erste Gehversuche eines genialen Mozartinterpreten
Wer in letzter Zeit in einem Konzert (z.B. in Salzburg im Januar 2015) Kristian Bezuidenhouts unglaublich lebendige, rhytmisch präzise und gleichzeitig wunderbar kantable, absolut stilsichere Darstellung der c-moll-Sonate von Mozart gehört hat, wird enttäuscht sein, wenn er dieselbe Sonate auf der vorliegenden CD hört: Wie er in dem selbst verfassten, durchaus kenntnisreichen Begleittext darstellt, begreift Bezuidenhout sie (wie auch die anderen Moll-Werke auf der CD) unter dem Aspekt des „Sturm und Drang“ und so spielt er sie auch: rasante Tempi, extreme Kontraste in der Dynamik (wobei er den „historischen“ Flügel im Forte bis an seine Grenzen und gelegentlich auch darüber hinaus fordert), kurze, abgerissene Abzüge, Staccato auch da, wo es von Mozart nicht gefordert wird, insgesamt eine atemlose, hektische Darbietung – kurz, der „Sturm und Drang“ – Aspekt wird eher von außen an den Notentext herangetragen als aus ihm heraus entwickelt. Hinzu kommt ein Übermaß an Verzierungen, das im ersten Satz das „stürmische“ Geschen eher bremst und im zweiten schlicht überflüssig wirkt, hat Mozart doch selbst schon eine Fülle von Verziereungen in die Noten hineingeschrieben, wohl weil er sich lieber auf seinen eigenen „gusto“ als den des Interpreten verlassen wollte. Hinzu kommt, dass der hier verwendete Flügel an Klangqualität dem von Bezuidenhout in Salzburg verwendeten, bei weitem unterlegen ist, obwohl es sich in beiden Fällen um den Nachbau eines Walter-Flügels handelt: dem Bass mangelt es an Volumen der Diskant klingt dünn, spitz und zuweilen schrill – ein Instrument, das alle (Vor)urteile über „historische“ Instrumente zu bestätigen scheint.
Die große Diskrepanz zwischen Live-Erlebnis und dem beim Hören dieser Aufnahme erklärt sich, wenn man genauer hinsieht und feststellt, dass diese vor 15 Jahren entstanden ist, als der Interpret gerade mal so um die zwanzig war. Immerhin ermöglicht der Vergleich zu ermessen, welch ungeheuere Fortschritte Bezuidenhout in diesen 15 Jahren gemacht hat.
Nürlich wird beim Hören der Aufnahme immer wieder andeutungsweise deutlich, dass es sich hier um ein Ausnahmetalent handelt (das die in ihn gesetzten Erwartungen ja auch erfüllt hat), dennoch kann man diese CD eigentlich nur als Dokument der künstlerischen Entwicklung eines der besten Mozart-Spieler unserer Zeit empfehlen.