Möglicherweise oute ich mich mit dieser Rezension als musikalischer Barbar, was aber kein Problem für mich ist. Musik muß gefallen, als schön empfunden werden, die Seele berühren (im besten Fall). Und schon sind wir bei dieser hochgelobten Beethoven-Box.
Die Aufnahmen sind klanglich ganz hervorragend, gute Abhöranlage lohnt sich. Die Bühne ist weit und tief, die Staffelung der Instrumente genau hörbar. Aber bei jeder mir bekannten Symphonie (und irgendwie auch bei der noch unbekannten) will sich keine rechte Freude, kein rechtes Beethoven-Gefühl einstellen. Und hier offenbart sich der Laie, der keine zig verschiedenen Versionen mit allen großen Dirigenten und Orchestern kennt. Ganz zu Beginn der CD-Ära habe ich mir die Fünfte und die Sechste von Karajan mit den Berlinern gekauft. Und war entsetzt über dieses irrsinnige Tempo, das Karajan vorlegt. Als müsse er noch den letzten Bus kriegen, so meine damalige Erklärung spaßeshalber. Die CD habe ich dann verschenkt.
Und jetzt höre ich diese hochgelobten Aufnahmen (deswegen wollte ich sie käuflich erwerben) und erlebe ein Deja Vu. Alles prima, aber ich kann die Musik nicht fassen, sie nicht genießen, weil Jordi Savall das Orchester durch die Partituren hetzt, daß es nur so staubt. Sorry, that’s not my cup of tea. Es muß nicht ganz so getragen sein wie beim guten Karl Böhm, aber hier kommt bei mir keine Freude auf. Und um die geht es ja. Die fand ich bei Einspielungen von Leonhard Bernstein beispielsweise. Aber ich gebe freimütig zu, daß ich von Originalinstrumenten, originalen Tempi und was der Möglichkeiten mehr sind, keine Ahnung habe und es mich auch nicht sonderlich interessiert. Die Musik muß meine Seele erreichen. Und, bei aller technischen Perfektion, das tut sie nicht. Sehr schade, aber sisso.