Seltenes Repertoire
Wer Musik fernab von ausgetretenen Konzertpfaden sucht, sollte sich bei skandinavischen Komponisten umschauen. Hier gibt es eine Fülle ausgezeichneten Materials, dass Dank engagierter Labels und einer großzügigen externen Förderung zum Teil gut auf Tonträgern dokumentiert ist, aber wenig Beachtung auf der internationalen Konzertbühne findet. Auch Solokonzerte finden sich reichlich und stehen in ihrer Qualität anderen bekannteren Komponisten in nichts nach. Bei Caprice sind zwei bemerkenswerte Violinkonzerte schwedischer Tonsetzer erschienen, die aufhorchen lassen. Es handelt sich hierbei um gemäßigt moderne Musik, die stilistisch zwischen Bartok und Strawinsky anzusiedeln ist, aber durchaus eigenständig daher kommt. Bei dem mir etwas geläufigeren Komponisten Hilding Rosenberg hört man ein großformatiges, symphonisches Werk mit virtuosen aber auch wunderbar ruhigen und kantablen Phasen, das die kompositorische Meisterschaft offenbart. Gelegentlich fühlt man sich an Bartóks 2. Violinkonzert erinnert. Söderlundh offeriert ein sehr individuelles, eher perkussives Werk, mit einem rhythmisch prägnantem Duktus, der sehr ins Ohr geht, aber in der Tonsprache, abgesehen von den ruhigen Passagen, deutlich avancierter ist als bei Rosenberg. Beide Komponisten verlassen jedoch nie den Pfad der Tonalität. Die unterschiedlichen Orchester und Solisten agieren hörbar engagiert, mit schöner Tongebung und über jeden Zweifel erhabener Virtuosität, die in beiden Konzerten enormes abverlangt. Es handelt sich um etwa 30 Jahre alte Aufnahmen, die tontechnisch einwandfrei durch ein luftiges und sehr dynamisches Klangbild realisiert wurden und mit neueren guten Einspielungen durchaus mithalten können oder ihnen teilweise sogar überlegen sind. Zum vollen Genuss der Musik ist eine sehr gute Elektronik jedoch unabdingbare Voraussetzung.