Der übliche Genremix
Ahnhem tut das, was seine Leser fordern, er liefert einen Schwedenkrimi mit den üblichen Zutaten ab: Ermittler, die persönliche Probleme oder Traumata zu bekämpfen haben, verschiedene Handlungsstränge um zumindest den Anschein einer spannenden Handlung zu erzeugen und natürlich brutale Morde eines perversen Killers. Was mich zunächst störte, ist der eindeutige Serienbezug. Das heißt, ohne die vorherigen Bände zu kennen, tut man sich etwas schwer, alle Zusammenhänge oder Anspielungen zu verstehen. Der nächste Nachteil einer Serie: es muss eine Steigerung da sein, sonst wird es irgendwann langweilig. Nicht ohne Grund wird der neue Fall als der härteste für die Hauptperson bezeichnet. Ich vergleiche das gerne mit einer bekannten Horrorserie im Kino: der erste Teil war klasse, weil sich alles in einem Raum mit zwei Personen und einer Säge abspielte. Die Nachfolger mussten immer ausgefallenere Todesarten, Maschinen und mehr Opfer haben, um das Publikum zu befriedigen. In der Buchserie ist das ähnlich. Der Autor will schließlich fast 500 Seiten füllen. Da reicht der rechtsextreme Ausflug der Handlung oder sich rivalisierende Polizeibeamte auf Dauer nicht aus. Immer wieder wird ein brutaler und abscheulicher Mord eingefügt. Damit das Ganze so richtig fies wirkt, sucht sich hier der Mörder mithilfe eines komplizierten Würfelspiels die Opfer zufällig aus. Das wirkt zwar auch teilweise konstruiert, aber zumindest ist es ausreichend originell, um kurze Zeit zu fesseln. Logiklücken, wie zum Beispiel Beamte die auf eigene Faust agieren oder sogar selbständig im Kollegenkreis ermitteln, werden dadurch allerdings nicht besser. Aber irgendwie soll ja schließlich Spannung erzeugt werden. Merke: ein guter Krimiautor schafft es mit einem "gewöhnlichen" Mord und einer guter Story einen tollen Roman zu schreiben. Wer diese Fähigkeit nicht hat, setzt auf Effekte und Schockmomente oder versucht auf Stieg Larssons Spuren zu wandeln. Leider gibt es von diesen Büchern mittlerweile zu viele, beliebig austauschbar und letztendlich ohne wirklichen Wiedererkennungsfaktor. Ein weiteres Problem dieser Machart: irgendwann läuft sich eine solche Serie "tot", weil es einfach keine Steigerung mehr gibt. Dann wiederholen sich nur noch ganze Bücher und der abgestumpfte Leser verschlingt eingelullt die Massenware. Was wahre Krimifans an diesen Büchern auch missen, ist die Möglichkeit, den Fall mit Spürsinn zu lösen. Ein beliebtes Stilmittel ist es leider mittlerweile, einfach eine Lösung aus dem Hut zu zaubern, die ohne Hinweise aus dem nichts geliefert wird (also z.Bsp. ein absolut unverdächtiger Täter, der ein Kindheitstrauma nicht verarbeitet hat und nun Menschen meuchelt. Kommt bekannt vor, oder?).
Also Fazit: das Buch wird von Fans der Serie sowieso gelesen. Alle Anderen finden besseres auf dem Markt. Durchschnittliche Thrillerunterhaltung mit Spannungsmomenten, aber leider auch den oben beschriebenen Mängeln.
Bevor jetzt wieder auf allen möglichen Wegen Proteste gepostet werden: dies ist eine persönliche Rezension, basierend auf eigenem Geschmack und mehreren hundert, eher tausend gelesenen Büchern. Also: lesen, hinnehmen oder ignorieren.