Ein recht schönes "Alterswerk"!
Wolfgang Niedecken ist zurück, als Solokünstler, mit interessanten Begleitmusikern, die hier viele mehr oder weniger bekannte BAP-Stücke in vollkommen neuen, akustischen Arrangements erscheinen lassen.
Für die Aufnahmen zu diesem Album hat sich der 62-jährige Musiker, nach seinem in 2011 relativ glimpflich überstandenen Schlaganfall, einen Traum erfüllt und ausschließlich ganz persönliche Songs ausgewählt, die der Mutter seiner zwei Töchter gewidmet sind.
Ihr Name ist Tina Niedecken und sie ist die Ehefrau mit der er seit 1994 verheiratet ist, mit der er zusammen alt geworden ist und auch gemeinsam mit ihr ihn die von ihm so viel zitierte Zielgerade zum "Zugabenteil" abbiegen möchte.
Aufgenommen wurde Ende 2012 in einer zum Studio umgebauten alten Kirche in Woodstock/New York.
Produziert von Niedeckens Freund, dem britische Singer/Songwriter Julian Dawson; abgemischt in den legendären, von Jimi Hendrix gegründeten, "Electric Lady Studios" in Manhattan.
Entstanden sind allesamt sehr persönliche Lieder aus den gut zwanzig letzten Jahren.
Auf dem Silberling macht allerdings der wunderschöne Titelsong "Zosamme alt" als eine Art Prolog den Anfang, den Wolfgang Niedecken erst im Sommer 2012 bei einem Türkeiurlaub geschrieben hat.
Darauf folgen dann jedoch alle Songs in chronologischer Reihenfolge, z.B. das allererste für Tina geschriebene und damals noch streng geheime Lied "Rääts un links vum Bahndamm".
Dieser Song hat zwar schon mehr als zwei Jahrzehnte auf dem Buckel, ist aber immer noch, schlicht und ergreifend, einfach nur schön.
In diesem Sinne schließen sich dann in durchgängig präsenter kölscher Mundart gesungen weitere zwölf Nummern an; bei allen steht die akustische Gitarre als Instrument im Mittelpunkt.
Jede Liebeserklärung, jeder Song hat seinen ganz eigenen Charme und strahlt eine besondere Intensität und Intimität aus.
Mal groovt es sehr entspannt, mal klingt es melancholisch verträumt.
Viele Lieder klingen zwar ungewohnt (wenn man die Original-BAP-Versionen kennt) und brauchen deswegen zum Teil auch ein wenig Zeit, um zu gefallen.
Bei den meisten Stücken ist mir das nach mehrfachem Anhören auch gelungen, bei einigen wenigen nicht so ganz.
Insgesamt ein recht schönes "Alterswerk", wenn man es denn jetzt schon so bezeichnen darf ...!?