Da wäre so viel mehr drin gewesen.
„Children of Blood and Bone – Goldener Zorn“ hat es sofort auf meine Wunschliste geschafft, als ich zum ersten Mal davon erfahren habe (durch den Blogger-Newsletter des Fischer-Verlags). Das Buch hörte sich auf jeden Fall nach etwas Besonderem und Interessantem an und hat somit, zumindest in den USA, einiges an Aufmerksamkeit erzielen können. Kein Wunder also, dass ich dem nicht widerstehen konnte.
Dieses Buch lässt mich in vielerlei Hinsicht zwiegespalten zurück und hat es mir weder beim Lesen, noch beim Rezensieren besonders leicht gemacht. Denn die Grundidee und der rote Faden der Geschichte haben mich abgeholt und mir einige spannende Lesestunden beschert. Zum einen ist der Plot recht komplex ausgearbeitet und hat viele kleine Spannungsbögen, die zwar manchmal ein bisschen vorhersehbar, aber dennoch gut umgesetzt sind. Zum anderen haben mir die interessante und faszinierende Facetten gefallen, wie beispielsweise die verschiedenen Clans, die Geschichte der Götter und der Maji und die Sprache. Ich persönlich empfand das Buch durchgehend als unterhaltend, eben, weil die Geschichte so komplex und umfassend ist und viele aktionsreiche Szenen aufweist. Zusätzlich schreckt die Autorin auch nicht davor zurück, Tod, Blut, Kampf und Gewalt in „Children of Blood and Bone“ unterzubringen, was mich als Thriller-Liebhaber ebenfalls angesprochen hat. Alles in allem ist dieses Buch also ein dynamisches und fesselndes Werk, das meiner Einschätzung nach keine langweiligen Szenen beinhaltet.
Allerdings hat mich der Plot auch nicht immer überzeugen können. Es sind mir einfach viel zu viele Fragen offengeblieben. „Goldener Zorn“ ist zwar der Auftaktband einer Trilogie, aber das Ende beantwortet fast nichts und lässt den Leser mit leeren Händen zurück. Das ist zwar im Hinblick auf den zweiten Band spannend, frustriert aber auch enorm. Dazu kommt, dass die Geschichte mehrfach Logikfehler aufweist, die sich kaum oder gar nicht erklären lassen und meiner Meinung nach auch weit über dem Spielraum bei einem Fantasy-Buch liegen. Ich fand das ausgesprochen schade, denn ich habe als Leser definitiv gemerkt, dass die Autorin sich Gedanken gemacht hat, etwas erzählen und einiges an Kreativität nach außen tragen möchte. Allerdings fand ich das stellenweise nicht besonders gut umgesetzt und hätte mir mehr (vor allem bezüglich der Logik) gewünscht.
Zudem hat mich die doppelte Liebesgeschichte angestrengt. Mittlerweile ist es ja Gang und Gäbe Liebesgeschichte auch in Fantasy-Romanen unterzubringen und grundsätzlich habe ich da auch nichts dagegen. Ich denke, ich bin sogar einer der wenigen Leserinnen, die dem etwas abgewinnen können. Allerdings war die eine Liebesgeschichte – die, in der ich Potenzial gesehen habe – so gut wie nicht existent, weil sie zwei Nebencharaktere betrifft, die in großen Teilen des Plots demnach nicht im Vordergrund stehen. Die zweite Liebesgeschichte war dagegen schlichtweg einfach zu viel – viel zu viel! Die zwei Liebenden sind meiner Meinung nach einfach nicht füreinander geschaffen und die Schnelligkeit, in der sie sich annähern, empfand ich nach dem, was Zélie als Hauptfigur durchgemacht hat, als unpassend und unglaubwürdig.
Auch wenn mich die beiden eben genannten Punkte dabei gehemmt haben, mich vollkommen auf das Buch einzulassen, hätte ich darüber eventuell noch hinwegsehen können. Ausgesprochen gestört hat mich allerdings die oberflächliche Charakterausgestaltung. Zélie, Amari und Inan bekommen jeweils ihre eigenen Perspektiven, die es dem Leser eigentlich ermöglichen sollten, sich auf die Figuren einzulassen und sie zu verstehen. Allerdings ist mir das während des ganzen Buches nicht gelungen. Ich mochte Zélie, Amari und Inan (und auch Zélies Bruder Tzain), aber sie sind mir nicht so ans Herz gewachsen, dass ich mit ihnen mitgefühlt hätte, dass mich ihr Schicksal besonders interessiert hätte. Auch im Nachhinein kann ich kaum eine Charakterisierung der Figuren vornehmen – und wenn, dann käme sicher keine gute heraus. Die einzige Figur, die mich ansatzweise überzeugen konnte, war Amari. Sie bleibt sich im Laufe der Geschichte überwiegend treu, entwickelt sich zum Guten und kann sich mit ihren Fertig- und Fähigkeiten gut in die Geschehnisse einbringen.
Im Allgemeinen hat die Autorin phasenweise Probleme, sich auszudrücken. Denn sie kann meiner Meinung nach weder die Ereignisse, noch die Figuren besonders gut an den Leser bringen. Auch das World-Building hätte man in einem Fantasy-Roman viel intensiver und ausschweifender ausarbeiten können. Oft wirft Tomi Adeyemi irgendwelche Begriffe in die Geschichte, was auf den ersten Blick äußerst interessant wirkt, die allerdings nicht weiter erklärt werden. Und auch Umgebungen bleiben eher statisch und oberflächlich, so dass ich leider kaum ein Kopfkino erzeugen konnte. Und das hätte ich bei dieser Welt wirklich liebend gerne gekonnt.
Fazit
Wenn ich „Children of Blood and Bone – Goldener Zorn“ in drei Worten beschreiben müsste, wären es folgende: Spannend, aber oberflächlich. Meiner Meinung nach hat Tomi Adeyemi eine fesselnde und eine gute Geschichte erschaffen, die aber in sehr vielen Punkten nicht an das herankommt, was ich von einem herausragenden Buch erwarte. Mir fehlte einfach die Tiefgründigkeit bei der Geschichte, bei den Charakteren, bei dem Schreibstil, weswegen der Plot für mich immer mehr in den Hintergrund getreten ist. Schade, man hätte so viel daraus machen können!