Märchenhaftes Abenteuer eines Rabenmädchens
In Das Rabenmädchen von Norestir geht es um die Suche nach einem vermissten Ziehvater, einen sprechenden Raben, um vampirische Gegner und eine Adelsfamilie, die vor einschneidenden Veränderungen steht. Für mich funktioniert das Buch als Märchen, allerdings gar nicht als Fantasy-Vampirroman oder ähnliches.
Die Geschichte wird aus Moiras Sicht erzählt, so dass wir als Leser direkt in ihre Gedankenwelt eintauchen und alles hautnah miterleben dürfen. Sie ist in jemanden aus ihrem Dorf verliebt, traut sich dies nicht einzugestehen und kommt dann doch noch irgendwie mit ihrem Taro zusammen. Doch gleichzeitig verschwindet ihr Ziehvater, ein angesehener Kämpfer, der sich im Dorf zur Ruhe gesetzt hat, auf der Jagd nach Vampiren, die von Norden her das Land unsicher machen, nachdem sie lange Zeit Ruhe gegeben haben. Moira fällt nichts anderes ein, als sich alleine auf die Suche zu machen, unterstützt von einem sprechenden Raben, der plötzlich aufgetaucht ist. Damit beginnt ihr Abenteuer, dass sie in einen Wolfswald, zu einem Prinzen und unzähligen Vampiren führt.
Die Geschichte ist relativ gradlinig aufgebaut, es gibt nur wenige Überraschungen, die Bösewichte taugen nicht wirklich als solche, da sie keine wirkliche Gefahr für das axtschwingende Mädchen darstellen, das sehr gut von ihrem Ziehvater trainiert wurde. Die Vampire können tagsüber agieren, auch wenn sie dann etwas geschwächt sind, was für die Handlung notwendig ist, aber halt noch mehr den Märchencharakter stärkt. Es gibt viele Zufälle und gerade passende Begebenheiten. Der Ziehvater wird viel weiter weg vermutet, als er sonst auf seinen Tagesausritten hätte sein können, Köpfe rollen schön blutig beschrieben durch gezielte Axthiebe und und und.
Das funktioniert als Märchen, wozu auch der Schreibstil passt, der das Buch sehr leicht lesbar macht. Dagegen sprechen die blutigen Kämpfe und unangenehme Wundvernähungen, die für eine jüngere Zielgruppe, die eher von der Geschichte angesprochen sein dürfte, eher schwer zu verdauen sind.
Das Buch lässt mich also etwas verwirrt zurück, das Buch liest sich gut weg, ist ganz unterhaltsam, auch wenn ich mich halt bei jeder Szene fragte, ob sie glaubhaft ist und es dann mit dem Verweis auf „Märchen“ hinnehmen musste. Ich weiß somit auch nicht, wem ich es empfehlen kann, Märchenfans sicherlich! Fans von weiblichen Hauptcharakteren, die epische Abenteuer erleben, wahrscheinlich auch. Vampirfans, eher nicht. Ein Buch, bei dem man wohl die Leseprobe lesen muss, um herauszufinden, ob es für einen taugt.