Es waren zwei Königskinder, die hatten einander so lieb...!
Frank Beyer (1923-2006) war als "thüringischer Holzkopf" (neben Konrad Wolf) der renommierteste Regisseur der DDR und einer der besten Deutschlands. Ich habe ihn in den 90er Jahren auf einem Braunschweiger Filmfestival anlässlich der Wiederaufführung von "Spur der Steine" (der kurz nach der Fertigstellung 1966 in der DDR verboten worden war) als zutiefst authentischen Menschen kennengelernt, war sehr beeindruckt und wohl deshalb an seinem übrigen Filmschaffen äußerst interessiert. Besonders gut gefallen haben mir: "Nackt unter Wölfen" von 1963 (über die letzten Monate, Wochen und Tage im KZ Buchenwald); "Karbid und Sauerampfer", ebenfalls von 1963 (eine Nachkriegskomödie und einer der ersten "Roadmovies"); der o.g. Film "Spur der Steine" (über das Leben und Lieben auf einer Großbaustelle im Osten Deutschlands); "Jakob der Lügner" von 1974 (der in einem polnischen Ghetto lügen muss, er hätte ein Radio, weil ihm niemand glauben will, dass er eine einzige Botschaft zufällig aufgeschnappt hat; der einzige Film der DDR, der für einen Oscar nominiert war!) und "Der Aufenthalt" von 1983 (in dem der Protagonist Mark Niebuhr, der am selben Tag wie ich Geburtstag hat, Ende des 2. Weltkrieges als einfacher deutscher Soldat zu Unrecht eines Mordes verdächtigt wird und schließlich in einer Gemeinschaftszelle unter seinen "Volksgenossen" die wahren Mörder erkennen muss). Nicht alle genannten Filme sind in dieser sehr empfehlenswerten Box; sie lassen sich aber einzeln zusätzlich beschaffen. Nicht empfehlen kann ich dagegen den neu erschienenen Artikel "Frank Beyer - Alle DEFA-Spielfilme 1957-1991", weil dieser einerseits Filme von ihm enthält, die Frank Beyer selbst für weniger gelungen hielt; andererseits seine wichtigen und gut bis sehr guten Arbeiten für das ost- und westdeutsche Fernsehen fehlen (wie z.B.: "Rottenknechte" von 1971; "Der König und sein Narr" von 1981; "Der Bruch" von 1989; "Ende der Unschuld" von 1991; "Nikolaikirche" von 1995) Last, but not least: "Königskinder" von 1962, dessen Titel nicht ohne Grund an das deutsche (im Original wohl plattdeutsche) Volkslied erinnert; denn erzählt wird die Geschichte eines Liebespaares, das sich seit der Kindheit liebt, aber wegen widriger Umstände nicht zueinander kommen kann. (Der Protagonist ist Kommunist und während der Nazi-Zeit erst im KZ und dann in einem Strafbataillon.) Dieser Film hat - weniger aufgrund der geschilderten Geschehnisse, als wegen der parabelhaften Handlung mit symbolistischen Elementen (wie einer den expressionistischen Stumm-Filmen der 20er Jahre verwandten Bildsprache) - aus Gründen, die meiner romantischen Persönlichkeit und meinem Vorleben (das im Mittelalter wurzelt) geschuldet sind, eine besondere Bedeutung für mich. Ich halte ihn (unabhängig vom Inhalt) für ein (Gesamt-) Kunstwerk.