Möglichkeiten verschenkt
Josef Klein aus Deutschland will zusammen mit seinem Bruder in die USA auswandern. Doch ein Unfall seines Bruders zwingt ihn dazu, die Reise in den 1920er Jahren allein zu machen. In New York beginnt er ein neues Leben. Es soll besser wie in Deutschland werden, doch eigentlich ändert sich nicht wirklich viel. Sein Leben dümpelt so vor sich hin. Er ist kein Deutscher mehr, wird von den Amerikanern aber auch nicht wirklich anerkannt. So beschäftigt er sich mehr und mehr mit seinem Hobby, dem Amateurfunken. 1939, die Nazis herrschen in Deutschland, wird er von Nazis in Amerika angesprochen und soll für sie Spionagenachrichten funken. Anfangs begreift er gar nicht, was er da macht. Als er es endlich versteht, hat er nicht die Kraft und auch nicht den Willen, sich von den Nazis zu lösen.
Die Geschichte an sich ist interessant, ich meine damit die Erlebnisse, die Deutsche in dieser Zeit in den USA hatten. Darüber war mir wenig bekannt. Doch leider wurde in dem Buch eine große Menge an Potenzial verschenkt. Die Geschichte spielt auf drei Zeitebenen, einmal die Zeit in den USA, einmal die Rückkehr nach Deutschland, am Ende die Flucht nach Südamerika. Immer ist Josef, oder Joe - wie er in den USA genannt wird -, eine eher tragische Figur. Schiebt man ihn nach links, geht er nach links. Schubst man ihn nach rechts, geht er nach rechts. Er hat relativ wenig eigenen Willen, keinen wirklichen Ehrgeiz und ist irgendwie immer und überall eine Art Mitläufer, wenn auch teilweise unfreiwillig. Die Hauptfigur bleibt dabei ziemlich blass. Auch die Nebenfiguren hinterlassen keinen wirklichen Eindruck. Das ist für mich das große Manko an diesem Buch.