OK: Dub
Versioning ist im Reggae eine alte Tradition. Beim Covern von Popstücken ist in der Vergangenheit viel Schrott produziert worden. Seltener findet man komplette Pop-/Rockalben in der Reggae- bzw. Dubfassung. »Radiodread« ist die gelunge Version des Albums »OK Computer« von Radiohead.
Abgesehen von der instrumental absolut tighten Einspielung wurde hier sehr bewußt mit dem Ausgangsmaterial gearbeitet. Manche Intros sind Soundmäßig so nah am Original, dass einem der Offbeat erst allmählich auffällt (Airbag). Auf weiten Strecken übernehmen Bläser die Rolle der Lead-/Sologitarre (Paranoid Android), die Riddims stammen aus Bassläufen des Originals (Karma Police). Einige Stücke haben eine starke Wandlung erfahren: aus dem bluesigen »Let Down« wurde ein Ska-Track und das lärmige »Electioneering« wandelte sich in einen Rockers erster Güte.
Als hochkarätige Sänger treten u.a. Horace Andy, Sugar Minott, Toots Hibbert und Morgan Heritage auf. Keiner von ihnen klingt so weinerlich wie Thom Yorke aber alle Sänger geben die emotinonalen Dunkelgrautöne der Vorlage in ihrer Interpretation eindringlich wieder.
2004 jagten die Easy Star All-Stars »The Dub Side Of The Moon« durch die Echokammer. Gerade der Verkaufserfolg liess Diskussionen in der Dubszene aufkommen, die sich schnell in zwei Lager spaltete. Die Gruppe, die »The Dark Side Of The Moon« von Pink Floyd schätzte liebte auch die Dubfassung. Der anderen Gruppe war das Original unbekannt oder egal. Darum sei an dieser Stelle gesagt: ich liebe Radioheads »OK Computer«. Das zweite Album, dass zum Vergleich herangezogen werden muss ist »I’m Not The Only Record For You: The Dub Tribute To Radiohead« (Vitamin Records). Dieses Album ist im Gegensatz zu »Radiodread« nur eine Instrumentalfassung auf Bontempi-Niveau ohne Bass und darf getrost ignoriert werden.
Wie gesagt, ich liebe das Original und auch diese Fassung der Easy Star All-Stars löst bei mir den Effekt aus, das ich das Album, wenn der letzte Ton verklungen ist, wieder von Vorne hören will.