Lieblos
Die Scheibe folgt dem Mainstream des Electropop und ist gut anzuhören. Die Single-Auskopplung „Traffic Lights“ ist dabei sicherlich einer der stärksten Titel, sprich: hitverdächtig. Leider wird Lena über weite Strecken durch Hall, Synthie-Sound und Backgroundvocals, häufig alles gleichzeitig, derart zugekleistert, dass ihre Stimme vollkommen austauschbar klingt. Kat Vinter, die bei dem 12. Titel „Catapult“ mitsingt, wird gerade von denselben „Hitproduzenten“ mit derselben Musik vermarktet. Dabei hat Lena auf „Stardust“ bewiesen (und es auch auf dieser Scheibe zeigt), dass sie wirklich Stimme hat und performen kann.
Insgesamt ist „Crystal Sky“ eine etwas lieblose Produktion. Das fängt schon beim Cover an. Muss ein gut aussehendes Mädel derart zerschnitten werden? Diesen 70er-Jahre-Grafik-Effekt hatte schon der konservative Sergio Mendes für ein LP-Cover eingesetzt, jedoch sehr viel geschmackvoller. Und seit wann ist Hautfettglanz sexy und macht ein Weitwinkelobjektiv eine gute Figur? Diese Ungeschicklichkeiten setzen sich fort beim Hit „Traffic Lights“. Ausgerechnet der beginnt mit einem eher schmerzhaften Sound, wo doch die ganze CD eher weich und allgemeinverträglich daher kommt. Der Titel hört exakt auf demselben Ton auf wie der nächste, „All Kinds Of Crazy“, anfängt. Gleich zwei Titel heißen *Sleep*. Wenn man doch alles selbst im Griff hat, sind das unnötige Ungeschicklichkeiten. Während die sich die erste Hälfte der CD dennoch gut anhören lässt, geht den Produzenten in der zweiten Hälfte buchstäblich die Luft aus: Ab „4 Sleeps“ (wie sinnig!) kann man die Wiedergabe abschalten.
Die Musik (oder besser der Klangteppich) wurde scheinbar konsequent auf Ohrhörer und mobile Endgeräte abgestimmt und klingt damit auch ganz ordentlich (sofern man nicht nachfragt, was für Instrumente aktuell eigentlich gerade gespielt werden). Über eine anständige Hifi-Anlage („was bitte ist das?“) klingt die Musik jedoch grauenhaft nach komprimierten mp3-Files.