Bert Kaempfert in London - mehr als fünf Sterne wert !
Dieses Album war überfällig! Der legendäre erste öffentliche, umjubelte Live-Auftritt Bert Kaempfterts mit seinem Orchester in der ehrwürdigen Royal Albert Hall in London am 22.April 1974 wurde nämlich ein Jahr später nur auszugsweise von der Polydor (als Vol. 1!)produziert und veröffentlicht. Dies ist also nun die längst erwartete komplette Aufnahme. 23 Jahre nach Bert Kaempferts Tod. Erschienen aus Anlass seines 80. Geburtstages. Ein wunderbares, ehrendes Geburtstagsgeschenk. Allein die Aufmachung dieser Doppel-CD ist ausserordentlich gut gelungen. Eine wunderschöne Hommage an Bert Kaempfert mit umfassenden Informationen zu diesem einzigartigen Konzert.
Das klangliche Flair und die eigene Athmosphäre dieser Live-Aufnahme begeistern und berühren mich in besonderer Weise: Wir erleben nämlich Bert Kaempfert, den Komponisten und Bandleader ganz persönlich. Und das ist ein absolut einmaliges Zeitzeugnis. Dieses Album ergänzt in idealer Weise die 2002 -erstmals- in Ton und Wort erschienene Bert-Kaempfert-Biografie (Doppel-CD: The Bert Kaempfert Story, Polydor 2002 / Stranger in the Night - Die Bert Kaempfert Story von Marc Boettcher, EVA 2002).
Das Konzertprogramm umfasst einen Teil seiner Evergreens (die stilbildendend waren), ferner Swing-Classics und jüngere Kompositionen von Bert Kaempfert und seinen Zeitgenossen. Dass ein Großteil des Programms aus eigenen Kompositionen (incl. Medley: 13 von 29) besteht, ist bei Bert Kaempfert -anders als bei vielen anderen berühmten Bigbands- üblich. Max Greger, Werner Müller, Billy Vaughn, Ray Conniff oder James Last haben alle wunderbare Platten und CD's eingespielt. Sie sind aber weniger als Komponisten, wohl aber als dankbare Abnehmer von Bert-Kaempfert-Melodien für ihr eigenes Repertoire aufgetreten.
Alle Titel hat Bert Kaempfert für die Bühnenbesetzung neu arrangiert. Tempi und Soli weichen gelegentlich in spannender Weise von den Original-Studioaufnahmen ab. Von seinen wichtigsten Musikern, die sich alle auch als authentische Künster einen Namen gemacht haben, nahm er nach London mit: Ack van Rooyen (Solotrompete, Flügelhorn), Herb Geller (Flöte, Saxophon), Bob Lanese (Trompete), Rolf Ahrens (Schlagzeug), Günter Platzek (Piano, Orgel), Helmuth Franke und Bernd Steffanowski (Gitarre), Lucas Lindholm (Elektrik-Bass) und Lady Geisler (Bass-Gitarre, der berühmte Knackbass!). Neben weiteren 41 Musikern aus Großbritannien wurden die amerikanischen Anita Kerr Singers (Background) engagiert. Eine fantastische Besetzung.
Alles in Allem: Diese Doppel-CD möchte ich denjenigen empfehlen, die Swing & Easy Listening sowie einen perfekten Orchestersound lieben und vor allem einen Komponisten und Bandleader verehren, der Musikgeschichte geschrieben hat.