Nothin but a Funk-Jam-Party
Ausschnitte aus 3 Konzerten im Sommer1994, verteilt auf 4 CDs. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass dies keine Konzerte von Prince waren, wenngleich sie jetzt unter diesem Namen veröffentlicht wurden, da er Jahre wieder diesen Namen annahm, sondern vielmehr waren es Konzerte von „The Artist Formerly Known As Prince“ oder (Symbol) oder (Glyph) oder wie man ihn auch immer in dieser Phase nennen wollte. Und er feiert auch nicht seinen 36. Geburtstag, sondern seinen Ersten. Wenn man sich das Album „Come“ von 1993 ansieht, von dem drei Songs der Miami-Auftritt stammen, dann steht da auch zu lesen „Prince 1958 – 1993“. Prince war damals eben leicht - man muss es so nennen - paranoid und fühlte sich von seiner Plattenfirma um seine Musik und seine Identität beraubt (siehe dazu die DVD „Slave Trade – How Prince re-made the Music Business“).
Songs aus den 80er Jahren spielte er daher bei diesem Konzert auch gar nicht. Und wenngleich er damit alte Fans verstörte oder verprellte (siehe beiliegendes Booklet), so war dies an diesen drei Abenden doch eine super Funk-Jam-Groove – Party, bei der er sechs Songs vom Album „The Gold Experience“ spielte, das allerdings erst 1995 erschien (auch so eine Sache, für die die Plattenfirma verantwortlich war), so dass die Konzertbesucher diese damals nicht kannten. Einmal hört man in einer Pause einen Zwischenruf „where are the love songs?“. Dazu wurden „Get wild“ von „Exodus“ in zwei Versionen und einige Funk-Rap-Jams gespielt, die meines Wissen bisher unveröffentlicht sind, sowie eine Song von Stevie Wonder („Maybe your Baby“ von der LP „Talking book“) und vier Songs von Larry Graham’s Graham Central Station, davon „Hair“ zwar nur ganz kurz, aber „The Jam“ (ein Vehikel, um die Band vorzustellen) und „It’s alright“ von „Ain’t no bout a-doubt-it“ und „I Believe in U“ von „Release yourself“ in sehr starken Versionen. Und in der Tat sind die Cover-Songs Höhepunkte dieser Sammlung. Weitere Höhepunkte sind „Shhh“ mit großartigen Gitarren- und Drumsoli, und das Santana-Medley, ein Instrumental, das "Jungle Strut" (Santana III), "Soul Sacrifice" und "Toussaint L'Overture" enthält und zeigt, wie sehr Prince von Carlos beeinflusst wurde. Wenn man im Booklet ein Foto von Prince mit Bass sieht, wird man beim Hören nicht enttäuscht, er spielt ziemlich viel Bass, zwar nicht in der Funktion eines Basses, sondern als Solo-Instrument (Shoop) und als „low lead guitar“ mit viel Wah-Wah-Effekt, jedenfalls „very nasty“ !
Die Band bestand aus Tommy Barbarella – keys, Morris Hayes – organ, keys, Sonny T. – bass, Michael Bland – drums und Mayte - bck voc. Ein Rhythmus-Gitarrist war also nicht dabei und auch keine Bläser, selbst wenn man öfter eine Horn-Section hört, das ist von Barbarella auf den keys gespielt. Und auch Sonny T. bekommt ausgiebig Gelegenheit Bass-Soli zu spielen, wobei er aber meist einen Distortion-Effekt benutzt. Der Sound ist durchaus gut, ab und zu gibt es ein paar störende Zwischenrufe von Konzertbesuchern, aber die meisten schwächeren Stellen (siehe wieder booklet) wurden offenbar herausgeschnitten oder sind nicht erhalten.
Fazit: für die Fans des Musikers Prince – nicht des Sängers – eine Box, die ich sehr empfehlen kann, seine Gitarren- und Bass-Soli und auch seine Rhythm-Guitar-Arbeit sind hochklassig und die ganze Band war damals Spitze. Vergleichbares findet man meines Wissens bisher auf CD noch gar nicht, sondern nur in youtube-videos. Ich hoffe, es kommt noch mehr Material in der Art raus.