Gilels in einem spektakulären Live-Mitschnitt
Was für ein bedeutender Tastenzauberer der russische Ausnahme-Pianist Emil Gilels (1916-1985) gewesen ist, kann man auf dieser CD erfahren, einem Leningrader Konzert-Auftritt aus dem Januar 1968. Es beginnt mit Bachs Präludium und Fuge BWV 532 in Busonis Fassung, die ersten donnernden Akkorde machen gleich klar, daß es hier um alles geht, und das ist erst der Anfang... Hauptwerk des Abends sind Beethovens Variationen in c-Moll WoO 80, die man bei Konzert-Abenden praktisch nie zu hören bekommt, weil sie im Schatten noch umfangreicherer Zyklen Beethovens stehen, wie etwa den Diabelli-Variationen. Zu Unrecht, Beethoven war hier in auf seinem ureigensten Terrain, wie er sein eigenes Thema zerlegt und wieder zusammenfügt, das macht einen Staunen. Gilels übertrifft hier alle anderen Pianisten, die das Werk vorgelegt haben, auch Horowitz, von dem es eine Aufnahme aus den 1930er Jahren gibt. Und wir können sagen, um ein Wort Goethes zu nennen, daß wir dabei gewesen sind, wenn auch nur vor der heimischen Stereo-Anlage... Fünf Sterne für unerhörte Klavierwerke.