Unfassbar superbes Meisterwerk einer Lichtgestalt
Nach dieser Überschrift etwas irdischer formuliert und vorab schon als Fazit: Scott hat es mal wieder gerockt, muss man haben !!!
Ok, als Besitzer aller Tribal-Tech-Alben und natürlich aller Solo-Scheiben inklusive VTT u.a. Projekte fragt man sich sicher:
was kann nach "Well to the Bone" und der nicht minder interessanten Scott Henderson Live-CD noch an Kreativität nachkommen? Bei der letzten HBC - Trio - Veröffentlichung (die ich keineswegs schlecht machen möchte) konnte man sich schon auch mal fragen, ob man die auch unbedingt noch in der Sammlung haben muss ... (für mich als Fan war die Antwort: ja).
Nun habe ich für stolze 24,99 Vibe Station geordert und behaupte felsenfest: die ist jeden Cent - Nein: Gold wert !!
Ein absolutes Highlight, für das sich Scott wahrscheinlich bewusst Zeit gelassen hat. Er bringt (fast beängstigend altersweise und gereift) soviele Facetten unter, überrascht mit vetrackten und gleichzeitig verträumten!! Songs voller Energie, Seele und Einfallsreichtum, experimentiert - wohl dosiert - mit Sounds bzw. Effekten und zeigt all den Suhr-Gitarren-Nachwuchs-Shreddern (die - durchaus technisch beeindruckend - wie Guthrie-Govan-Klone die youtube-Kanäle überfluten), warum er zu den besten Gitarristen des Planeten gezählt werden muss, denn da gehört soviel mehr zu als Fingerflitzerei.
Vibe Station ist nicht Blues, nicht Rock, nicht Jazz, sondern von allem etwas, wobei das Spektrum gegenüber "Well to the Bone" wie ich finde breiter geworden ist. Und alles kommt irgendwie einerseits abgeklärter und lässiger, andererseits leidenschaftlicher denn je daher, wie soll man das eigentlich mit Worten beschreiben? Favoriten kann man bei so ´nem Hammeralbum gar nicht nennen, aber der Titel-Track "Vibe Station" und "Festival of Ghosts" sind schon zwei, die man als himmlisch betrachten darf.
Wer da am Bass zupft und hinter den Trommeln sitzt, ist dabei nahezu nebensächlich. Es hätten auch Jeff Berlin und Kollegen sein können ... aber Travis Carlton und Alan Hertz machen natürlich einen superguten Job. Letzterer gefällt mir z.B. von seiner Art zu Spielen viel besser als Dennis Chambers. Das wirkt alles wie aus einem Guss. Aber den allesentscheidenden Stempel drückt eben Scott Henderson als Programmdirektor auf. Bei Solo-Alben unter seinem Namen ist er einfach unschlagbar und wohl auch besonders gründlich.
Henderson-Fans werden sich die Scheibe sowieso holen, die 24,99 sollten da keine Hemmschwelle sein. Ich habe lieber ein Digipack im Regal als eine Itunes-Datei am Rechner. Für bisher Nicht-Fans und Zweifler sollte diese CD das Eis endgültig brechen. Mehr kann man aus einer Suhr-Strat und sämtlichen Harmonie- und Skalentheorien nicht rausholen ...
zumindest bis zum nächsten Henderson-Album :-)