Happy Birthday, John
Eins muss man Yoko Ono attestieren, sie versteht es bestens, das musikalische Erbe John Lennons zu vermarkten! Was ist also naheliegender, als zu Lennons siebzigstem Geburtstag diesen mit einer ganzen Reihe an Neu- bzw. Wiederveröffentlichungen zu feiern. Mit Abstand am opulentesten, auf jeden Fall ein richtiger Eyecatcher ist die sog. Signature Box mit den Alben "John Lennon / Plastic Ono Band", "Imagine", "Some Time In New York City", "Mind Games", "Walls And Bridges", "Rock`n`Roll", "Double Fantasy" (nur das Original-Album von 1980, nicht die "Stripped Down"-Version), "Milk And Honey" und einer Doppel-CD mit 6 Single-Tracks und 13 bislang offiziell unveröffentlichten Demos und alternativen Takes. Dazu gibt es neben einer Lithographie noch ein hübsches, üppig bebildertes 60 Seiten dickes Hardcover-Buch, das jedoch nichts bislang Unbekanntes von John Lennon zu erzählen weiß.
Beim ersten Hörvergleich mit den zuletzt erhältlichen CD-Versionen fällt mir vor allem auf, dass die neuen Remasters über das gesamte Frequenzspektrum sehr gut ausbalanciert sind, auf jeden Fall etwas weniger höhenlastig sind als die vor Jahren erschienenen CD-Ausgaben. Grundlage für die neuen Remasters waren bekanntlich die Originalmixes, nicht die vor einigen Jahren für die zuletzt erhältlichen CD-Ausgaben erstellten neuen Remixes. Welche Versionen nun besser sind, lässt sich nur subjektiv beantworten, objektiv feststellbar ist jedoch, dass bei den neuen Remasters, wenn überhaupt, nur sehr behutsam komprimiert wurde, die ursprüngliche Dynamik der Aufnahmen somit weitgehend erhalten geblieben ist.
Zum musikalischen Gehalt der Lennonschen Solowerke kann ich nichts mehr schreiben, was in den letzten Jahrzehnten nicht schon hundertfach geschrieben worden ist. Schade und etwas unverständlich finde ich, dass man bei den neuen Remasters das "Live Peace In Toronto"-Album von 1969 vergessen hat. Zu kritisieren ist, dass sowohl die CDs als auch die Booklets wieder einmal in viel zu engen Pappsleeves stecken, den CDs hätte man wenigstens zum besseren Schutz Cellophan-Hüllen spendieren können.