Traditionalistisch/Der Mythos von der Werktreue
Ein Ring mit seinen farbstarken Bühnenbildern wie gemacht für Regie-Theater Geschädigte. Aber mit Werktreue hat das nicht zwangsläufig zu tun, wie das von den Propheten des Traditionellen immer wieder reklamiert wird. Werktreue ist ein ambivalenter, nicht final definierbarer Begriff. Das was Traditionalisten fälschlicherweise als Werktreue bezeichnen, ist die Operntradition eines eingrenzbaren Zeitraumes. Und Wagner nur als Beweihräucherung zu inszenieren, käme seinem eigenen Selbstverständnis als politischer Revoluzzer wohl kaum entgegen. Kurioserweise haben sich in der Geschichte ausgerechnet die Sachwalter reaktionären Gedankengutes dieses Komponisten bedient und ihre okkult abstrus, nationalistischen Ideen ihm unterschoben. Wagner aus seinem gesellschaftskritischen Umfeld zu nehmen, heißt aber ihn zu deformieren, wie es lange Zeit geschehen ist, indem man ihm dräuendes Germanentum unterstellte.
Sängerisch bewegt sich dieser Ring auf insgesamt mittelprächtigem Niveau. Salminnen als Fafner, Moll als Hunding, Zednik als Mime, Jerusalem als Siegfried und Jessy Norman als Sieglinde sind herausragend. Orchestral wird alles geboten, was den Ring auszeichnet.
Wer einen Traditionsring sehen möchte, sollte zugreifen, generell Erstseher des Rings.