Verstümmeltes Gayaneh-Ballett
Die Uraufführung von Gayaneh fand im Dezember 1942 nach dem Libretto von Konstantin Dershawin statt. Diese "Klassenkampfversion" wurde 1957 abgelöst durch ein von Boris Pletyov erarbeitetes Libretto, in dem es um Freundschaft, Eifersucht, Liebe, Frevel und Sühne geht. Klassenkampf findet in dieser von Khachaturian kurz vor seinem Tod als letztgültig autorisierten Fassung nicht statt. Hiervon gibt es eine wundervolle CD-Einspielung aus dem Jahr 1977 mit dem USSR Large Symphony Orch. unter Djansug Kakhidze, bei der Khachaturian selbst noch die künstlerische Oberaufsicht ausgeübt hat. Leider ist diese Aufnahme z.Zt. nur noch vereinzelt gebraucht zu erwerben.
Daneben gibt es noch einige andere Fassungen, darunter auch die von Boris Eifman, die der vorliegenden DVD zugrunde liegt.
Während die Originalfassung von Pletyov ca 142 Minuten Musik enthält, dauert die vorliegende Fassung nur ca. 70 Minuten reine Spielzeit. Erzählt wird eine völlig andere Geschichte, die man sich allerdings bei dieser Aufnahme selbst zusammenreimen muß, da es kein Booklet gibt, lediglich ein Beilageblatt mit Auflistung der Szenen. Auf jeden Fall wird eine düstere Geschichte erzählt, an deren Ende der Geliebte Gayne's von seinem eigenen Vater erstochen wird! Irgendeinen Sinn konnte ich in der ganzen Geschichte nicht erkennen.
Passend dazu kann ich die Musikauswahl nur als depressiv bezeichnen, da gerade die schönsten Musiken von Khachaturian fehlen, so z.B. die meisten folkloristisch geprägten Tänze (und der Säbeltanz wird hier zum Duell umfunktioniert).
Zur Tonqualität: weshalb eine Aufnahme aus dem Jahr 1980 in Mono aufgezeichnet wurde ist schon rätselhaft. Darüberhinaus aber wurde das Mikrofon scheinbar sehr nah neben einem offensichtlich erkälteten Zuschauer plaziert - was das bedeutet kann sich jeder selbst ausmalen.