Ein grundsolides und schönes „old fashioned“ Album!
Da hat Leslie Mandoki mit seinen illustren und musikalisch hochversierten Soulmates mal wieder ein grundsolides und schönes „old fashioned“ Album vorgelegt. Diesmal mal sogar als Doppel-, als eine Art Konzeptalbum.
Wie immer bei Mandoki kommt die gesamte Aufnahme und die Aufmachung des Albums aufwendig und großartig daher, wie man es heutzutage leider nur noch sehr selten findet.
Ein über vierzigseitiges, liebevoll gestaltetes Booklet mit den Lyrics, vielen Fotos und Hintergrundinformationen zum Album und den Soulmates. Die beiden CDs kommen als zusätzliches Gimmick in schwarzer Vinyloptik daher – toll gemacht!
Das 1. Album "Living in the Gap" ist mit seinen zwölf Songs Mandoki typisch ausgefallen, mit wunderbaren Jazz-Prog-Rock-Arrangements und eingängig schönen Melodien.
Es singen, neben Mandoki selbst, abwechselt und gemeinsam legendäre Künstler wie Bobby Kimball und Chris Thompson, Nick van Eede und Tony Carey – ganz großartig z.B. bei "Old Rebels".
Bei "Let the Music show you the way" gibt es sogar ein postmortales Zusammenspiel von Jethro Tulls Ian Anderson und der in 2014 leider verstorbenen Musikerlegende Jack Bruce von Cream (übrigens beides Mitbegründer der Soulmates).
Das 2. Album "Hungarian Pictures" ist mit seinen sieben Stücken und den thematischen Adaptionen und Interpretationen des ungarischen Komponisten Béla Bartók etwas experimenteller und spezieller ausgefallen und benötigt bei mir ein wenig mehr Zeit um zu gefallen; was nicht heißen soll das es mir nicht gefällt.
Diese Musik ist eben keine schnelle Konsummucke, sondern braucht ihre gewisse Zeit um ihre Wirkung zu entfalten – hier muss man sich die Zeit nehmen um zu hören und zu genießen; nichts fürs Auto, oder für mal eben Zwischendurch.
Was mich aber aktuell an Mandoki stört ist seine scheinbar promotionstechnische Anpassung an den vorherrschenden Zeitgeist, was seine Aussagen und Texte betrifft.
Denn wenn er sagt seine Generation habe komplett versagt (was natürlich vollkommener Unsinn ist, denn jede Generation hat ihr Gutes und ihr Schlechtes) und sich z.B. massiv für die Klima/Umweltrettung und die zugehörige Jungendbewegung engagiert, passt das für mich nicht so ganz überzeugend mit seinem eigenen, luxuriösen Lebensstil zusammen den ich ihm in keiner Weise neide, sondern sogar gönne, aber Wasser predigen und Wein trinken habe ich noch bei niemandem gemocht!
Voller Punktabzug dafür!
Hatte die Gelegenheit die Soulmates in den letzten Jahren bereits zweimal, bei ihren eher seltenen Live-Auftritten in Berlin und Köln zu erleben; das war in unterschiedlichen Besetzungen jedes Mal eine absolute Sternstunde und ein musikalischer Hochgenuss für Freunde handgemachter Musik.
Die Jungs haben es echt drauf und ich beobachte enttäuscht und verwundert das ihre aktuelle Tour zum Album, die ja nur vier Shows in großen deutschen Städten und in tollen, eher intimen Konzertsälen, aber in wirklich großer und prominenter Besetzung umfasst, bis zum Schluss leider nicht komplett ausverkauft ist.
Ist dann wohl auch dem aktuellen Zeitgeist geschuldet, wo handgemachte Musik scheinbar immer weniger geschätzt und gewünscht ist – schade!