Ende mit emanzipatorischer Perspektive ?
Für alle die großartiges Musiktheater ohne Scheuklappen erleben wollen, ist das die Götterdämmerung mit neuinterpretatorischer Perspektive im Geiste Wagners. Man muß das Beiheft lesen, um das Konzept des Regisseurs zu verstehen. Für Traditionalisten völlig ungeeignet, wenn sie der Meinung sind, nur die "Germanensicht" sei die einzig wahre. Geboten wird hautnahes, fesselndes Musiktheater einer singschauspielerisch hervorragenden Besetzung auch wenn sängerische Schwächen zu verzeichnen sind. Insbesondere der Hagen ist von der Stimmsubstanz ein Ausfall, nicht schauspielerisch. Aber die Gesamtleistung in einer konzeptionell grandiosen Geschlossenheit macht diesen Ring aus, der von der Basis die Rückerinnerung Brünnhildes auf ihr Leben bietet, die sich in letzter Konsequenz in einem emanzipatorischen Akt, für das Leben nach dem patriarchalischen Disaster entscheidet. Das kann aus meiner Sicht akzeptiert werden, da Wagner den Schluß offen gelassen hat, eigene Entwürfe mehrfach verworfen hat. Die Umsetzung der friedvollen Schlußmusik in den Akt der Geburt neuen Lebens, hinreissend in Szene gesetzt.
Insgesamt grandioses Musiktheater mit einem phänomenalen Dirigenten und Orchester. Leider nichts für eingeschworene Traditionalisten.