Ein Stern - zehn Sterne?
Das ist das Problem: Ein absolutes Highlight für Liebhaber wie mich, die sich an Monks (nur vordergründig) verquerer Musik nicht satt hören können, nicht zu empfehlen für alle anderen, es sei denn, sie wollen Monk ernsthaft kennenlernen.
Die beiden ersten Tracks der CD 1 dokumentieren, wie Monk - Takt für Takt - den Standard "I´m getting sentimental over you" durch Veränderung von Tonart und Tohhöhen (Transposition) neu einkleidet. Das Schnittmuster bleibt weitgehend unverändert, aber Farben, Muster und auch die Knöpfe werden zunehmend monkisch. In den beiden folgenden Tracks übt Monk die zuvor gesuchten Transpositionen ein, so zu sagen eine erste Anprobe. In den Tracks 5 der CD 1 und 1 der CD 2 hat der Pianist die ihm genehme Form des Themas gefunden, zupft das neue Kleid zurecht, legt noch die eine und andere Falte von längs nach quer, stolpert noch gelegentlich über eine Naht, aber spielt mit offenbar wachsendem Vergnügen einen Chorus nach dem anderen, bis er schließlich die ihm perfekt erscheinende Performance erreicht hat.
Die Tracks 2 bis 4 der CD 2 enthalten Live-Quartett-Aufnahmen aus 1961, 1963 (mit Charlie Rouse, John Ore und Frankie Dunlop) und 1964 (mit Rouse, Butch Warren und Ben Riley), die der geneigte Monk-Fan bereits in seiner LP- oder CD-Sammlung haben dürfte.
Der Klang der home-recordings (CD1 alle Tracks, CD 2 Track 1) ist naturgemäß nicht optimal, aber auch nicht übermäßig verrauscht. Die Quartett-Aufnahmen (CD 2 Tracks 2 bis 4) sind professionell aufgenommen und tadellos.
Ich kann Robin D.G. Kelley, dem wir den aufschlussreichen Text des Booklets verdanken, nur zustimmen: Mit dem Album "erhalten wir einen seltenen Einblick in einen der größten Geister des Jazz."