Uneingeschränkte Leseempfehlung!
Zum Inhalt
„Scythe – Der Zorn der Gerechten“ ist nach „Scythe – die Hüter des Todes“ der zweite Band in Neal Shustermans utopischer Trilogie, in der es der Menschheit gelungen ist, den natürlichen Tod oder den krankheitsbedingten Tod hinter sich zu lassen. Aus der Cloud heraus hat sich hat eine intelligente künstliche Intelligenz gebildet, der Thunderhead, der alle regionalen Regierungen und politischen Instanzen ersetzt hat und dafür sorgt, dass alle zur Erhaltung und dem Schutz menschlichen Lebens auf der Erde notwendigen Maßnahmen ergriffen werden. Einzig eine Institution entzieht sich der Regulatorik des Thunderheads – das Scythetum. Die Scythe sind die Hüter des Todes, die dafür Sorge tragen, das Bevölkerungswachstum einzudämmen. Doch was geschieht, wenn diese durch eigene Regeln gebundene Gruppierung beginnt, die Regeln und Beschränkungen der eigenen Handlungsweisen in Frage zu stellen und abzulehnen?
Meine Meinung
Im ersten Band der Reihe hat Neal Shusterman seine Leser bereits in die Welt eingeführt, in der die damaligen Scythe-Lehrlinge Rowan und Citra leben.
Dieser zweite Band fokussiert sich neben Citra und Rowan, die nach wie vor zu den Hauptcharakteren zählen, sowohl auf einen neu eingeführten Charakter (Greyson Tolliver) und den Thunderhead selbst. Bis auf wenige Ausnahmen spielte der Thunderhead als künstliche Intelligenz mit Bewusstsein im ersten Band eigentlich allzu aktive Rolle. Das ändert Neal Shusterman in „Der Zorn der Gerechten“ grundlegend.
An Stelle der Auszüge aus den Scythe-Tagebüchern, die der Autor im ersten Band zwischen die Kapitel einflocht, kommt nun der Thunderhead selbst zu Wort. Ich fand es unglaublich faszinierend den Überlegungen und Ausführungen zu folgen, die der Thunderhead, der alles Wissen und alle Erfahrungen der Menschheit in sich vereint, anstellt. Für mich verschwamm dabei relativ früh die Grenze, bis zu der der Thunderhead als eine reine „Maschine“ angesehen werden kann. In einigen Momenten des Romans wirkt er unglaublich menschlich. Auch Greyson Tolliver ist ein faszinierender Charakter, der einem sehr schnell ans Herz wächst.
Neal Shusterman macht grundsätzlich eine Kunst daraus, dass einem die Hauptcharaktere alle gleichermaßen am Herzen liegen. Manchmal, wenn eine Buchreihe mehrere Hauptpersonen besitzt, deren Perspektiven sich abwechseln, ertappe ich mich dabei, dass mich die Erlebnisse einiger Charaktere mehr interessieren. Das ist bei „Der Zorn der Gerechten“ nicht so. Ich wollte unbedingt wissen, wie es mit Rowan und Citra weitergeht, aber mindestens genauso sehr wollte ich wissen, wie sich die Dinge für Greyson entwickeln, wie sich der Thunderhead verhält… das sorgt dafür, dass der Perspektivenwechsel den Spannungsbogen konstant sehr hoch hält, da es keine Passagen gab, die für mich weniger von Bedeutung oder weniger interessant waren. Hinzu kommt, dass Neal Shusterman einen unglaublich tollen und flüssigen Schreibstil besitzt. Auch aktuelle Themen und Sachverhalte lässt er so in die Handlung einfließen, dass man einen Bezug zu den Ereignissen hat und die Entwicklungen, die zu diesem Utopia, das an der Schwelle zu Chaos und Zerstörung zu stehen scheint, nicht als komplett unwahrscheinlich, sondern beinahe denkbar wahrnimmt.
Trotz der beachtlichen Seitenanzahl hat sich das Buch sehr schnell gelesen – und jetzt heißt es angespannt darauf warten, dass der nächste Band erscheint. Von mir erhält „Scythe – Der Zorn der Gerechten“ volle fünf Sterne und eine absolute Leseempfehlung!