Seelenlos
Kenneth Brannagh versucht sich zum zweiten Mal an einem Klassiker von Agatha Christie, der genauso wie "Mord im Orient-Express" bereits zuvor verfilmt worden war. Und leider ist das Experiment auch diesmal schief gegangen. Herr Brannagh hat null von der Figur des Hercules Poirot und schafft es nicht auch nur ansatzweise ihr gerecht zu werden. Dazu kommen jede Menge historische Freiheiten, bisweilen ärgerliche Frechheiten, die jeden Spaß trüben. Angefangen bei der Musik, den Tänzen, einigen Kostümen, gesellschaftlichen Konventionen etc. etc. Wahrscheinlich sollte der Stoff modernisiert werden, das ging gründlich in die Hose. Hätte es nicht genügt einige inhaltliche "Modernisierungen" einzufügen? Dazu kommt eine Besetzung die glatt, langweilig und unauffällig ist, ähnlich wie die insgesamt künstliche, computergenerierte Gestaltung des Sets. Gut aussehen ersetzt keine Schauspielkunst.
Wer das Buch liebt und die zwei wunderbaren bisherigen Verfilmungen sollte dringend die Finger von diesem Werk lassen, besonders wenn er die Zeit seiner Handlung liebt und kennt. Wer mit dem Stoff nicht vertraut ist, kann ihn sich mal anschauen, sollte aber dann unbedingt auch die früheren Versionen genießen. David Suchet IST Poirot! Und diese Version mit ihm ist voller Seele und wirklich berührend, die Fassung mit Peter Ustinov glänzt mit Original Schauplätzen und einem Cast voller echter Schauspielstars. Kenneth Brannagh ist ein guter Schauspieler und Regisseur, aber er möge doch bitte die Finger von den Büchern Agatha Christies lassen. Keine Kaufempfehlung.