Hochaktuell, aber schwierig
Eine junge Frau wird ermordet aufgefunden. Schnell fällt der Verdacht auf Michael Wolphram, einem pensionierten Lehrer, der ein wenig altmodisch wirkt. Er liest Bücher, hört klassische Musik, kein Fernsehen, keine sozialen Medien, allerdings auch so gut wie keine Kontakte, keine Familie. Während die beiden Ermittler ihre Arbeit tun, stellt sich schnell heraus, dass der eine den Lehrer kennt – er war auf einem elitären Internat und Wolphram hat dort unterrichtet. Schon damals war eher außergewöhnlich, aber im Vergleich zu den anderen Lehrern harmlos. Daher versucht der Ermittler, die Unschuld des Lehrers zu beweisen, denn er ist nicht überzeugt. Anders der andere Ermittler, Gary, er sucht eher nach Beweisen für den Mord. Nur gibt es davon nicht viele, trotzdem beginnen die Medien eine Hetzjagd.
Das Buch ist nach einem wahren Fall geschrieben. Es ist hochaktuell, speziell in Bezug auf den Umgang der Medien mit einem vermeintlichen Täter. Hier wird ein Mensch quasi vor Feststellen einer Schuld vernichtet. Doch nicht nur allein der Täter – denn nach ein paar Tagen stürzt man sich auf das Opfer und schlachtet auch hier jede kleinste Kleinigkeit ohne Rücksicht auf Verluste auf.
Das ist detailliert und auch beklemmend beschrieben.
Der zweite Erzählstrang geht um die Erlebnisse in dem Jungeninternat. Auch hier sehr erschreckend und detailreich.
Warum nun meine Einschätzung: Hochaktuell, aber schwierig? Schwierig war für mich der Stil. Ich habe gelesen und gelesen und bin gefühlt überhaupt kein bißchen vorwärtsgekommen. In dem Buch gibt es eine Beschreibung über einen skandinavischen Film, der von Wolphram den Jungen gezeigt wird und der mit 5 Stunden Länge jede Begebenheit von allen möglichen Seiten ausführlich zeigt. Trotzdem sind die Jungen fasziniert.
Nun, das Buch zeigt auch jede Möglichkeit von allen möglichen Seiten extrem ausführlich. Das Problem ist nur, ich war davon bald nicht mehr fasziniert, sondern mehr und mehr zumindest teilweise so gelangweilt, dass ich angefangen habe, manches wirklich quer zu lesen.
Auch die seitenlangen Beschreibungen über den alten Zoo. Ich habe verstanden, dass dieser als Metapher für einiges dienen soll. Aber mir war es irgendwann einfach zu viel.
So gesehen ist mein Fazit: ein aktuelles und nicht uninteressantes Buch. Aber man muss den Stil und die Erzählweise mögen.