Italien - Australien 1:0 Eine Lanze für die italienische DECCA
Italien - Australien 1:0 Eine Lanze für die italienische DECCA
Um der umstrittenen italienischen DECCA-Ansermetbox mal etwas Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, hier ein paar belegbare Anmerkungen.
Ich habe exemplarisch drei Aufnahmen der italienischen DECCA-Box mit den gleichen aus der viel gelobten australischen Eloquence-Serie verglichen und zwar dergestalt, daß ich sie von den CDs ausgelesen und in ein professionelles Audioprogramm (Samplitude) importiert habe. Dort habe ich die Spuren miteinander synchronisiert, so daß ich durch simples Umschalten im Programm zwischen den beiden Spuren die Aufnahmen unmittelbar miteinander vergleichen konnte. Abgehört durch ein professionelles Audiointerface von Apogee mittels STAX SR-404 und eine hochwertige HiFi-Anlage.
In der Tat unterscheiden sich beide Editionen vom Mastering, stammen aber mit Sicherheit aus der gleichen Digitalisierung, da sie zu 100% die gleiche Laufzeit und Tonhöhe aufweisen. Der Vor- bzw. Nachlauf des Bandes vor bzw. nach dem Einsetzen der Musik unterscheidet sich geringfügig, daher die unterschiedlichen Laufzeiten in den Booklets. Was sich von einander unterscheidet, ist die Filterung der Aufnahmen, und hier scheint mir die italienische DECCA-Box die ehrlichere und mit weniger Filtereinsatz behaftete zu sein. Der erste verglichene Track, Nr. 1 aus "Daphnis und Chloe" klingt noch fast völlig identisch in beiden Masterings, das Bandrauschen ist bei der ital. DECCA minimal höher, also minimal weniger gefiltert, so daß ich hier rein theoretisch der australischen Edition den Vorzug geben würde. Allerdings ist der Unterschied wirklich so minimal, daß er nicht ins Gewicht fällt.
Ganz anders bei "Prelude a l'apres-midi d'un faune": Das Bandrauschen bei der ital. DECCA ist weiträumig und umfasst einen Frequenzbereich von 40-10.000 hz (gemessen durch Anhebung des Rauschens vor Einsetzen der Musik auf 0db), während der Rauschanteil der australischen DECCA unter 100hz komplett weggefiltert wurde. Dadurch verengt sich der akustisch wahrnehmbare Raum der australischen DECCA erheblich.Im restlichen Stück ist der Baß zwar nicht so stark gefiltert wie im Anfang, aber immer noch stärker als bei der ital. DECCA, so daß der räumliche Eindruck bei der ital. DECCA besser erhalten bleibt.
Interessant auch folgendes: In Takt 5 hört man im nachschlagenden Horn 3 bei der ital. DECCA Knarzgeräusche (Stuhl o.ä.), die in der australischen Fassung komplett weg sind und die mit Sicherheit keine digitalen Artefakte sind. Mich persönlich stören diese Geräusche gar nicht - man hat eher noch einen authentischeren Eindruck vom orchestralen Geschehen und daß dort tatsächlich musizierende Menschen sitzen. Die australische Fassung wirkt da sehr "clean".
Ähnliches gilt für die Fassungen von "La valse". Auch hier filtert die austr. DECCA etwas stärker und hebt zusätzlich durch einen Kompressor die Pizzicati der Kontrabässe ab Takt 5 deutlich hervor. Leider handelt man sich damit auch ein paar leichte digitale Artefakte ein, die mich veranlasst haben, in der Partitur nachzusehen, ob sich dort nicht evtl. noch eine Triangel o. ä. versteckt hält... Die ital. DECCA filtert auch hier wieder weniger stark, wodurch die Aufnahme zwar etwas zurückhaltender und unschärfer klingt, für mich aber einen musikalisch "richtigeren" Ansatz erfährt.
Insgesamt machen beide Editionen eine gute Arbeit und greifen nicht zu tief ins Geschehen ein, dennoch würde ich der ital. DECCA-Box den Vorzug geben, auch wenn sie von editorischer Dürftigkeit ist.