-Version.
Meine Empfehlung:
Alle KUDU/CTI Alben (Auflistung siehe oben) der Sängerin auf Japan-Import CDs, sowie auf ATLANTIC-Records "And I Love Him" (1965) +++ "Confession The Blues" (1976) +++ "Set Me Free" (1964-1966)
Für Einsteiger empfehle ich die hervorragend klingende CD „Esther Phillips - Home Is Where The Hatred Is (The KUDU Years 1971-1977), Australien-Import. Sie liefert einen ausgezeichneten Überblick über Esthers Zeit beim Label KUDU.
R.I.P. Esther