Mit zu viel Belanglosem angefüllt
Die Ex-Freundin von Tibor Glaser ist Nachrichtensprecherin im Regional-TV. In der Abendsendung kündigt sie plötzlich ihre eigene Ermordung an. Sorgenvoll eilt Tibor zum Sender, wo Nadine Just dann auch in ihrem eigenen Blut aufgefunden wird. Die junge Polizistin Fina Plank, neu bei der Mordgruppe, ist zusammen mit ihren Kollegen für den Fall zuständig, wird aber als Frau von ihrem Partner Oliver ausgebremst. Eigentlich ist klar, dass Tibor Glaser es nicht gewesen sein kann, doch dann häufen sich die Hashtags #inkürzetod und tatsächlich taucht eine weitere Leiche auf. Und Spuren, die auf Glaser weisen. Doch Finas Bauchgefühl sagt etwas Anderes.
Stille blutet war mein erstes Buch der bekannten Autorin Ursula Poznanski, die sich vor allem mit ihren Jugendthrillern einen Namen gemacht hat. Auch hier werden sehr moderne Themen aufgegriffen, weshalb ich das Buch gern lesen wollte. Der Plot klingt an sich ja schon sehr spannend. Poznanski schreibt solide und routiniert, beschreibt polizeiliche Abläufe und Gedanken aller Personen gut verständlich. Die Charaktere kann man sich gut vorstellen. Sie bringt vielfältige Themen in den Krimi ein, wie zum Beispiel das Viralgehen von Nachrichten, das Mitreden aller, als wüssten sie Bescheid, die offene Kritik, die im Internet schamlos geübt wird. Das ist nun aber auch in Büchern nichts Neues mehr.
Dazu kommt, dass die junge Polizistin Fina sich in einer Männerwelt durchzusetzen versucht, in der ihr vor allem ein Kollege mit unangebrachten "Witzen" und Kommentaren, ja Vorurteilen, das Leben schwer macht und stark an ihrem ohnehin geringen Selbstwertgefühl kratzt. Vor allem, was ihre Figur betrifft, ist Fina unzufrieden. So landen wir beim Thema Bodyshaming, welches wohl auch gerade etwas trendet. Leider ist Fina aber in dieser Hinsicht für mich nicht glaubwürdig genug. Mit der Unsicherheit, die sie teilweise an den Tag legt, wäre sie meiner Meinung nach nur schwerlich an eine Stelle in der Mordgruppe gekommen. Ihr Kollege hätte wohl auch in der Realität sehr schnell Probleme bekommen.
Diese Schwäche könnte ich allerdings noch verschmerzen, wären da nicht die dauernden Wiederholungen der Zusammenhänge. Ich weiß nicht, wie oft die Mordgruppe darüber redet, dass Glaser seine Ex-Freundin nicht umgebracht haben kann und warum. Jedesmal werden wieder irgendwelche Möglichkeiten angeführt, wie er es vielleicht doch gewesen sein könnte, um dann festzustellen, dass das unrealistische Vorstellungen sind. Demgegenüber steht Glaser, der sich immer mehr bedrängt fühlt von der Polizei, jedoch munter weiter in jedes Fettnäpfchen tritt, welche reihenweise um ihn herum auftauchen und deren Ursprung er aber nicht rational zu ergründen sucht. Zeitweise war ich von beiden Seiten ziemlich genervt, weil es einfach kaum vorwärts ging.
Von Zeit zu Zeit sind dann auch noch Gedanken des Mörders eingeflochten, die düster, aber wenig spannend sind und auch sonst kaum etwas zur Geschichte beitragen, außer sie mit Seiten zu füllen und am Ende keine Rolle zu spielen. Dafür geht durch sie jedoch noch etwas an Geschwindigkeit verloren und plötzlich ist dann einfach der Hauptfall gelöst. Wenigstens die Auflösung bringt etwas Perfidität mit sich. Trotzdem habe ich mir hier viel mehr erwartet als nur Kritik an der Social Media Gesellschaft und trendigen Themen. Vor allem Spannung lässt das Buch wirklich vermissen, daher gibt es für die sympathische, aber schwache Fina nur 3 Sterne.