Brillanter, ebenbürtiger Nachfolger vom "Angstmann"
Dresden 1947.
Ein klirrend kalter Nachkriegswinter.
Grausame Morde in einer besetzten Stadt. ...
Der zweite Fall für Kriminaloberkommissar Max Heller von Frank Goldammer "Tausend Teufel" dtv Verlag 2017.
Frank Goldammer nimmt den Leser mit auf eine Zeitreise in die eiskalte Nachkriegszeit im Februar 1947 in das von den Sowjets besetzte Dresden. Die deutsche Bevölkerung und auch Max kämpfen mit den täglichen Herausforderungen und Widrigkeiten der damaligen Zeit. Immer noch steht Überleben und Durchhalten an erster Stelle, Armut, Trümmer, Hunger und derweil auch Mord. Die Leute arrangieren sich mit der neuen Macht und Stalin. Unter diesen Gegebenheiten werden wir Zeuge eines ausgeklügelten glaubwürdig konstruierten Kriminalfalls. Kriminaloberkommissar Heller, zugehörig zur neu gegründeten Volkspolizei, und sein Assistent Werner Oldenbusch werden zu einem Leichenfund eines Rotarmisten gerufen. "Nicht Ihre Arbeit, Genosse. Unsere Arbeit. Do swidanja!" wird er von den Sowjetsoldaten zurechtgewiesen. Ein dunkler Fleck und ein rücksichtslos von den Sowjets zurückgelassener Tatort bleibt übrig. Doch das ist nicht alles, ein deutscher Rucksack mit erschreckendem Inhalt fällt in Hellers Hände. Er gerät zwischen die einflussreichen Mächte und Drahtzieher des sowjetischen Regimes. Steine, die ihm in den Weg gelegt werden, weiß er im Rahmen seiner Möglichkeiten zu umgehen, trifft den richtigen Ton und spielt das perfide Machtspiel gekonnt mit. Ein sympatischer geradliniger Charakter, der seinen Prinzipien treu bleibt und sein Herz am rechten Fleck trägt. Mich faszinierte seine Standhaftigkeit und sein Glaube an sich selbst. Weder durch eine Zugehörigkeit zur damaligen NSDAP noch zur jetzigen SED verschafft sich Heller Vorteile oder glaubte dadurch bevorteilt zu werden.
Neben den eigentlichen Ermittlungen bangt man gemeinsam mit Max und Ehefrau Karin und hofft auf die unversehrte Rückkehr des in Kriegsgefangenschaft geratenen Sohnes. Emotionale Szenen, wie das Zusammentreffen von Vater und Sohn geben dem Roman Tiefe und Raum zum Nachdenken und Luft anhalten. Mit leisen Tönen blickt der Autor in die Seele der Menschen, lockt uns auf falsche Fährten, und kitzelt dabei die Fantasie bis zur Hochspannung. Mit Werner Oldenbusch an Hellers Seite dringen die Ermittlungen immer tiefer in die Geschehnisse ein und so fällt es ab einem gewissen Punkt schwer das Buch aus der Hand zu legen. Gefangen im Strudel der Ereignisse möchte man endlich hinter die mysteriösen Morde kommen. Und ehrlich gesagt, hatte ich mit diesem Täter nicht gerechnet!
Fazit:
Durch eine Buchlesung aufmerksam geworden auf Frank Goldammer und seinen "Angstmann", der 1945 in Dresden spielt und mich absolut in seinen Bann zog und flashte, habe ich den Nachfolgeroman herbeigesehnt und bin nicht enttäuscht worden und bin nach wie vor begeistert.
Ein ganz tolles Buch! Grandios geschrieben und sachlich fundiert recherchiert, dialekt- und sprachgewandt, leicht zu lesen, sehr anschaulich geschrieben, nachdenklich und fesselnd zugleich. Ein historischer Kriminalroman, der die damalige Zeit authentisch beleuchtet und historische Details sehr gut beschreibt. Mein Lesehighlight in diesem Jahr und verdiente 5 von 5 Sternen! Man merkt, Frank schreibt sehr gern!
Ich freue mich auf "Die Vergessenen" Band 3, der im Juni 2018 erscheint.