Mit Renaissance hat diese Musik teilweise wenig zu tun
TUSCANY wurde bereits im Jahr 2000 aufgenommen. Es ist das bislang einzige Studioalbum der Bandreunion. Allerdings ist unklar was in diesem Fall unter Reunion zu verstehen ist. TUSCANY vereint zwar viele Mitglieder der Band aus den 70ern, allerdings hatte ja alles in den 60ern mit einer frühen Version von Renaissance begonnen.
Richtig ist, dass es nur ein Original-Line-Up geben kann und gibt. Dieses gründete die Band 1969 und bestand aus den beiden Yardbirds Musikern Jim McCarty und Keith Relf, Relf's Schwester Jane, sowie Louis Cennamo am Bass und John Hawken an den Keyboards. Diese Line-Up brachte gerade einmal eine einzige LP heraus. Alles was danach kam, waren bei genauer Betrachtung Coverbands bzw. Bands, die den Namen Renaissance vor allem aus marketingtechnischen Gründen gebrauchten.
Dennoch gab es eine klassische Besetzung, welche die erfolgreichsten Alben der Band einspielte. Dazu gehörten Jon Camp, John Tout, Terence Sullivan, Michael Dunford und natürlich Annie Haslam. Auf TUSCANY sind bis auf Jon Camp alle wieder mit dabei, die der Erfolgsbesetzung angehörten.
Renaissance hatten schon immer ein Faible für klassische Melodien. Wie der Name bereits sagt, war das ja gerade eines ihrer Markenzeichen. Doch einiges passt so gar nicht ins Bandkonzept. „Life in Brazil“ zum Beispiel mit seinen falschen Steeldrums ist mehr als unpassend für die Band. „The Race“ in seiner ganzen Hektik. Zudem gehen mir bei dem Album die so unglaublich billig und nach 80ern klingenden Keyboards auf den Senkel. Ich hatte eigentlich gedacht diese wären endgültig passé. Vieles wirkt so – schlagerhaft – so – musicalmäßig scheußlich. Ein Beispiel: Das gut 7 minütige „One Thousand Roses“ am Ende des Albums beginnt mit einem Keyboardteppich, bei dem ich nur darauf warte, dass Julie Covington auftaucht und singt „It won't be easy, vou'll think it strange“... Stattdessen singt Annie: „I Love to Watch You Move Swaying Like a Child“. Ein Lied über einen jungen Liebhaber, der ihr 1000 Rosen zu Füßen legt, noch bevor er Ihren Namen kannte. Vielleicht ein echtes Liebeslied, vielleicht ein Liebeslied an einen Fan, vielleicht aber auch die Antwort auf Andrew Lloyd Webber.
Natürlich kann man auch bei One Thousand Roses nur wenig gegen Annie Haslam sagen. Ihr Gesang ist immer noch bezaubernd. Doch mit Renaissance hat diese Musik teilweise wenig zu tun. Es fehlt die Tiefe, die Eigenständigkeit. Dass die Band auch anders kann beweist sie in „Pearls of Wisdom“. Einem Song bei dem es ein Wiederhören mit der klassischen Besetzung gibt, denn John Tout ist nicht bei allen Titeln vertreten. „Pearls of Wisdom“ lässt dann eben doch ein wenig von der Hochzeit der Band erkennen.
TUSCANY hat ein paar richtig gute Songs, welche die alten Fans der Band begeistern könnten. Fans von Annie werden ohnehin nicht anders können als sich die CD zu kaufen. Ebenso wie viele Frauen und Mädchen sich wohl werden angesprochen fühlen. Die alten Fans von Renaissance werden wohl weiterhin den alten Zeiten nachtrauern und dennoch in ihre Konzerte strömen, welche die Band leider bislang nicht nach Deutschland führte.