Rundum überzeugend.
Das ist eine tolle CD vor allem deshalb, weil die Verklärte Nacht und das Violinkonzert sehr "sprechend" musiziert werden. Das Booklet spricht im Zusammenhang mit dem Konzert von "romantischen Gesten" und einer "Nostalgie nach Tonalität". Tatsächlich scheint das hier die Interpretationsidee zu sein. Einige Beispiele: Im ersten Satz gibt es ab T. 81 eine Sechzehntelfigur, die zwischen H-Dur und h-Moll changiert. Dass das Tempo ab hier "poco meno Vivace" sein soll, habe ich in noch keiner Aufnahme so deutlich gehört wie hier: Faust drückt bei diesen Sechzehnteln deutlich hörbar auf die Bremse, so dass man diese tonale Reminiszenz sehr deutlich hören kann. Auch das "poco a poco stringendo" ab T. 246 habe ich noch nie so genau umgesetzt gehört. Die Ausdrucksbandbreite ist zudem sehr groß. Der Schluss des zweiten Satzes ist äußerst delikat, und auch hier hat mir die Aufnahme eine neue Perspektive eröffnet, denn es scheint, als ob hier die Anspielung auf F-Dur in den letzten zwei Takten besonders plastisch herausmodelliert wurde. In keiner Aufnahme ist das Kleinterzostinato ab T. 305 (zweiter Satz) so bedrohlich und dramatisch artikuliert wie hier, und in keiner Aufnahme (auch nicht in der mit Hilary Hahn) hat der Einsatz des Orchester nach der Kadenz im 3. Satz (T. 718) eine so bestürzende Wirkung (und so einen "Bumms"), wie man es hier hört. Es ist und bleibt ein schwieriges Werk, aber diese Interpretation macht wirklich glaubhaft, dass Schönberg auch in der Zwölftontechnik im spätromantischen Gestus weiterkomponiert hat.