Beschwörung
Kommt der Tag, an dem es cool sein wird, Mike Oldfield zu hören? Cool – so ganz im eigentlichen Sinne? So cool wie es kürzlich cool war, Neil Diamond zu mögen? Trotz diverser Schnulzen. Was war passiert?
Neil Diamond hatte das Glück, jemanden zu finden, der seine Qualitäten gut erkennbar freilegte: Rick Rubin, der als Produzent der Beasty Boys, Slayer und Public Enemy bekannt wurde.
Stellt man sich nun einmal vor, ein gewiefter Produzent würde eine Komposition von Mike Oldfield fast bis auf die Knochen abspecken - und dazu dann diese himmlische, jubilierende Gitarre! Auf „Incantations“, das jetzt in einer Neuausgabe erschienen ist, kam er einer solchen Vorstellung wohl am nächsten. Zumindest in Teilen.
Zum Beispiel in einem Fragment aus der damals ersten Seite des 1978 als Doppelalbum erschienen, von Fans seither geliebten wie gehassten, kleinen Kunstwerks: Wenn man die ersten, dick produzierten 10 Minuten hinter sich hat, dann, ja dann, wird man belohnt durch ein leider nur minutenlanges monotones Getrommel (Incantions bedeutet schließlich so viel wie Beschwörung), worüber eine nicht zu wattige Klangwolke schwebt und Mike Oldfield zurückhaltend improvisiert. Das kann man so in Clubs spielen. Tut man auch.
Mike Oldfields Musik ist oft gesampelt worden. Der Rapper Kayne West ist bislang der letzte, der das getan hat, Ray Davis fing in den siebziger Jahren damit an. Beides ziemlich coole Typen. Geholfen hat´s nicht viel. Aber! Kayne Wests Album (My dark twisted fantasy, 2010) erschien auf dem Label Def Jam, das von Rick Rubin gegründet worden ist - vielleicht geht da ja irgendwann was.
Und sonst so? Ein Neuerwerb lohnt sich, zumindest wenn man sich eine der CD-Ausgaben der frühen Jahre angeschafft hat: Zum einen ist der muffelige Sound verschwunden, zum anderen sind hier alle Teile vollständig vorhanden, natürlich. Es gibt sogar noch einen Bonustrack: „Guilty“ – eine Tanznummer. Für die Disko.