Fest der schönen Stimmen
Die Krone dieser Aufnahme gebührt eindeutig ihrem Dirigenten. Richard Bonynge beflügelt das London Symphony Orchestra und die sicher intonierenden Chöre durch erfrischenden Schwung, den er in seiner überzeugend klaren Disposition der Partitur hineinbringt, sein Gespür für die ausdrucksvoll interpretierten Introduktionen, die Ballettmusik und überhaupt das Brio der Großen Oper. - Gounod gesanglich zu interpretieren stellt man sich im Allgemeinen "dezent parfümiert" ganz im Stil der französischen Opéra lyrique vor. Insofern wären in den Hauptrollen die drei hier verpflichteten Starsänger eigentlich fehlbesetzt, eigentlich(!), denn beim Hören dieser Einspielung kommt man nicht umhin, ihre Darbietungen als grandios zu bezeichnen. - Franco Corelli als Titelheld stellt alles andere als einen lyrisch-eleganten französischen Tenor dar. Sein Faust schmettert sich mehr im Stile eines Manrico oder Andrea Chenier statt lyrisch-ekstatisch durch die Partie, hier und da mit den typischen Schluchzern. Trotz allem, er singt voller Leidenschaft und mit fester, schöner und aufregend höhensicherer Stimme. - Joan Sutherland als Margarete besticht besonders in den dramatischen Situationen durch geradezu artistisch vorgetragene Koloraturen. - Nicolai Ghiaurov ist ein stimmgewaltiger, fulminanter Mephisto; er verbindet höllischen Spuk mit zynischem Spott. - Der Valentin von Robert Massard klingt im Gebet in der Stimmfärbung etwas schwer, kommt damit jedoch in den Ensembles gut zur Geltung. - Die Nebenrolle der Siebel ist mit Margreta Elkins hervorragend besetzt.